Die miserablen Arbeitsbedingungen in vielen Bereichen der Textilindustrie war das Thema eines Diskussionsforums in Freiburg, an dem Walter Blauth im Jahr 2013 teilnahm.
“Diskutieren kann man lang, doch was können wir konkret tun?” dachte Walter Blauth laut nach und die Lösung wurde prompt präsentiert: “Wir fangen mit Hosen an.” Jeans sind immerhin ein Produkt, das fast jeder kauft und mehrfach besitzt.
Allerdings wird bei der konventionellen Produktion von Jeans die Umwelt stark verschmutzt und Menschenleben gefährdet. So konnte es nicht weitergehen. Die Herausforderung bestand darin, eine Hose zu kreieren, die den Preis einer Markenjeans nicht übersteigt, aber komplett “sauber” ist.
Damit erwachte das Label fairjeans zum Leben, zunächst unter alleiniger Führung von Walter Blauth. 2016 stieß Miriam Henninger dazu und wurde Mitgründerin der fairjeans OHG. Dank ihrer Erfahrung als Produktentwicklerin für große Modelabels hatte das Startup auf einmal das nötige Mode-Know-how und hilfreiche Kontakte.
Im Interview berichten die Gründer Walter und Miriam von ihren Erfahrungen beim Testen verschiedener Shoplösungen. Für uns ziehen sie den Vergleich: “Shopware vs. Shopify” und geben Tipps für eine effiziente Entscheidungsfindung.
Podcast Tipp: Anfang 2020 standen uns Walter und Miriam übrigens auch noch einmal in unserem Podcast Rede und Antwort. Hier könnt ihr die spannende Folge hören. (Natürlich findet ihr den Shopify Podcast auch in jeder Podcast App und in jedem Player!).
Miriam Henninger und Walter Blauth – Die Gründer von fairjeans
Welche Vision schwebte Ihnen für Ihr Startup fairjeans vor?
Walter: Als ich Miriam kennengelernt habe, wussten wir gleich, dass wir sehr gut zusammen passen. Sie ist Modedesignerin und hat deshalb viel Erfahrung mit der Produktion. Und genau das war für uns beide sehr wichtig, um fairjeans auf die Beine zu stellen.
Die Idee war, klassische Modelle für Damen und Herren zu kreieren, die preislich zwischen 100 und 130 Euro rangieren. Wir wollten den kompletten Herstellungsprozess in Europa beibehalten. Dabei planten wir die Produktion zu überwachen, angefangen beim Anbau der Bio-Baumwolle.
Jeder Schritt sollte nach sozialen und ökologischen Kriterien kontrolliert werden. Dafür haben wir uns auf den GOTS-Standard (Global Organic Textile Standard) geeinigt und nach dessen Vorgaben produziert. Das bedeutet, dass jeder einzelne Schritt in der Produktion überprüft wird. Uns war wichtig, dass wir unsere Produzenten persönlich kennen – die Produktion in Europa hat uns das ermöglicht.
Mittlerweile waren Miriam und Walter auch zu Gast im Shopify Podcast und haben ausführlich über Fairjeans berichtet. Hier könnt ihr das Interview hören und den Podcast abonnieren:
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Wie sind Sie an die geeigneten Produzenten für Ihr Vorhaben gekommen?
Walter: Wir haben recherchiert und Messen besucht, um Produzenten zu finden. In dem Moment, in dem wir den Entschluss gefasst haben, dass wir fairjeans machen, ging alles weitere einfach über Recherche. Das Entscheidende war Miriams Erfahrung, eine Produktion auf die Beine zu stellen, Schnitte und Muster anzufertigen etc. Ohne dieses Wissen, würde es fairjeans nicht geben.
Miriam: Vor meiner Zeit waren noch zwei, drei andere Akteure dabei. Von denen kam aber keiner aus dem Modebereich. Da war es schon gut, dass ich wusste, wie man das Ganze angehen muss und wie das Fashion-Business funktioniert. Den einen oder anderen Kontakt konnten und können wir auch bis heute noch nutzen. Aber der Hauptkontakt zu unseren Produzenten hat sich eigentlich zufällig ergeben.
