"Das ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht!" - diesen Satz hat wahrscheinlich jeder schon gehört. Doch: man kann nichts verlernen, was man nie erlernt hat und genau hierbei haben Kinder bis heute Probleme. Immer weniger Kinder können Fahrradfahren. Die Gründe dafür sind vielfältig – oftmals liegt es an den Rädern selbst.
Marcus Ihlenfeld und Christian Bezdeka von woom haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, das ideale Kinderfahrrad zu entwickeln, das die Sprösslinge nicht nur sicher, sondern auch mit Freude im Alltag begleitet.
Wie für die Shopify-Händler alles begann, wie aus einer Zwei-Mann-Show in wenigen Jahren ein 85-köpfiges Team wurde und welche Geheimrezepte ihren Erfolg begründen, hat uns Marcus im Interview verraten.
Sorgt dafür, dass jeder einzelne Kunde zufrieden ist und so zum Markenbotschafter werden kann!
Woom startete als Zwei-Mann-Betrieb. Wie kam es zur Idee und wie verlief die Entwicklung?
Die Idee entstand, als ich Christian kennengelernt habe. Er hatte über die Jahre hinweg viel Erfahrung in der Radbranche gesammelt und kannte sich als Industrial-Designer gut im Designen und Entwickeln von Fahrrädern aus. Ich dagegen habe einen Business-Background - Marketing, Finanzen und Logistik sind meine Steckenpferde. Genau wie ich, hat Christian zwei Kinder und so kamen wir ins Gespräch.
Damals konnten wir auf dem Markt noch keine richtig guten Kinderfahrräder finden und so nahmen wir uns der Problematik an. 2013 haben wir in meiner Garage mit woom begonnen. Wir trafen uns nach der Arbeit oder am Wochenende und arbeiteten abends und nachts an den Rädern, schraubten alles zusammen und kümmerten uns um den Kundenservice.
Mittlerweile, sechs Jahre später, haben wir ein großartiges Team aus motivierten Leuten und sind 85 Leute.
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Was macht für euch das perfekte Fahrrad aus?
Zum einen spielt für uns eine spezielle Geometrie eine große Rolle. Bis dato haben die meisten Fahrradhersteller "geschrumpfte" Erwachsenenfahrräder angeboten. Aber die Proportionen von Erwachsenen und Kindern sind komplett verschiedenen! Deswegen haben wir alle Abmessungen von Kindern massiv analysiert. Wir wollten genau wissen wie lang ein Arm oder ein Bein eines Kindes im gewissen Alter ist. Daraus haben wir eine besondere Geometrie definiert, die es Kinder erleichtert, mit viel Freude Fahrrad zu fahren.
Darüber hinaus legen wir großen Wert auf die Qualität der Anbauteile, was auf dem Markt nicht unbedingt die Regel ist. Oft sind Anbauteile nicht wirklich kindgerecht, beispielsweise die Bremsen am Rad. Das haben wir geändert.
Ein Kinderfahrrad wird am Tag oft aufgehoben und abgelegt. Dabei jedes Mal 10 Kilo durch die Gegend zu ziehen, ist anstrengend!
Was uns außerdem noch wichtig war, ist das Gewicht eines Fahrrades. Mit einem schweren Fahrrad hat ein Kind keine Freude, es kommt weder gut einen Berg hoch noch eignet es sich auf dem Spielplatz. Man stelle sich ein Kind von vier Jahren auf dem Spielplatz vor. Das spielt in der Regel nicht nur an einer Stelle, sondern möchte zwischendurch mit dem Fahrrad umher fahren. Das bedeutet, ein Kinderfahrrad wird am Tag oft aufgehoben und nach dem Fahren wieder abgelegt. Dabei jedes Mal zehn Kilo durch die Gegend zu ziehen, ist anstrengend und macht keinen Spaß mehr. Deswegen haben wir uns auf diese drei Komponente konzentriert.
Was unterscheidet woom von anderen Fahrradherstellern?
Wir unterscheiden uns in diesen drei Bereichen: Geometrie, Leichtigkeit und Qualität. Letzteres führt dazu, dass wir jedes Fahrrad noch einmal aufbauen und eingehend prüfen, bevor wir es zum Käufer senden. Nur so können wir garantieren, dass die Endkunden die Qualität erhalten, die auch wir uns wünschen.
Wir agieren nach der Philosophie "Wow the customer".
