Wenn du es liebst, Kleidung aus den 1970er-Jahren im Secondhand-Laden für fast nichts zu ergattern, könnte der Online-Verkauf von Vintage-Kleidung genau das Richtige für dich sein. Ein Auge fürs Finden und Kuratieren von Vintage-Stücken zu haben, ist eine Fähigkeit mit Vorteilen, die über deinen einzigartigen Kleiderschrank hinausgehen.
Vintage-Käufer:innen verlassen sich auf Ladenbesitzer:innen, die die mühsame Suche übernehmen und ein entspanntes Erlebnis zum Stöbern schaffen – mit den besten Artikeln in bestem Zustand. Angesichts des wachsenden Bewusstseins der Konsument:innen für die Herkunft ihrer Kleidung, bietet der Verkauf von Vintage-Kleidung eine nachhaltige Geschäftsmöglichkeit in einem wachsenden Markt.
In diesem Leitfaden führen wir dich Schritt für Schritt durch den Aufbau deiner eigenen Marke und zeigen dir, wie du Vintage-Kleidung online – und auch überall sonst– verkaufen kannst. Du erfährst, wo du Produkte beschaffen kannst, erhältst Tipps zur Fotografie, Preisstrategien und vieles mehr, ergänzt durch Branchenwissen erfolgreicher Vintage-Verkäufer:innen.
Der Markt für Vintage-Kleidung
In Deutschland sorgt Secondhand-Mode aktuell für ca. 13% des Umsatzes im Bekleidungs-Geschäft. Mit Rückblick auf die letzten Jahre steigt der Trend und lässt die Zahl der Vintage-Verkäufer:innen auf Plattformen wie Etsy und eBay wachsen.
Obwohl es viel Konkurrenz gibt, spricht nichts dagegen, eine einzigartige Vintage-Marke zu schaffen, die deinen individuellen Geschmack widerspiegelt und sich von überfüllten Marktplätzen abhebt. Bevor du jedoch mit dem Verkauf von Vintage-Kleidung beginnst, solltest du die Terminologie gut verstehen.
Vintage vs. Antik vs. Retro
Es gibt einige Begriffe, die du kennen solltest, wenn du ein Geschäft für den Online-Verkauf von Vintage-Kleidung starten möchtest:
- Vintage-Kleidung: Vintage-Kleidung wird allgemein als alles beschrieben, was zwischen 20 und 100 Jahre alt ist.
- Antike Kleidung: Kleidung gilt als antik, wenn sie älter als 100 Jahre ist. Solche Stücke sind seltener und finden sich oft in Museen oder privaten Sammlungen.
- Retro- (oder Repro-)Kleidung: Stücke, die innerhalb der letzten 20 Jahre im Vintage-Stil produziert wurden, gelten nicht als Vintage. Typischerweise werden diese Artikel als Retro oder Repro (Kurzform für Reproduktion) bezeichnet.
Wie du Vintage-Kleidung online in 11 Schritten verkaufst
In diesem Leitfaden erfährst du, wie du Vintage-Kleidung mit Hilfe von Gründer:innen aus vier erfolgreichen Vintage-Geschäften verkaufen kannst. Lerne aus ihren Erfahrungen die besten Praktiken für die Beschaffung von Vintage-Artikeln und den Aufbau deines eigenen Geschäfts.
1. Finde deine Nische
Jedes erfolgreiche Unternehmen beginnt an derselben Stelle: mit einer großartigen Geschäftsidee. Du kannst natürlich einfach verkaufen, was dir selbst gefällt. Es kann aber hilfreich sein, eine bestimmte Nische innerhalb der Vintage-Welt auszuwählen, um dein Geschäft von anderen abzuheben.
Möglich sind beispielsweise die folgenden Nischen:
- Ein bestimmtes Jahrzehnt oder mehrere Jahrzehnte, wie die 1920er- oder 1980er-Jahre
- Einen bestimmten Zweck oder Anlass, wie Abendmode oder Sportbekleidung
- Hochwertige Vintage-Designerkleidung
- Ein Nischenprodukt, wie Vintage-Band-T-Shirts
- Überarbeite oder upgecycelte Stile (Vintage-Kleidung in neue Stücke umgestalten)
- Neue Retro-Kleidung im Vintage-Stil (lies unseren Leitfaden zum Start eines eigenen Modelabels)
- Trendige Stile, wie das Revival der 90er
Dayna Atkinson, Gründerin von FYRE VINTAGE, hat ihre Leidenschaft darin gefunden, Vintage-Stücke neu zu interpretieren, indem sie sie auseinandernimmt und auf neue Weise zusammennäht. „Ich habe eine gute Mischung aus regulärer Vintage-Kleidung und überarbeiteter Vintage-Mode, was meinen Shop einzigartig macht“, sagt sie.