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Slimmy Navy Damenjeans aus fairer Produktion
Sie starteten den Onlineshop zunächst mit Shopware. Warum kam der Wunsch in den E-Commerce einzusteigen?
Wir wollten gern über das Web vertreiben, weil man darüber mehr Menschen erreichen kann.
Miriam: Eigentlich sind wir gleichzeitig stationär und online gestartet. Wir wollten gern über das Web vertreiben, weil man darüber mehr Menschen erreichen kann.
Walter: Wir haben vor Shopware mit Magento angefangen. Das war unser erster Shop. Dann wurde das System gehackt und wir haben nach etwas gesucht, was stabil und sicher ist.
Daraufhin sind wir auf Shopware gestoßen. Leider haben wir nicht gut genug recherchiert und mussten dann feststellen, dass uns die Lizenzen, um Shopware richtig nutzen zu können, einfach zu teuer waren.
Wir waren mit Shopware nie wirklich glücklich, weil es einfach zu sperrig war.
Das System war eigentlich okay. Aber wenn man alles manuell macht, wie zum Beispiel einzelne Bestellungen einzupflegen, ist es sehr langsam und aufwendig. Wir waren mit Shopware nie wirklich glücklich, weil es einfach zu sperrig war.
Wo haben Sie von Shopware erfahren?
Walter: Ich habe online nach einem System gesucht, bei dem wir auch unsere Lagersystemhaltung über ein Kassensystem einpflegen können. Das haben wir bei Shopware aufgesetzt, doch dann wurde es immer teurer.
Eigentlich hätte man einen Programmierer extra dafür einstellen müssen.
Miriam: Es war eben doch nicht so einfach, wie wir uns das vorgestellt hatten. Eigentlich hätte man einen Programmierer extra dafür einstellen müssen. Das wollten und konnten wir uns gleich zu Anfang aber nicht leisten, da wir relativ klein waren.
Walter: Wir sind noch ein Startup und sollten direkt am Anfang 500 Euro pro Monat nur für eine Lizenz zahlen. Und da haben wir festgestellt, dass das für uns nicht der richtige Weg ist. Shopware war für unsere Firma nicht geeignet.
Trotzdem haben Sie angefangen, den Shopware-Shop selbst zu bauen?
Walter: Ja, ich bin Web- und Grafikdesigner, deshalb hatte ich die geeigneten Fähigkeiten dazu. Das Problem war die Erweiterbarkeit für jedes Modul, die man extra dazu kaufen musste. Das war zu umständlich.
Nicht alles war schlecht. Shopware hat unser Lagersystem gut bewältigt. Die Funktionen, die Shopware im Bereich B2B anbietet, sind alle vorhanden, ohne die zusätzlichen Kosten für Lizenzen. Aber in der Phase, in der wir uns damals befanden, war Shopware einfach zu groß.
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Welche Anforderungen haben sich herauskristallisiert, um den Shopware-Shop lukrativ zu betreiben?
Walter: Zum einen galt es, das Kassenproblem zu lösen, und zum anderen, die Marketingaktivitäten anzukurbeln. Was die Marketingwelt betrifft, hat uns der Marketing Experte, Christoph von der Agentur Greenblut, gezeigt, dass es mit Shopware sehr schwierig geworden wäre, dorthin zu kommen, wo wir hin wollten. Da hätte man sehr viel Geld in die Hand nehmen müssen.
Daher sahen wir uns vor zwei Optionen:
1) Entweder einen Programmierer einzustellen, der uns diese ganzen Tools erstellt.
2) Oder umsteigen und mit Shopify neu anfangen, das alle nötigen Funktionen mitbringt und nur aufgesetzt werden muss.
Wie wurden Sie auf Shopify aufmerksam?
Walter: Durch unser Marketing-Consulting. Ich habe Christoph auf einer Messe kennengelernt. Wir haben daraufhin gemeinsam geschaut, wo es hakt, und festgestellt, dass wir ein flexibles Shopsystem brauchen, welches mit den neuesten Marketing-Tools kompatibel und dazu auch noch schnell ist.
Ich habe die Testversion von Shopify ausprobiert und der Shop war innerhalb von einigen Minuten quasi fertig. Das war eine ganz andere Welt.