Was uns darüber hinaus unterscheidet und für uns hohe Priorität hat, ist unser Kundenservice. Wir beschäftigen vier Mitarbeiter, die sich ausschließlich darum kümmern. Dabei agieren wir nach der Philosophie "Wow the customer", was für uns bedeutet, dass der Kunde nach jedem Kontakt mit uns einen Wow-Effekt haben sollte. Unsere Pflicht ist es, auf den Kunden so einzugehen, dass er nach dem Gespräch mit dem Kundeservice zufriedener ist, als er es vorher war.
Man muss als Händler auf die Fragen der Kunden eingehen, diese beantworten und den Kunden ein gutes Gefühl geben. Es ist wichtig sie sowohl vom Produkt zu begeistern als auch zu zeigen, dass sich jemand um sie kümmert. Gerade im Online-Handel ist das nämlich eine große Sorge: die Angst, etwas online zu kaufen und dann allein gelassen zu werden, ohne dass jemand im Nachhinein helfen wird.
Deshalb meine Empfehlung an alle Händler: Habt nicht nur ein gutes Produkt, sondern sorgt dafür, dass jeder einzelne Kunde zufrieden ist und so zum Markenbotschafter werden kann!
Als Startkapital erhieltet ihr eine Förderung des Austria Wirtschaftsservice. Was musstet ihr dafür tun?
Ausgangspunkt ist immer eine gute Idee. Unsere woom-Idee mussten wir vor einer zehnköpfigen Jury darlegen können und beweisen, dass wir kompetent genug für die Umsetzung sind. Damals befanden wir uns noch in der Konzeptphase und konnten erst zur finalen Entscheidung einen Prototypen vorführen. Dabei muss man sich auch bewusst sein, dass die ganze Sache nicht in einem Treffen abgehandelt ist, sondern es eine ganze Menge Meetings mit Förderberatern und der Jury gibt. Auch wenn viel digital stattfinden konnte, bedeutete die Bewerbung sehr viel Aufwand und hohe Administrationsarbeit. Ich kann es trotzdem nur jedem empfehlen. Für uns war die Förderung ein großer Aspekt in unserer Erfolgsgeschichte und schließlich Schlüssel zum Start.
Lesetipp: Weitere Erfolgsgeschichten von Shopify-Händlern in Deutschland, Österreich und der Schweiz findest du hier.
Welche Tipps kannst du anderen Jungunternehmen dahingehend mit auf den Weg geben?
Versucht eine Förderung zu bekommen, denn das hilft ungemein. Stellt euer Business trotzdem so auf, dass es nicht nur auf Basis der Förderung funktioniert. Ein Geschäft sollte schon Umsatz generieren und fundamental funktionieren, auch ohne Förderung. Es fließt unheimlich viel Arbeit in diesen Bewerbungsprozess und wenn es am Ende nicht klappt, ist der Ärger umso größer.
Ihr nutzt seit Beginn an Shopify. Warum fiel die Entscheidung auf dieses Shopsystem?
Lesetipp: Was ist Shopify eigentlich genau? Was kann das Shopsystem? Und wer nutzt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz?
Bei uns ging damals alles Schlag auf Schlag und wir hatten nicht viel Zeit für die Umsetzung. Wir haben gute Fotos gemacht und etwa eine Woche lang recherchiert, welche Shopsysteme geeignet wären. Von einem Bekannten wurde uns Shopify empfohlen und so haben wir uns schließlich dafür entschieden. Innerhalb einer Woche hatten wir den ganzen Shop stehen. Natürlich war dieser zu dem Zeitpunkt noch nicht perfekt und lange nicht so ausgereift, wie heute. Das war aber zu dem Zeitpunkt irrelevant. Das Wichtige war, dass wir eine Plattform hatten, über die wir unsere Räder verkaufen konnten. Händler, die direkt mit hundert Prozent starten wollen, werden es schwer haben.
Man muss am Anfang mit einem Shop leben können, der erst zu 80 oder 90 Prozent ausgereift ist. Dabei können ruhig Fehler enthalten sein - solange das Produkt und der Service passt, ist alles andere egal!
Deswegen haben wir auch einfach gestartet und Shopify hat es uns dabei wirklich einfach gemacht. Wir hatten in einer Woche unser Theme ausgesucht, Fotos hochgeladen und quasi vom ersten Tag an direkt die ersten Räder verkauft. Mittlerweile sind wir beim fünften Theme und haben unseren Shop kontinuierlich weiterentwickelt.
