„Man muss Geld ausgeben, um welches zu verdienen“, ist sicher eine der größten Binsenweisheiten des Unternehmertums. Aber was ist, wenn du als Gründer oder Gründerin gar nicht über die notwendigen Mittel verfügst, um ein Unternehmen zu gründen? Dann geht es dir wie den meisten Unternehmer:innen, die noch am Anfang ihrer Reise stehen. Was du brauchst, ist ein Investor oder eine Investorin.
In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie du eine Investorin oder einen Investor für dein Business finden kannst.
Warum lohnt es sich, eine Investorin oder einen Investor zu finden?
Wenn du eine:n Investor:in an Bord hast, kannst du nicht nur vom Kapital, sondern unter Umständen auch vom Know-how des- oder derjenigen profitieren. Ab einer gewissen Größe braucht dein Unternehmen ohnehin größere Investitionssummen, sodass du um Fremdkapital nicht herum kommst.
Vorüberlegung: In welcher Phase befindet sich dein Unternehmen?
Bevor es sich überhaupt lohnt, über einen Investor oder eine Investorin nachzudenken, solltest du dir vor Augen führen, in welchem Stadium sich dein Unternehmen befindet.
In der Theorie werden vier verschiedene Phasen unterschieden:
- Seed Stage
- Early Stage
- Growth Stage
- Later Stage
Für die Investorensuche kann es einen großen Unterschied machen, ob sich dein Unternehmen noch ganz am Anfang befindet oder ob du bereits erste Einnahmen generierst.
In der Seed Stage ist dein Start-up noch nicht sehr viel mehr als eine Idee: Wahrscheinlich existiert zu deinem Produkt noch kein Prototyp, geschweige denn ein fertiges Produkt. Dementsprechend schwer wird es, große Investor:innen von deinem Business zu überzeugen. Hier eignen sich daher eher private Investor:innen mit kleineren Investitionssummen.
In der Early Stage hat sich deine Geschäftsidee schon stärker manifestiert. Es gibt bereits ein Produkt und du hast wahrscheinlich auch schon damit begonnen zu verkaufen, wenn auch nicht unbedingt kostendeckend. Hier kann eine Finanzspritze eine große Hilfe für die Überbrückung sein. Gleiches gilt für die Wachstumsphase: Allmählich festigt sich dein Unternehmen und du bist an einem Punkt, wo es finanzielle Mittel braucht, um es noch weiter auszubauen. Eine Investorin oder ein Investor kann die Wachstumsphase beschleunigen – der Zeitpunkt für eine Investition scheint zudem günstig, da gute Renditen zu erwarten sind.
Wenn du bereits in der Later Stage angekommen bist, reichen kleine Beträge von privaten Geldgeber:innen für gewöhnlich nicht aus. Hier sind große Summen notwendig, um z. B. neue Produkte zu entwickeln, das Unternehmen zu modernisieren und/oder neu auszurichten.
Lesetipp: Wie genau funktioniert eigentlich Produktentwicklung? Wir zeigen es dir in diesem Beitrag.
Vorbereitung: Was vor der Investorensuche zu tun ist
Definiere deine eigenen Ziele
Investor:innen an deinem Unternehmen zu beteiligen, kann bedeuten, dass diese auf ein Mitspracherecht bestehen. Das kann die Entwicklung deines Unternehmens natürlich stark prägen, weshalb du dir über die Ziele deiner Investition klar werden solltest. Inwieweit bist du bereit, Kontrolle und Selbstbestimmtheit über dein Unternehmen abzugeben und wo ziehst du deine persönliche Grenze?
Bestimme deinen Kapitalbedarf
Natürlich macht es einen großen Unterschied, ob dein Unternehmen eine Investition in Höhe von 50.000 Euro braucht oder von 500.000 Euro. Aus diesem Grund solltest du deinen Kapitalbedarf im Vorfeld so genau wie möglich bestimmen.
Dabei können die folgenden Posten eine Rolle spielen:
- Ausstattungskosten (z. B. für Büromaterial oder -möbel)
- Gründungskosten (z. B. für die Einlage einer GmbH)
- Mieten
- Versicherungen
- Gehälter (auch dein eigenes Gehalt!)
Auf die Gesamtsumme solltest du immer noch einen Puffer aufschlagen, falls es zu unerwarteten Mehrkosten kommt.
Erstelle einen Businessplan
In der Regel stellst du potenziellen Kapitalgeber:innen dein Unternehmen in Form eines sog. Elevator Pitches vor. Elementarer Bestandteil dieses Pitches ist ein Businessplan, mit dem wir uns in einem anderen Blog bereits ausführlich befasst haben.