Christoph hat uns dann von Shopify berichtet, da viele seiner Kunden mit dem System bereits zufrieden sind. So habe ich die Testversion ausprobiert und der Shop war innerhalb von einigen Minuten quasi fertig. Das war eine ganz andere Welt.
Wie haben Sie den Umzug von Shopware zu Shopify empfunden?
Walter: Wir mussten gar nicht umziehen. Shopify erstellt die Produkte und die Varianten. Das Design haben wir gekauft. Das ging relativ schnell.
Miriam: Wir hatten dann kurzzeitig zwei Shops parallel laufen.
Walter: Daraufhin haben wir unsere Domain auf Shopify umgestellt. Das verlief eigentlich sehr simpel. Die Agentur zeigte uns, wie modernes Marketing funktioniert und dass man dafür die richtigen Werkzeuge braucht. Diese Werkzeuge konnten wir bei Shopify leicht finden und integrieren. Um das Gleiche bei Shopware zu machen, hätten wir einen Programmierer gebraucht. Dafür wären wir finanziell nicht stark genug gewesen.
Welche Werkzeuge haben Sie an Shopify am meisten begeistert?
Walter: Das waren vor allem Apps für Bewertungen und automatische E-Mails an Kunden. Wir mussten nichts machen und hatten plötzlich Bewertungen auf unserer Website. Da gibt es viele Tools, die den Prozess für die Kunden attraktiver gestalten und sie abfangen. In dieser Form konnte ich mir nicht vorstellen, das bei Shopware zu realisieren.
Miriam: Bevor wir das Coaching mit Christoph gemacht haben, wussten wir gar nicht, was alles möglich ist. Was man alles nutzen kann und wo einen das hinführen kann, zum Beispiel durch Marketingautomatisierungen. Davon wussten wir vorher sehr wenig. Wir wussten außerdem nicht, wie man die Maßnahmen umsetzen kann oder dass es dafür Instrumente gibt, mit denen man sich nur einmal auseinandersetzen muss und dann läuft es.
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Gab es ein bestimmtes Fallbeispiel, mit dem Sie Ihre Umsätze steigern konnten?
Walter: Ja, das ganze System. Wir haben festgestellt, dass es sich lohnt, in diese Marketingmaßnahmen Zeit zu investieren und diese zu integrieren. Und dann kommen auch Bestellungen rein. Man kann die Kunden über Retargeting abholen, wenn sie vom Warenkorb abspringen. Wir haben natürlich noch nicht alles ausgeschöpft. Für uns ist es auf jeden Fall ein sehr guter Weg und irgendwann werden wir alle Tools beherrschen.
Miriam: Mir fällt als Fallbeispiel die Zahlungsart “Kreditkarte” ein. Bei Shopware konnten wir diese Zahlungsmethode nicht anbieten, weil es sehr kompliziert war. Man hätte sich da mit jedem Kreditkartenanbieter auseinandersetzen müssen.
Bei Shopify konnte man das einfach als Baustein in das bestehende System integrieren. Daraufhin konnten wir auch die Kunden, die mit Kreditkarte bezahlen wollten, bedienen. Und das sind nicht gerade wenige, wie wir im Laufe der Zeit festgestellt haben.
Ich habe den Eindruck, dass wir mit Shopify in ein anderes Zeitalter gesprungen sind. Shopify bietet das Neueste und macht es den Nutzern sehr leicht, das auch zu verwenden.
Walter: Wir hatten zuvor lediglich Sofortüberweisung und Paypal angeboten. Aber Shopify Payments bietet das alles zusammen. Also haben wir Sofortüberweisung gekündigt und nutzen nur noch Shopify Payments.
Ich habe den Eindruck, dass wir mit Shopify in ein anderes Zeitalter gesprungen sind. Shopify bietet das Neueste und macht es den Nutzern sehr leicht, das auch zu verwenden.
Hier findest du wertvolle Tipps für deinen Online-Shop-Warenkorb, um Kaufabbrüche zu reduzieren.
Haben Sie Lieblingsapps, die Sie bei Shopware nicht hatten und die Sie anderen Shopify-Nutzern empfehlen würden?