Welche Erfahrungen konntet ihr mit Shopify machen?
Für uns hat sich die einfache Bedienbarkeit als größter Vorteil herausgestellt. Außerdem ist es praktisch, dass es so viele Plug-Ins und Apps gibt. Wir empfinden es als sehr einfach, Funktionen über eine App aufzuziehen, um Probleme zu lösen. Wir müssen dann keine Arbeit mehr in die Problemlösung stecken. Unsere Favoriten sind da vor allem E-Mail-Marketing-Apps, Product Reviews und Privy. Aktuell nutzen wir Apps nur für Marketingaspekte, denn seit einem Jahr haben wir ein ERP-System namens Odoo in Betrieb, um das B2B-Business mit dem B2C-Business zu bündeln. Über eine Schnittstelle können wir so sehr einfach die Daten aus Shopify zu Odoo ziehen.
Für uns ist es außerdem gut zu wissen, dass ein echtes Powerhouse hinter Shopify steckt. Dieses zentrale Know-how von Shopify hat uns sehr geholfen.
Ihr verkauft mehr Räder als anfangs im Businessplan vorhergesagt. Welche Maßnahmen waren notwendig, um dieses Wachstum zu stemmen?
Gerade für die Expansion war es mit Shopify wirklich einfach, die Shops zu kopieren und für die anderen Länder vorzubereiten. Auch von den Stückzahlen war alles absolut machbar.
Ob ich nun 30 Räder im Monat verkaufe, oder 500 – Shopify funktioniert und die Skalierbarkeit ist auf jeden Fall gegeben.
Ein anderer Aspekt neben dem Webshop ist bei so einem schnellen Wachstum natürlich die kontinuierliche Reorganisation des Teams. Es mussten Teamleader definiert, das Team weiter ausgebaut und das Fulfillment gestärkt werden. Man braucht definitiv in flexibles und motiviertes Team, vor allem aber intelligente Leute, die sich realistisch einschätzen können. Bei einer Backorder von 1.000 Fahrradhandschuhen, bei der jedes Paar fünf Minuten Versandarbeit in Anspruch nimmt, muss jedem klar sein, dass das nicht allein in einer Woche zu schaffen ist.
Wenn wir vorhaben, im nächsten Jahr die Stückzahlen zu verdoppeln, sollte außerdem jeder Einzelne in seinem Bereich vorausschauend wissen, was das für ihn bedeutet. Es heißt zum Beispiel, dass doppelt so viele Zahlungseingänge in der Buchhaltung eingehen, es doppelt so viele Retouren geben wird oder doppelt so viele Kundenanfragen beantwortet werden müssen. In den ersten fünf Jahre sind wir jedes Jahr hundert Prozent gewachsen. Da braucht man Leute, die ein bisschen visionär sind. Zum Glück haben wir viele Leute im Team, die neue Situationen vorausschauend beurteilen können.
5 Dinge, die alle Unternehmer (außer du!) auf die harte Tour lernen müssen, liest du hier.
Werden die woom bikes ausschließlich über den eigenen Shop verkauft?
Nein. Wir hatten beinahe von Anfang an auch stationäre Händler, die unsere Räder verkaufen wollten. Seit 2014 finden sich die Räder deshalb auch in Fahrradläden wieder - anfangs nur in kleineren, aber mittlerweile betreiben wir das recht professionell und haben um die 250 Händler. Der Online- und Offline-Handel verträgt sich auch gut. Allerdings geben wir keine Rabatte - weder an die Händler für deren Endkunden noch an unsere eigenen Onlineshop-Käufer.
Es ist uns wichtig, immer den gleichen Retail-Preis bestehen zu lassen, sodass der Wiederverkaufspreis stabil bleibt.
Das ist eine große Empfehlung meinerseits: Wenn das Produkt gut ist und der Service passt, braucht es keine Rabatte.
Ihr bespielt verschiedene Marketing-Kanäle, habt Kinowerbung getestet, nutzt Testimonials und seid auf Fahrradveranstaltungen. Was lohnt sich am meisten?
Die einzigen und größten Schlüssel zum Erfolg, die wir bisher ausmachen konnten, sind Social Media, Google Ads, responsiv zu sein und Fragen zu beantworten. Deswegen geben wir richtig Gas in allen digitalen Kanälen.