Arten von Investor:innen
Familie, Freund:innen und Bekannte
Gerade zu Beginn deiner Unternehmensgründung kann etwas Startkapital aus dem Freundes-, Familien- oder Bekanntenkreis eine gute Hilfe sein. Meistens laufen diese privaten Hilfen ohne Beteiligung der Unterstützer:innen ab, sodass du dein Unternehmen weiterhin autonom aufbauen kannst. Oft handelt es sich auch um zinslose Darlehen, sodass dir hier keine Mehrkosten entstehen.
Allerdings scheuen viele Entrepreneur:innen den Schritt, Freund:innen und Familie durch eine Investition in die Unternehmensgründung einzubeziehen, weil sie Privates nicht mit ihrem noch jungen – und möglicherweise nicht erfolgreichen – Unternehmen in Verbindung bringen wollen. Wenn es dir genauso geht, solltest du andere Investor:innen finden.
Business Angels
Business Angels sind ebenfalls Privatpersonen. Sie verfügen nicht nur über das notwendige Kapital, um dein Unternehmen zu unterstützen, sondern auch über Branchenkenntnisse, die sie an junge Unternehmen weitergeben und die diese dann für sich nutzen können. Um von diesem Know-how profitieren zu können, solltest du Business Angels an den Entscheidungsprozessen deines Unternehmens teilhaben lassen.
Inkubatoren
Inkubator bedeutet so viel wie „Brutkasten“ und beschreibt das Finanzierungskonzept dahinter auch recht gut. Häufig treten Universitäten und Institutionen als Inkubatoren auf. Sie setzen in der frühen Phase einer Unternehmensgründung an und helfen dabei, Geschäftsideen reifen zu lassen und zu schleifen. Manchmal schließt sich an eine Inkubation auch eine Anschubfinanzierung für die Unternehmensgründung an.
Acceleratoren
Acceleratoren verfolgen einen ähnlichen Ansatz wie Inkubatoren, nur dass sie für gewöhnlich erst in der Growth Stage eines Unternehmens aktiv werden. Zudem handelt es sich bei einem Accelerator meistens um ein anderes Unternehmen. Sie unterstützen Gründer:innen und Gründer häufig durch Coachings und unter Umständen auch durch eine Anschubfinanzierung.
Venture Capital (VC)
Mit Venture Capital lassen sich in vergleichsweise kurzer Zeit hohe Beträge generieren, die Unternehmen in späteren Phasen benötigen. Allerdings lohnt sich (VC) auch für frühe Stages. Venture-Capital-Investor:innen investieren in der Regel in eine Idee und die Personen, die hinter dieser Idee stehen – in dich! Die Bewertung deines Unternehmens spielt hier eine eher untergeordnete Rolle, wodurch VC-Investor:innen ein Risiko eingehen, zu dem andere Kapitalgeber:innen oft nicht bereit sind. Im Gegenzug für dieses Risiko fordern sie für gewöhnlich Unternehmensanteile, bis hin zu Informations-, Mitsprache- und Kontrollrechten.
Private Equity (PE)
Private Equity ist eine Unterform des Venture Capital, das auch ähnlich funktioniert. Die beiden Investitionsformen unterscheiden sich vor allem in der Phase des Einstiegs: Während VC-Investor:innen auch junge Unternehmen fördern, steigen PE-Investor:innen in der Regel eher bei etablierten Unternehmen ein.
Crowdinvesting
Wenn du dich nicht auf einige wenige Investorinnen und Investoren stützen willst, die ein großes Mitsprachrecht für sich beanspruchen, könnte Crowdinvesting eine denkbare Alternative sein. Über Crowdplattformen kannst du viele Investor:innen finden, die dein Business jeweils mit einem Beitrag finanzieren. Im Gegenzug erhalten Crowd-Investorinnen und -Investoren eine finanzielle Vergütung, etwa einen Teil deines zukünftigen Gewinns. Damit grenzt sich das Crowdinvesting auch klar von Crowdfunding ab, das vor allem bei medialen Inhalten wie Filmen oder Videospielen eine beliebte Finanzierungsmöglichkeit ist und Anreize durch Sachprämien schafft.
Förderkredite und Fördergelder
Jedes Bundesland unterhält Investitionsbanken mit entsprechenden Förderprogrammen. Hierfür hat der Bundesverband öffentlicher Banken Deutschlands eine Liste der Förderbanken (PDF) veröffentlicht. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau, kurz KfW, ist ebenfalls eine wichtige Adresse für die Investorensuche. Sie vergibt Darlehen, bei denen sie finanzierenden Banken einen Teil ihres Ausfallrisikos abnimmt.
Je nach Art der Förderung müssen Unternehmen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um für einen Förderkredit infrage zu kommen. Traditionell haben zukunftsorientierte (nachhaltige) Unternehmen und/oder Technologie-Startups die besten Chancen auf eine Förderung.
Investor:in finden: wie, wo und wen?