Sobald du dich für eine Nische entschieden hast, solltest du diese anhand mehrerer Kriterien testen, bevor du dich festlegst:
- Was ist dein Stil? Es wird dir leichter fallen, Vintage-Kleidung zu finden, wenn du deinen eigenen ästhetischen Vorlieben folgst. Du kennst die Marken bereits und kannst in überfüllten Secondhand-Läden schneller gute Stücke erkennen.
- Ist deine Nische zu begrenzt? Wenn du eine zu spezifische Nische wählst, könntest du Schwierigkeiten haben, genug Bestand zu beschaffen. Stelle sicher, dass du zuverlässige Bezugsquellen für deine Nische hast.
- Ist die Nische überlaufen? Gibt es bereits zu viele Shops, die Vintage-Kleidung in derselben Nische verkaufen? Falls ja, wie kannst du dein Angebot differenzieren?
- Solltest du einem Trend folgen oder einen neuen setzen? Was sich auf den Laufstegen oder in den Trends von Influencern abzeichnet, kann dir eine Richtung vorgeben. Vintage-Kleidung verkauft sich besser, wenn sie zu einem modernen Stil oder Lifestyle passt.
2. Baue deine Marke für Vintage-Kleidung auf
Eine solide Marke für dein Vintage-Geschäft hilft dir, eine relevante Zielgruppe zu finden, einen Leitfaden für künftige Mitarbeitende zu erstellen und deinen Fokus konsistent zu halten.
Es ist wichtig, dass du deine Marke für Vintage-Kleidung bereits in dieser frühen Phase definierst. Die Beantwortung einiger Fragen hilft dir dabei, deine Markenstory zu erzählen, deine visuelle Ästhetik (oder Markenidentität) zu entwickeln, deine Mission festzuhalten und dir deine ideale Kundschaft klarer vorzustellen.
Du wirst deine Markenrichtlinien regelmäßig zur Hand nehmen – sei es bei der Gestaltung deiner Website oder der Kuratierung deiner Kollektion. Und wenn du dein Geschäft vergrößerst und Mitarbeitende einstellst, helfen diese Richtlinien dabei, eine einheitliche Botschaft zu gewährleisten.
3. Finanziere deine Geschäftsidee
Dank moderner Tools und Technologien kannst du dein Vintage-Geschäft mit minimalem Startkapital von zu Hause aus starten.
Dieses Geschäftsmodell erfordert jedoch in der Regel, dass du deinen Bestand im Voraus kaufst. Eine weitere Möglichkeit ist das Konsignationsmodell, bei dem du die Artikel erst nach dem Verkauf bezahlst. Alternativ kannst du mit kleinen Mitteln starten und Vintage-Kleidung Stück für Stück über Online-Marktplätze verkaufen, um mit den Einnahmen neuen Bestand zu kaufen.
Wenn dein Geschäft wächst, solltest du bedenken, wie lange dein Wohnraum für die Lagerung ausreicht, und rechtzeitig planen, wann du auf ein eigenes Büro oder Lager umsteigen musst.
Seán Domican und Oisín Manning haben Durt Co. Vintage mit persönlichen Ersparnissen gegründet und ihr Geschäft nach und nach ausgebaut. Sie achten darauf, ihren Cashflow genau zu verwalten. Da es sich um ein Geschäft mit Einzelstücken handelt, ist es entscheidend, jederzeit über Bargeld zu verfügen, um einmalige Stücke kaufen zu können, sobald sie verfügbar sind.
