Es ist der heißbegehrteste E-Commerce-Award Österreichs, der dieses Jahr am 10. Oktober 2019 im Rahmen des A-COMMERCE Days verliehen wurde. Der Anton Award kürt jährlich die stärksten Onlinehändler und -händlerinnen in den Kategorien Pureplayer B2C, B2B, Small Shops, Multichannel und E-Commerce Tools und wird von einer Jury aus Branchenkennern vergeben – darunter Experten von Deichmann, DHL oder Klarna. Bei einem der Gewinner handelt es sich dieses Jahr um den Yoga-Onlineshop Lotuscrafts, der sich gegen starke Marken wie Melitta und KELLER SPORTS in der Kategorie Pureplayer B2C durchsetzen konnte.
Im Interview erklärt uns der Lotuscrafts Geschäftsführer Wolfgang Fuchs wie die Award-Phase ablief, welchen Einfluss die Migration von Shopware zu Shopify auf den Erfolg des Unternehmens hatte und welche Aspekte die wichtigsten für einen guten Onlineshop sind.
Lotuscrafts-Gründer Wolfgang Fuchs
Mit Lotuscrafts habt ihr eine Marke erschaffen, die Yogis vor allem durch Nachhaltigkeit begeistert. Wie kam es zu Lotuscrafts?
Nach meiner Kündigung in einem Konzern, in dem ich nicht sehr glücklich war, befand ich mich in einer Findungsphase. Ich habe mir eine Auszeit genommen, bin nach Indien gereist und habe eine Yogalehrer-Ausbildung gemacht. Ich hatte in dieser Zeit einen starken Wunsch mich selbstständig zu machen und wollte dabei versuchen, diesen Wunsch mit meiner Leidenschaft für das Thema Yoga zu verbinden. Gleichzeitig war es mir wichtig, einen ökologischen Mehrwert zu bestehenden Produkten am Markt zu bieten. So kam es zu meinem ersten Produkt, dem Meditationskissen aus Bio Baumwolle.
Der Hörtipp: Wolfgang war kürzlich übrigens auch zu Gast im Shopify Podcast. Hier könnt ihr das spannende Interview hören, inklusive einiger Updates!
Auch unser Logo ist durch Indien inspiriert, denn die Lotusblüte findet sich überall, teilweise auch auf LKWs, anderen Fahrzeugen oder in Cafés. Sie wird gern im Hinduismus und in verschiedenen asiatischen Kulturen eingesetzt, da sie für Reinheit steht und jede Verunreinigung an ihr abperlt.
Lotuscrafts habe ich schließlich 2011 ins Leben gerufen. Angefangen hat alles sehr klein und ich habe die ersten Yogasitzkissen mit Freunden in meiner Altbauwohnung von Hand gefüllt. Damals hatten wir noch gar nicht den Plan, eine große Yogamarke zu schaffen – das kam alles Schritt für Schritt. Die ersten Produkte verkauften wir über Amazon. Gleichzeitig haben wir aber auch unseren Onlineshop gelauncht und immer weiter ausgebaut.
Die GOTS-zertifizierten Yogakissen aus Bio-Baumwolle
Ihr hattet von Anfang an einen eigenen Onlineshop für Lotuscrafts. Sechs Jahre lang habt ihr dafür Shopware genutzt und seid dieses Jahr zu Shopify gewechselt. Wie kam es nach so langer Zeit dazu?
Wir nutzen seit Juli 2019 Shopify (Was ist Shopify?). Die Entscheidung dafür trafen wir bereits im letzten Jahr. Der Hauptgrund für den Wechsel lag vor allem in den Vorteilen einer Cloud-Software, die wir für uns nutzen wollten.
Teilweise mussten wir die Hälfte unserer Ressourcen und zusätzliche, externe Agenturarbeit dafür aufwenden, nur um das System zu warten und upzudaten. Das war natürlich oft sehr frustrierend.