Bevor du dich auf die Suche nach einer Investorin oder einem Investor begibst, solltest du dir darüber klar werden, welcher Typ zu dir und deinem Unternehmen passt. Das hängt nicht nur von der Finanzkraft der Person oder Institution ab: Wenn dir Entscheidungsfreiheit und Autonomie besonders wichtig sind, dann sind Venture Capital und Private Equity vermutlich nichts für dich. Allerdings braucht es diese Form von Investor:in vermutlich, um größere Summen zu bewegen.
Sobald du dir sicher bist, welche Form für dich infrage kommt, kannst du dich auf die Suche begeben. Die Frage ist nur, wo anfangen? Einige Anlaufstellen zeigen wir dir hier.
Social Media
Viele Investor:innen betreiben ein öffentliches Profil in den sozialen Netzwerken, das du als Anlaufstelle nutzen kannst. Die Krux ist, dass Investor:innen sehr viele generische Anfragen über die Portale bekommen. Wenn du deine Anfrage tatsächlich via Social Media starten möchtest, sollte sie originell sein und aus der Masse herausstechen. Hierfür eignet sich zum Beispiel eine kurze Videobotschaft anstelle eines einfachen Textes.
Lesetipp: Kunden- und Geschäftsbeziehungen lassen sich sehr gut über soziale Medien pflegen, das Stichwort lautet Social Selling. Wie es funktioniert, verraten wir dir hier.
Messen und Konferenzen
Messen sind zum Netzwerken perfekt geeignet – dasselbe gilt, wenn es darum geht, eine Investorin oder einen Investor zu finden. Auf Gründerevents oder -konferenzen kannst du Kontakte knüpfen und mit potenziellen Geldgeber:innen ins Gespräch kommen. Im Gegensatz zu einer Textnachricht gibt dir das auch die Möglichkeit, die Entscheider:innen von deiner Person zu überzeugen.
Wettbewerbe
Gerade Förderungen von Bund und Ländern werden in der Regel über Wettbewerbe vergeben. Diese haben den Vorteil, dass dein Unternehmen neben Geld- und/oder Sachprämien auch eine gewisse mediale Aufmerksamkeit erhält. Allerdings solltest du die Wettbewerbe, an denen du teilnehmen möchtest, mit Bedacht wählen, da die Vorbereitung einen nicht zu unterschätzenden Zeitaufwand bedeutet.
Netzwerke
Viele Investor:innen lassen sich potenzielle Kandidat:innen von ihrem Partnernetzwerk empfehlen. Deshalb solltest du bei der Investorensuche auch dein eigenes Netzwerk suchen und den Schulterschluss zu anderen Gründerinnen und Gründern suchen. Je weiter du dein Anliegen streust, desto besser. Du weißt nie, wer womöglich davon erfährt.
Checkliste: Bist du bereit für deinen Pitch?
Im Verlauf deiner Investorensuche wirst du dich und dein Unternehmen immer wieder präsentieren müssen – und das will gelernt sein. Für eine gelungene Vorbereitung solltest du die Punkte der folgenden Checkliste abarbeiten.
- Die wichtigsten Fragen: Überlege dir Antworten zu Fragen, die dich im Gespräch mit Investor:innen erwarten könnten. Zum Beispiel: Wie verbessert dein Produkt das Leben deiner Kundschaft? Was grenzt dich von anderen Marktteilnehmer:innen ab? Wie willst du künftig mit deinem Unternehmen Geld verdienen?
- Illustriere die wichtigsten Kennzahlen: Bereite Charts oder Folien vor, die die wichtigsten Geschäftszahlen zusammenfassen.
- Erstelle ein Pitchdeck: Ein Pitchdeck ist eine kurze (!) schriftliche Zusammenfassung deines Pitches.
- Stimme dein Team auf das Investment ein: Wenn du schon Mitarbeitende beschäftigst, solltest du sichergehen, dass deine Zukunftsvision mit der deines Teams harmoniert.
Prüfe den Beteiligungsvertrag
Warst du erfolgreich, wird dir dein zukünftiger Investor oder deine zukünftige Investorin sicher einen Beteiligungsvertrag zukommen lassen. Diesen solltest du von einem Rechtsanwalt prüfen lassen. Sog. Vesting-Klauseln, die ihren Ursprung im US-amerikanischen Rechtsraum haben und auch gerne aus diesem übernommen werden, sind rechtlich oft angreifbar.
Fazit
Eine:n Investor:in zu finden, bedarf vor allem einiges an Vorbereitung, denn eine zweite Chance für einen gelungenen ersten Eindruck gibt es nie! Je nach Phase deines Unternehmens kannst du aber auf verschiedene Arten von Investments zurückgreifen. Welche Möglichkeiten es gibt, haben wir dir in diesem Beitrag hoffentlich näher gebracht.