Weitere Finanzierungsmöglichkeiten für dein Vintage-Geschäft sind:
4. Beschaffe Vintage-Kleidung für den Verkauf
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, deinen Bestand zu beschaffen, wenn du Vintage-Kleidung verkaufen möchtest. Dazu gehören Secondhand-Läden, Auktionen und Großhändler:innen. Schauen wir uns einige dieser Optionen genauer an:
Vintage-Shoppen in Secondhand-Läden
Wenn du gerade erst mit dem Verkauf von Vintage-Kleidung beginnst, sind lokale Secondhand-Läden eine hervorragende Quelle. Wenn du Geduld hast und nicht gleich große Produktmengen benötigst, ist dies ein guter Startpunkt. Beachte diese Tipps, um Vintage-Kleidung für den Online-Verkauf zu finden:
- Besuche regelmäßig und an den richtigen Tagen: Viele Läden erhalten an bestimmten Tagen neue Lieferungen. Frag das Personal nach diesen Terminen und plane deine Besuche entsprechend.
- Hab einen Plan: Definiere vorab, wonach du suchst, um Zeit und Geld zu sparen. Erstelle einen Style-Guide mit hilfreichen Identifikatoren, falls dich jemand bei der Suche unterstützt.
- Überprüfe die Artikel sorgfältig: Secondhand-Läden haben oft nicht die gleichen Qualitätsstandards wie kuratierte Vintage-Stores. Achte darauf, dass die Artikel keine Flecken oder andere Schäden haben. „Nimm dir am Ende deiner Einkaufstour Zeit, alle Teile in deinem Einkaufswagen auf Mängel zu überprüfen“, sagt Dayna.
- Kenne dich aus: Studiere alte Modezeitschriften, um typische Merkmale bestimmter Epochen zu erkennen, wie Etiketten, Reißverschlüsse oder Schnitte.
- Halte große Taschen und Bargeld bereit: Du weißt nie, wann du auf einen Vintage-Verkauf stößt. „Hab immer ein paar IKEA-Taschen im Auto und Bargeld dabei“, sagt Naomi Bergknoff, Gründerin von OMNIA.
Naomi besucht auch heute noch Secondhand-Läden, wann immer sie reist, und bezieht ihre Kleidung aus verschiedenen Quellen, darunter Sammler:innen und ihre Kund:innen. Unabhängig von der Quelle bleibt sie wählerisch: „Ich denke immer darüber nach, was mich anspricht und was meine Kund:innen gerne sehen würden.“
Weitere Quellen für Vintage-Kleidung
Beschränke dich nicht auf Secondhand-Läden. Es gibt viele weitere Orte, an denen du Schätze finden kannst, wenn du bereit bist, etwas Zeit zu investieren:
- Auktionen: Melde dich für Benachrichtigungen zu Auktionen in deiner Nähe an. Einige finden persönlich statt, andere auf Plattformen wie eBay.
- Nachlässe: Nachlassverkäufe können wahre Goldgruben sein. Trage dich in die E-Mail-Liste lokaler Veranstalter ein, um nichts zu verpassen.
- Online-Marktplätze und Kleinanzeigen: Seiten wie Kleinanzeigen bieten oft versteckte Schätze, ebenso wie Anzeigen für Garagenverkäufe oder Umzüge.
- Picker: Sobald dein Geschäft wächst, kannst du jemanden beauftragen, regelmäßig Secondhand-Läden für dich zu durchstöbern.
- Großhändler:innen: Melde dich als Gewerbekund:in an, um Vintage-Kleidung in großen Mengen zu Großhandelspreisen zu kaufen.
- Konsignationsprogramme: Kaufe oder verkaufe Vintage-Artikel im Auftrag von Kund:innen – eine risikoarme Möglichkeit dein Geschäft aufzubauen.
- Flohmärkte: Frühes Erscheinen sichert die besten Stücke, aber die besten Preise bekommst du am Ende des Tages oder der Saison, wenn Händler:innen ihren Bestand abverkaufen möchten.
- Sammler:innen: Private Sammler:innen könnten bereit sein, dir Teile ihrer Kollektion zu verkaufen.
Zusammenarbeit mit Großhändlern
Großhändler:innen für Vintage-Kleidung beziehen ihren Bestand oft aus Altkleidercontainern, die in Übersee weiterverarbeitet werden. Picker wählen die besten Stücke aus, die dann an Vintage-Shops verkauft werden.
In Irland ist Vintage-Kleidung noch nicht so etabliert wie in anderen Teilen der Welt, meint Seán von Durt. Daher ist die Auswahl für sein Geschäft dort begrenzt. Ein Großhändler gab ihm Zugang zu Vintage-Kleidung in großen Mengen, die sie virtuell prüfen konnten. „Jemand stellt ein Stativ mit einer Kamera auf und zeigt uns die Kleidung, während wir auswählen“, sagt Seán.