Wir haben in den letzten Jahren bei unserem Shopware-System gemerkt, dass sehr viele Ressourcen und Zeit für Updates, Serverinfrastruktur und andere technische Themen draufgingen. Teilweise mussten wir die Hälfte unserer Ressourcen und zusätzliche, externe Agenturarbeit dafür aufwenden, nur um das System zu warten und upzudaten. Das war natürlich oft sehr frustrierend, weil wir mit den eigentlich wichtigen Themen nicht hinterherkamen. Deswegen haben wir uns für Shopify entschieden, denn hier haben wir eine gute Basis, um uns voll und ganz auf Themen wie Produktpräsentation zu fokussieren.
Lesetipp: In diesem Beitrag über B2B vs B2C im Onlinehandel decken wir alle Unterschiede auf, die du kennen musst.
Wir wollten externe Agenturressourcen und Budgets kürzen, um die Sachen intern selbst erledigen zu können und auf niemanden angewiesen zu sein. Jetzt müssen nur noch wenige Arbeiten ausgelagert werden.
Ein weiterer Grund war unser Corporate Blog. Vorher hatten wir für unseren Shopware-Shop einen separaten Wordpress-Blog integriert. Mit Shopify konnten wir jetzt alles in ein System bringen.
Auch bei Themen wie dem Checkout-Bereich konnte Shopify überzeugen. Bei anderen Systemen nimmt es viel Zeit in Anspruch, neue Payment-Methoden zu integrieren.
Shopify übernimmt die Arbeit des Checkouts beinahe komplett für uns und hat für jeden noch so kleinen Shop eine perfekte Checkout-Lösung parat.
Hier entwickelt sich Shopify auch stetig weiter.
Schlussendlich hat uns auch das Ökosystem von Shopify besser gefallen. Viele Start-ups, Markenhersteller und Amazon-Verkäufer setzen auf das System. Da haben wir uns in der Shopify-Welt einfach zuhause gefühlt.
Lesetipp: Wie fairjeans den Wechsel von Shopware zu Shopify erlebt hat, liest du hier. Einen Vergleich: Shopware vs. Shopify findest du hier.
Wenige Monate nach dem Relaunch gewann Lotuscrafts mit dem Shopify-Store den Anton Award
Der Relaunch war für euch in den letzten Monaten ein großes Thema. Welche Herausforderungen gab es hierbei?
Den gesamten Prozess kann man in drei Phasen einteilen: den Pre-Launch, die Launch-Phase und die Zeit nach dem Launch.
Nachdem wir uns für Shopify Plus entschieden haben, holten wir uns Unterstützung von einen Launch-Manager. Das war ein spannender Prozess, denn wir bekamen direkt eine Liste mit Dingen, die wir beachten müssen. Im ersten Moment sah das nicht weiter schlimm und sehr machbar aus, die Challenge haben wir jedoch dann doch noch im Detail zu spüren bekommen. Wir setzen beispielsweise ein ERP ein und da gab es einiges zu testen, damit die Schnittstelle funktioniert. Auch die Migration des Blogs hat einiges an Arbeit gekostet, bis er endlich perfekt war. Was uns bis heute beschäftigt ist das Thema B2B. Daran arbeiten wir zurzeit aktiv.
In der Migrationsphase haben wir außerdem mit einem Freelancer gearbeitet, der tief in der Shopify-Thematik steckte. Dennoch war es uns mit Shopify möglich viel selbst umzusetzen. Lediglich Arbeiten am Frontend und Template haben wir ausgelagert.
Gerade, wenn man von einem anderen System migriert, steckt viel Arbeit dahinter, die man keinesfalls unterschätzen darf.
Ein Learning war aber trotzdem, dass man einfach akzeptieren muss, dass nicht von Anfang an alles perfekt ist und dass man einfach irgendwann live gehen muss.
Wir arbeiten dabei sehr agil und legen kurze Sprints hin, um uns stetig zu verbessern. Man muss nicht gleich den großen Wurf machen, sondern stetig versuchen Prozesse zu entwickeln, zu beobachten, zu testen und zu optimieren. Das Brandbuilding voranzutreiben und das große Bild nicht aus den Augen zu verlieren, ist hierbei essenziell.