Es war noch nie so einfach, gutes Marketing zu machen wie heute!
Man muss nicht mehr hunderttausende Euro in die Hand nehmen, um Kataloge zu drucken und auf Messen zu sein. Unser Hauptplatz ist digitales Marketing - das ist alles was wir brauchen. Wir machen alle Fotos und Videos selbst, schalten Google Ads und kümmern uns Inhouse um Social Media. Der Return on Investment bei Social Media ist gerade in Europa absolut spektakulär! Das Schöne ist vor allem, dass alles messbar ist. Man kann seine Performance messen, A/B-Tests machen und genau sagen, wie viel Geld man verdient, wenn man einen Euro in Google Werbung investiert. Klar muss man sich damit beschäftigen, alle Zahlen durchforsten und externe Hilfe besorgen, falls man selbst nicht analytisch genug ist. Aber es ist alles da!
Klassisches Marketing wie Messeauftritte wird meistens von unseren Händlern übernommen. Wenn einer unserer Händler auf eine Messe gehen möchte, schicken wir unseren Messestand und Materialien zu und er kümmert sich um einen guten Auftritt. So kam auch die Zusammenarbeit mit Andy Schleck, dem ehemalige Tour de France Gewinner, zustande. Er hat woom auf der Eurobike kennengelernt und wollte unsere Räder unbedingt in seinem Shop in Luxemburg anbieten. Seitdem ist er unser Testimonial.
Euren Kunden bietet ihr neben gutem Kundenservice auch ein spezielles upCYCLING Programm. Was hat es damit auf sich?
Wir wissen, dass unsere Fahrräder nicht so günstig sind, wie die Räder aus dem Baumarkt. Kinder wachsen außerdem unheimlich schnell aus einem Fahrrad heraus.
Wir wollten den finanziellen Aufwand für unsere Kunden reduzieren und haben überlegt, wie sie uns lange als treue Kunden bestehen bleiben können.
Daraus haben wir das nachhaltige upCYCLING-Programm entwickelt, was so noch ziemlich neu am Markt ist. Dabei handelt es sich um eine lebenslange Mitgliedschaft für einen einmaligen Betrag von 47 Euro. Beim Kauf eines neuen woom bikes kann das alte zu uns zurückgeschickt werden und wir schreiben dem Käufer 40 Prozent des Kaufpreises des ersten Rads gut. Die Räder, die zu uns zurückkommen, werden aufgefrischt und als Gebrauchträder verkauft – entweder direkt an Telefonkunden oder über eBay.
Das Programm ist vor allem für Eltern ideal, die keine Kinder im Bekanntenkreis haben oder keinen Aufwand beim Wiederverkauf möchten. Die meisten unserer Kunden verkaufen ihre alten Räder allerdings an ihre Bekannten weiter. Da wir keine Rabatte gewähren, bleibt der Wiederverkaufspreis dabei teilweise bei 80%.
Wie wird es in nächster Zeit für woom weitergehen?
Wir arbeiten stetig an unseren Produkten und wollen im nächsten Jahr die Räder noch einmal durch zusätzliche Accessoires optimieren. Aktuell haben wir 80 innovative Projekte auf unserer Liste.
Momentan arbeiten wir an einem Rad, das in Richtung Mountainbike geht und in wenigen Monaten auf den Markt kommen wird. Dieses wird dickere Reifen haben, in größeren Größen und in dezenteren bzw. dunkleren Farben erscheinen – für Kinder, die schon ein wenig erwachsener sind.
Wir können auch schon jetzt mit Bestimmtheit sagen, dass es bei woom nie Erwachsenenfahrräder geben wird.
Wir sind so erfolgreich, weil wir den Fokus wahren und uns nicht ablenken lassen.
Man denkt immer, man könnte noch dies und jenes umsetzen, aber das Geheimnis liegt eben darin, nicht alles zu machen! Wir werden weiterhin unsere langfristigen Ziele verfolgen und dabei täglich sprinten – gemeinsam mit einem tollen Team, Durchhaltevermögen und einem langen Atem.
Über die Autorin: Caroline Dohrmann ist Online-Marketing-Managerin und Content-Enthusiastin. Wenn sie nicht gerade Shopify-Händlern und Händlerinnen die besten Geheimtipps in Interviews entlockt, schreibt sie im Blog über die Shopify-Community, Social Media und was das Online-Marketing gerade bewegt.
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