Auch das Team von COAL N TERRY hat Beziehungen zu Großhändler:innen aufgebaut, um Zeit zu sparen und das Geschäft auszubauen. „Sie wissen bereits, welche Art von Artikeln wir suchen“, sagt Mitgründerin Azeezat Owokoniran-Jimoh. „Manchmal bekommen wir sogar Marken aus der High-Fashion.“
5. Verwalte dein Vintage-Inventar
Ohne ein klares System kann sich dein Bestand an Vintage-Kleidung schnell wie ein unübersichtlicher Secondhand-Laden anfühlen. Im Gegensatz zu Shops mit begrenzten Produktlisten (und mehreren Einheiten pro Artikel) sind Vintage-Kleidungsstücke oft Einzelstücke. Wenn dein Geschäft wächst, kann ein chaotisches System die Effizienz erheblich beeinträchtigen.
Entwickle ein Inventarsystem, um Artikel zu sortieren, zu lagern und zu identifizieren und so den Versand und die Abwicklung zu vereinfachen. Durt verarbeitet eingehende Vintage-Kleidung in Chargen und lagert die Artikel mit einem Nummernsystem: Jedes neue Stück wird etikettiert, nummeriert und in Reihenfolge auf Kleiderstangen gehängt. „Jetzt wissen wir genau, wo es ist, wenn jemand es bestellt“, sagt Seán.
Tipps für die Lagerung von Vintage-Beständen
- Achte auf die Luftqualität: Lagere Vintage-Artikel in temperatur- und feuchtigkeitskontrollierten Umgebungen (nicht in muffigen Kellern) und schütze sie vor Motten und anderen Textilschädlingen.
- Verwende Kleidersäcke: Diese schützen die Kleidung vor Staub und bei der Handhabung. Vermeide jedoch Plastik, da es Feuchtigkeit einschließen kann.
- Nimm gepolsterte Kleiderbügel: Drahtbügel können unerwünschte Risse, Falten oder sogar Rostflecken verursachen. Einige Holzkleiderbügel können je nach Beschichtung ebenfalls Schäden hinterlassen.
- Meide Sonnenlicht: Halte Vintage-Kleidung von natürlichem Licht fern, da Sonnenstrahlen die Farben ausbleichen können.
- Lagere richtig: Verwende Kunststoffboxen (keine Kartons) für Accessoires und offene Kleiderstangen für Kleidung, damit alles sichtbar und leicht zugänglich ist.
- Schütze die Kleidung: Achte auf Pailletten oder Verzierungen, die empfindliche Stoffe anderer Kleidungsstücke beschädigen könnten.
- Bleibe organisiert: COAL N TERRY sortiert seine Kleiderstangen nach Kategorien – Hosen, Oberteile, Denim – und dann nach Farben, sodass alle Mitarbeiter:innen die Artikel leicht finden können.
Reinigung und Reparatur von Vintage-Kleidung
Auch wenn du gebrauchte Kleidung verkaufst, erwarten Kund:innen, dass die Artikel sauber und wie beschrieben ankommen. Permanente Flecken, Risse oder andere Schäden können dennoch wertvoll und für Kund:innen attraktiv sein. Beschreibe und fotografiere die beschädigten Stellen genau, um Überraschungen und Retouren zu vermeiden.
Tipps zur Reinigung und Reparatur von Vintage-Kleidung
- Prüfe das Etikett und folge den Pflegehinweisen: Wenn keine Etiketten vorhanden sind, beurteile das Material, den Verschmutzungsgrad und den Zustand und recherchiere die beste Reinigungsmethode.
- Nutze einen Steamer: Wenn das Kleidungsstück relativ sauber ist, kannst du mit einem Steamer Gerüche und Falten entfernen – eine bessere Alternative zum Bügeln.
- Wasche von Hand: Diese Methode eignet sich für empfindliche Stücke. Flecken kannst du nach der Methode des Smithsonian entfernen.
- Finde eine zuverlässige Reinigung: Suche eine Reinigung, die Erfahrung mit Vintage-Textilien oder empfindlichen Stoffen hat.
- Arbeite mit guten Schneider:innen: Alternativ kannst du dir einfache Nähtechniken aneignen, um kleinere Schäden wie fehlende Knöpfe oder gelöste Säume selbst zu reparieren.