Walter: Ja, da gibt es die App Exchange It. Damit kann man wunderbar Umtausch abwickeln. Bei Shopware war das ein Albtraum, weil die Kunden ohne eine Barcode-Scanner-Software die Funktion nicht nutzen konnten. Und dafür hätten wir 500 Euro monatliche Lizenzgebühr bezahlen müssen. Deswegen war es kaum möglich, eine Retoure oder einen Umtausch sauber zu erledigen.
Eine andere, sehr wichtige Funktion betrifft die Lagerhaltung. Shopify hat sie einfach integriert. Bei Shopware müsste man auch dafür eine Lizenz (1.700 Euro) kaufen, um ein Warenwirtschaftssystem einzubinden.
Miriam: Das ist sinnvoll, wenn man einen Laden mit 200 oder mehr Artikeln hat. Aber wir haben letztendlich sieben Hosen in unterschiedlichen Größen und Waschungen.
Walter: Bei Shopify ist die Retoure ein Klick und der Kunde bekommt automatisch eine Nachricht. Bei Shopware musste man manuell den Warenbestand angleichen, was immer eine Unsicherheit bedeutete.
Der Support hat sehr schnell reagiert und uns weitergeholfen.
Miriam: Wir haben auch gute Erfahrungen mit dem Shopify Support gemacht. Oft waren es konkrete Fragen, die uns beschäftigten, und dann haben wir einfach den Support angeschrieben, damit sie uns weiterhelfen. Das wäre sonst wieder extra Zeit für uns gewesen, das in den FAQs zu recherchieren. Da ist es doch einfacher, jemanden direkt fragen zu können und eine schnelle Antwort zu bekommen.
Walter: Das hat sehr gut funktioniert. Der Support hat sehr schnell reagiert und uns weitergeholfen.
Bei der Entscheidung Shopware vs. Shopify – Was würden Sie Onlinehändlern ans Herz legen?
Walter: Man kann beide Systeme in der Testversion ausprobieren und vergleichen. Das ist der beste Weg, um zu sehen, ob ein System zum Geschäft passt oder nicht. Ich habe Shopify in ein paar Stunden aufgebaut. Man baut eine App ein und dann wieder aus, wenn sie einem nicht gefällt. So schnell und einfach – ich war begeistert!
Am besten sollte man sich eine Liste mit Funktionen machen, die man benötigt, und dann schauen, welches System diese Funktionen anbietet und in welcher Form.
Bei uns waren es zum Beispiel:
- Lagerhaltung abbilden
- Rechnungen und Versandetiketten drucken
- Retouren/Umtausch abwickeln
- Kasse (Integration mit Lagerbestand vom Shop)
Wie ist Ihre Bilanz zu Shopify als Shoplösung?
Walter: Leichtes angenehmes System, was beim Arbeiten Spaß macht. Bei Bestellungen geht alles so schnell: Nach drei Klicks ist die Rechnung da, das Etikett ausgedruckt und der Lagerbestand geändert. Fantastisch.
Miriam: Ich, als Nicht-Webdesigner und -Computerexperte, weiß nicht, ob ich es hinbekommen hätte, den Shop mit Shopify zu bauen. Ich habe es auch nicht probiert. Mit Shopware hätte ich es auf keinen Fall hinbekommen, mit Shopify vielleicht.
Bei Shopify ist die Struktur viel logischer und einfacher. Da finde ich alles, was ich brauche. Bei Shopware musste ich um tausend Ecken denken.
Der Look hat sich bei Shopify um einiges besser angefühlt, allein die Oberflächengestaltung, aber auch das Navigationsmenü – was findet man wo. Das ist bei Shopify viel logischer und einfacher. Da finde ich alles, was ich brauche. Bei Shopware musste ich um tausend Ecken denken.
Walter: Da haben sich so viel Fenster geöffnet. Irgendwann wusste man gar nicht mehr, wo man eigentlich arbeitet.
Miriam: Bei Shopify habe ich meine Bestellungen, meine Produkte und meine Statistiken alles an einem Ort. Das ist sehr überschaubar. Da steckt mehr Logik drin.
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Über die Autorin: Inara Muradowa ist Shopify Partner, SEO-Expertin und Corporate Blogger. Neben technischer Suchmaschinenoptimierung und SEO-Beratung steht sie Unternehmen mit Konzeption und Verfassen von professionellen Blogposts tatkräftig zur Seite.
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