- Sortiere nach Farben: Durt hat diese Lektion auf die harte Tour gelernt, als ein rotes Stück eine ganze Wäscheladung rosa färbte.
- Denke über Upcycling nach: Dies ist eine großartige Möglichkeit, beschädigte oder verschmutzte Vintage-Artikel zu nutzen, die sich nicht im Originalzustand verkaufen lassen.
6. Fotografiere deine Vintage-Produkte
Die Produktfotografie ist in einem Vintage-Geschäft eine fortlaufende Aufgabe. Im Gegensatz zu anderen Modegeschäften, die Fotoshootings saisonal oder bei neuen Kollektionen planen, haben Vintage-Händler:innen einen ständigen Wareneingang, der einzeln fotografiert werden muss.
Ein eigenes Fotostudio aufbauen
Die Besitzer:innen von COAL N TERRY fotografieren alle Kleidungsstücke intern in einem fest eingerichteten Studio. Dieses umfasst eine DSLR-Kamera, ein Stativ, ein einfaches Beleuchtungsset und einen weißen nahtlosen Hintergrund. Da das Setup dauerhaft ist, bleibt die Fotografie auf den Kollektionsseiten konsistent, auch wenn die Artikel über mehrere Wochen verteilt fotografiert wurden.
Fotografieren auf kleinem Raum
Wenn du planst, Vintage-Kleidung von zu Hause oder aus einer kleinen Wohnung zu verkaufen, ist ein dauerhaftes Studio-Setup eher unrealistisch. In diesem Fall solltest du deine Ausrüstung an einem Ort lagern, damit sie leicht auf- und abgebaut werden kann.
Notiere dir die Platzierung des Stativs, die Kameraeinstellungen und die Lichtverhältnisse, um den Look bei jedem Shooting wiederherstellen zu können. Fotografiere in Chargen (z. B. wöchentlich oder alle zwei Wochen) anstatt jedes Stück einzeln.
Fotografie auslagern
Vielleicht entscheidest du, dass deine Fotografie-Fähigkeiten nicht ausreichen, und möchtest lieber mit einem professionellen Studio arbeiten. Bereite dich im Vorfeld gut vor, um deine Studiozeit optimal zu nutzen. „Ich plane die Outfits ein oder zwei Tage vor dem Shooting und hänge sie in der Reihenfolge, in der ich sie fotografieren möchte, auf einen Kleiderständer“, sagt Dayna.
DIY-Fotografierichtlinien für Vintage-Kleidung
Beachte die folgenden Hinweise, um das Meiste aus deinen Shootings herauszuholen:
- Imitiere das In-Store-Erlebnis: Da Kund:innen die Kleidung nicht anfassen oder anprobieren können, ist es wichtig, eine möglichst persönliche Einkaufserfahrung nachzubilden.
- Zeige jede Perspektive: Fotografiere verschiedene Ansichten: das ganze Kleidungsstück an einem Model oder einer Schaufensterpuppe, Nahaufnahmen von Nähten oder Knöpfen, ein Detail des Originaletiketts und eventuelle Schäden oder Mängel.
- Biete Inspiration: Mache deine Fotoshootings lebendig, indem du die Stücke an einem Model stylst (auch wenn du selbst das Model bist) und mit Accessoires kombinierst.
- Arbeite in Chargen: „Die Aufteilung des Bestands in wöchentliche Kollektionen macht den Prozess übersichtlicher“, sagt Naomi. Sie bietet wöchentliche „Drops“ auf ihrer Website an, nachdem sie eine Charge Vintage-Kleidung gemessen, vorbereitet und fotografiert hat.
- Nutze, was du hast: Wenn Naomi keine Models zur Verfügung hat, stylt sie die Kleidung kreativ auf einer Schneiderpuppe. „Mit etwas Sorgfalt kann das großartig aussehen“, sagt sie.
- Verzichte auf teure Ausrüstung: „Unsere Kund:innen reagieren oft besser auf Fotos, die mit dem Handy aufgenommen wurden, als auf professionelle Shootings“, sagt Azeezat.
- Sorge für gutes Licht: „Ich mag natürliches Licht, aber das kann unzuverlässig sein“, sagt Naomi. Grundlegende Beleuchtungssets und externe Blitze sind relativ günstig und unverzichtbar für deine Fotografieausstattung.
7. Entwickle eine Preisstrategie
Beim Verkauf von Vintage-Kleidung gelten die grundlegenden Regeln der Preiskalulation im E-Commerce: Berücksichtige die Kosten für den Artikel sowie weitere Betriebsausgaben. Standardformeln (z. B. den Großhandelspreis mal X) reichen jedoch nicht aus, da auch der Wert von Vintage-Kleidung eine Rolle spielt.
Jedes Stück sollte individuell bewertet werden. Gleichzeitig kannst du versuchen, die Preise innerhalb einer bestimmten Spanne zu halten, die zu deiner Zielgruppe passt. „Ich bemühe mich, meine Preise konsistent zu halten, damit meine Kund:innen wissen, was sie erwarten können“, sagt Dayna.
So bestimmst du die Preise für Vintage-Kleidung:
- Seltenheit
- Alter
- Tragbarkeit
- Nachfrage
- Zustand
- Trend (ist der Stil gerade in Mode?)
- Marke (Luxuslabel oder Fast Fashion?)
Der beste Weg, den Verkaufspreis zu bestimmen, ist die Suche nach ähnlichen Vintage-Artikeln auf Plattformen wie eBay oder Etsy. Gibt es viele ähnliche Stücke? Dann sinkt dein Verkaufspreis. Ist dein Artikel in besserem Zustand als vergleichbare Produkte? Dann kannst du den Preis erhöhen.
Für sehr alte, seltene oder Couture-Stücke kannst du eine Schätzung einholen oder Expert:innen aus der Vintage-Community um Rat fragen. „Es kommt selten vor, dass wir ein Stück haben, das eine Schätzung benötigt“, sagt Naomi. „Aber ab und zu frage ich andere Vintage-Händler:innen um ihre Expertise.“ So vermeidest du es, ein wertvolles Stück unter Wert zu verkaufen.
Tipp: Überprüfe Google Trends und das Suchvolumen nach relevanten Keywords, um zu sehen, ob für das Stück Nachfrage besteht. Es mag selten sein, aber wenn die Nachfrage gering ist, könnte sich das auf den Preis auswirken.
8. Richte deinen Onlineshop ein
Jetzt bist du bereit, auf einer Plattform wie Shopify eine einfache Website zu erstellen, um Vintage-Kleidung online zu verkaufen. Die meisten E-Commerce-Plattformen bieten eine kostenlose Testphase an, damit du dich ausprobieren kannst, bevor du dich festlegst. Lass uns die Schritte zum Aufbau deiner Website genauer ansehen.
Shop-Design
Beim Einrichten deines ersten Shopify-Stores kannst du das Design ganz einfach mit deinem eigenen Branding anpassen, ohne programmieren zu müssen. Es stehen mehrere Standard-Themes von Shopify zur Verfügung – einige davon kostenlos, andere kostenpflichtig. Diese kannst du mit Farben, Schriftarten und einer individuellen Navigation anpassen.
Wenn dein Geschäft wächst, möchtest du deine Website vielleicht noch stärker individualisieren. Wenn du Unterstützung beim Code oder Design benötigst, beauftrage Shopify-Expert:innen.
Wichtige E-Commerce-Seiten
Vergiss nicht, in deine Über-uns-Seite zu investieren. Hier wird die Geschichte deiner Marke erzählt: Sie informiert deine Kund:innen darüber, worum es bei dir geht (z. B. auf welche Jahrzehnte du dich konzentrierst, deine Inspirationen usw.). Diese Seite kann auch Informationen zu deiner Mission, deinem Nachhaltigkeitsansatz sowie Links zu deinen FAQ- und Kontakt-Seiten enthalten.
Auf deiner FAQ-Seite sollte klar beschrieben werden, dass Vintage-Artikel gebraucht / getragen und Unikate sind. Hier kannst du deine Kund:innen über Größenangaben, Pflege der Kleidung und deine Zustandsbewertungen aufklären. Diese Seite eignet sich außerdem als zentrale Anlaufstelle für Versand- und Kundenservice-Informationen, wie z. B. Versandkosten pro Land und deine Rückgabebedingungen.
Produktseiten und Kollektionen
Die Texte auf Produktseiten sind entscheidend, um die Erwartungen deiner Kund:innen zu steuern. Gleichzeitig können sie die SEO (Suchmaschinenoptimierung) verbessern und Rücksendungen minimieren. Vintage-Kleidung erfordert detailliertere Informationen als neue Kleidung, wie z. B. Maße, Geschichte und Zustand. „Jedes Kleidungsstück und jeder Körper ist einzigartig, daher ist es wichtig, Wege zu finden, die Eigenschaften eines Kleidungsstücks effektiv über eine Website zu kommunizieren“, sagt Naomi.
Kollektionsseiten helfen, deinen Onlineshop zu organisieren, und verhindern, dass er wie ein Flohmarkt wirkt. Überlege, deinen Bestand an Vintage-Kleidung in Kollektionen nach Ära, Farbe, Anlass, Art des Artikels oder Saison zu sortieren. „Wir erstellen Spezialkollektionen rund um Jahreszeiten, Feiertage und verschiedene Themen“, sagt Naomi. Diese Praxis unterstützt zudem die SEO und verbessert die Navigation.
Tipps für Produktseiten von Vintage-Händler:innen:
- Fehlende Etiketten: Recherchiere ähnliche Artikel online, um mehr über das Kleidungsstück zu erfahren. In manchen Fällen bleibt es eine fundierte Vermutung – gib dein Bestes.
- Konsistentes Größensystem: Gib Maße wie Taille, Hüfte, Ärmel und Brust sowohl in Zentimetern als auch in Zoll an.
- Zustandsbewertungen: Entwickle eine Liste von Begriffen, um den Zustand von Vintage-Artikeln zu beschreiben, und verwende diese konsistent auf der gesamten Website. Erstelle eine Zustandsübersicht oder ein Glossar und verlinke diese auf den Produktseiten.
- Materialzusammensetzung und Pflegehinweise: Falls bekannt, füge diese Informationen der Beschreibung hinzu.
- Erzähle eine Geschichte: Wenn der Artikel eine bekannte Geschichte hat, teile sie auf der Produktseite. Vielleicht stammt das Stück aus einem Nachlassverkauf einer bekannten Person oder ähnelt einem Kleidungsstück von einem vergangenen roten Teppich.
Bereite dich auf den Launch vor
Stelle sicher, dass deine Website für den Launch bereit ist, um Besucher:innen zu empfangen. Seán und Oisín erzeugten vor ihrem Start Hype, indem sie sich eine Social-Media-Community aufbauten – und waren auf den Ansturm nicht vorbereitet. „Nachdem eines unserer TikTok-Videos viral ging, strömten die Leute auf unsere unfertige Website“, sagt Seán.
9. Verkaufe Vintage-Kleidung auf anderen Kanälen
„Etwas, das mir im Laufe der Jahre geholfen hat, war die Diversifizierung meiner Verkaufskanäle“, sagt Naomi. „Die Mischung aus Online-Verkauf, persönlichen Events und Vintage-Märkten war eine großartige Möglichkeit, lokale Kund:innen zu erreichen, Produkte zu verkaufen und neue Kontakte zu knüpfen.“
Online-Marktplätze und Social-Selling-Kanäle
Es gibt viele Online-Verkaufsplattformen für Vintage-Kleidungsmarken – und das Beste ist, dass du dich nicht nur für eine entscheiden musst. Eine eigene Website gibt dir die volle Kontrolle über das Design, hilft dabei, Kund:innen über organische Suchergebnisse zu erreichen, und fungiert als zentraler Hub für deine Marke.
Mit Shopify kannst du dich mit Marktplätzen wie Etsy verbinden, die ein Publikum anziehen, das gezielt nach Vintage-Artikeln sucht. Apps für Bekleidungsgeschäfte helfen dabei, deinen Bestand über mehrere Verkaufskanäle hinweg zu synchronisieren.
Lokal und persönlich verkaufen
Durt hat sich entschieden, nur an Kund:innen in Irland zu verkaufen, da die Gründer:innen sagen, dass dort die Konkurrenz für Vintage niedrig ist. Wenn du keinen eigenen Ladenraum hast, suche nach anderen Gelegenheiten für den Direktverkauf, wie auf lokalen Kleidungs- und Vintage-Märkten oder mit einem Pop-up-Stand auf Festivals.
10. Vermarkte dein Vintage-Kleidungs-Business
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Kund:innen auf dein Geschäft aufmerksam zu machen und sie in deinen Store zu bringen – einige kostenpflichtig, andere organisch.
Social-Marketing für Vintage-Unternehmen
Das Besondere an Unikaten ist die Fülle an Content-Möglichkeiten. Mit ständig neuen Artikeln nutzt COAL N TERRY Instagram, um schnell iPhone-Schnappschüsse an ihre treue Kundschaft weiterzugeben.
Azeezat und Dare haben ihr Geschäft ohne bezahlte Werbung auf Social Media aufgebaut. Sie setzen auf Empfehlungen von Promis oder Influencern und nutzergenerierten Content in Form von Kundenfotos. „Wir bitten unsere Kund:innen aktiv, ihre Fotos zu teilen“, sagt Azeezat. Durt schickt Vintage-Kleidung an Influencer in Irland. „Wir bitten sie nie wirklich, etwas zu posten“, sagt Seán. „Aber in 90 % der Fälle tun sie es von selbst.“
Auch Dayna hat mit Instagram Erfolg und nutzt die Plattform, um neue Kollektionen anzukündigen.
Abhängig von deiner Zielgruppe und deinem Stil könntest du mit videobasierten Plattformen wie TikTok oder YouTube Erfolg haben. Zeige neue Produkte oder nimm deine Community mit hinter die Kulissen.
E-Mail-Marketing
„Unser wöchentlicher Newsletter lenkt erfolgreich den Traffic zu unseren neuen Artikel“, sagt Naomi, die E-Mail-Marketing nutzt, um über neue Kollektionen zu informieren. E-Mail-Marketing ist eine großartige Strategie, um treue Kund:innen zu belohnen, ihnen frühzeitigen Zugang zu neuen Vintage-Artikeln zu gewähren oder andere Treueprogramme anzubieten.
Organische Suche und Content-Marketing
Beim Aufbau deiner Website solltest du Zeit in organische Marketingstrategien investieren. Zu verstehen, wie SEO funktioniert und wie es organischen Traffic auf deine Seite lenkt, ist eine gute Möglichkeit, dein Geschäft mit einem kleinen Budget auszubauen. Überlege, welche Keywords und Suchbegriffe deine Kund:innen verwenden könnten, um dich zu finden.
Du kannst auch durch Content-Marketing Traffic auf deine Website bringen. Erstelle Blogs oder kurze Videos, die Fragen beantworten, relevante Themen behandeln oder auf beliebte Memes eingehen. Relevanter, konsistenter und zeitnaher Content kann dir helfen, eine Community aufzubauen und E-Mail-Leads zu generieren.
Loyalität und treue Kund:innen
Als Wiederverkäufer:in von Vintage-Kleidung bist du in einer guten Position, da ständig neue und einzigartige Artikel in deinem Store eintreffen. In deine bestehenden Kund:innen zu investieren, ist entscheidend, da es immer etwas Neues gibt, das sie zurückbringt. Überlege, ob du Kundenkonten, Treueprogramme und Rabatte einrichtest.
Kleine Extras in deinem Unboxing-Erlebnis können deine Kund:innen begeistern und sie dazu inspirieren, ihre Erfahrungen mit Freund:innen und online zu teilen.
11. Entwickle eine Strategie für Versand und Rückgaben
Eine Versandstrategie umfasst die Entscheidung, wohin du versenden möchtest, welche Versanddienstleister du nutzt, welche Preise und Optionen du deinen Kund:innen anbietest und wie du mit Rückgaben in deinem Vintage-Geschäft umgehst.
Nachhaltigkeit spielt für immer mehr Konsument:innen eine wichtige Rolle beim Einkauf. Wenn du Kund:innen anziehst, die Wert auf die nachhaltige Natur von Vintage-Kleidung legen, kannst du diesen Ansatz mit nachhaltiger Verpackung für deinen Versand weiterführen.
Gestalte eine Zukunft mit dem Stil der Vergangenheit
Jetzt, da du alles über den Online-Verkauf von Vintage-Kleidung weißt, fragst du dich vielleicht, ob es das richtige Geschäft für dich ist? Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer gesunden Balance aus angeborenem Geschmack, einer tragfähigen Nische, großartiger Kuratierung, ansprechender Präsentation und einer starken Markenidentität. Wenn das zu dir passt, ist es Zeit, die Tage bis zur großen Eröffnung zu zählen.
„Sei eins mit dem Geschäft!“ sagt Naomi. „Es ist wahrlich eine liebvolle Arbeit, die viel Aufmerksamkeit und Energie erfordert – ebenso wie eine echte Affinität zum Kundenservice.“
Dieser Beitrag erschien ursprünglich im Shopify.com-Blog und wurde übersetzt.