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Eure Arbeit hat sich gelohnt und ihr konntet dieses Jahr den begehrten, österreichischen Anton Award gewinnen. Herzlichen Glückwunsch!
Wir haben ehrlich nicht mit dem Sieg gerechnet, gerade weil wir ja den Shopify-Store erst drei Monate vorher live geschaltet haben. Das war sehr überraschend für uns, dass wir innerhalb der kurzen Zeit schon so weit mit dem Shop waren, dass sowohl das Frontend als auch die Prozesse im Hintergrund überzeugen konnten.
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Natürlich haben wir unsere Bewerbung zum Award als Motivation genommen. Wir haben stetig an uns gearbeitet und geschaut, wie wir unseren Shop besser machen können. Dadurch haben wir einen Shop auf die Beine gestellt, der die große Jury überzeugen konnte. Diese hat unseren Onlineshop auf Herz und Nieren getestet und verschiedene Mystery-Shoppings durchgeführt, Testbestellungen getätigt, Waren retourniert und bei unserem Kundenservice angerufen. Aus all den Bewertungen wurde dann ein Gesamturteil gefällt, das für uns überaus positiv ausfiel.
Nachhaltige Yogamatten von Lotuscrafts aus Kork
Was unterscheidet euren Store von denen der Konkurrenz und welche Tipps könnt ihr geben, um einen starken Onlineshop aufzusetzen?
Wir brennen für das Yoga-Thema und leben dafür. Das merken unsere Kunden und das zeigen wir auch deutlich auf unserem Shop. Wir bieten einen Kundenservice, bei dem man mit Menschen sprechen kann, die genauso begeistert vom Yoga sind, wie der Kunde. Wir bringen hier definitiv eine persönliche Note ein. Wenn es um Tipps für einen gut funktionierenden Onlineshop geht, können wir vor allem drei große Bereiche mit an die Hand geben:
- Als erstes sollte man natürlich mit einem guten Shopify Theme starten und dieses direkt von der Plattform beziehen. Die Templates haben nicht immer die größte Feature-Vielfalt, aber sind technisch einfach sehr gut aufgebaut. Sucht euch hier eins, mit dem ihr gut arbeiten könnt. Wir haben uns hierfür auch Unterstützung von der externen Shopify Agentur Tasklon.
Es ist kein einfacher Prozess, aber das Thema Markenbildung sollte so früh wie möglich angegangen werden.
- Der zweite große Faktor stellt eine echte Challenge dar. Du musst es schaffen, mehr als nur ein Produkt zu transportieren. Es muss eine Markenwelt erschaffen werden, die sich visuell, sowie durch Sprache und Texte auszeichnet. Hierbei ist eine klare Positionierung wichtig. Diese findet man in der Regel, indem man sein Produkt auf eine sehr spitze Zielgruppe ausrichtet. Ihr müsst euch in euren Kunden hineinversetzen und wissen, wie er lebt, was er mag, was er glaubt, was er nicht mag und was er nicht glaubt. Findet gemeinsame Werte! Hier kann man in der Positionierung sehr spitz anfangen. Diese Brand-Personen holen dann meist recht automatisch andere Zielgruppen mit ins Boot und inspirieren diese. Wenn man eine Marke und die gesamte Markenwelt auf eine bestimmte Zielgruppe ausrichtet, betten sich die Inhalte einer Webseite oder eines Shops stringent in die Story ein. Das Resultat ist, dass auch Menschen mit aufspringen, die vielleicht nicht 100% zur Zielgruppe gehören, denn ein roter Faden schafft Vertrauen. Es ist kein einfacher Prozess, aber das Thema Markenbildung sollte so früh wie möglich angegangen werden. Mit Shopify kann man hier sehr gut vorankommen, da man sich nicht zu stark auf technische Belange konzentrieren muss.
Lesetipp: Wie du eine erfolgreiche Marken-Story aufbaust, erklären Branding-Experten in diesem Beitrag.
- Der letzte Punkt ist das Outsourcing von Prozessen. Sucht euch Partner, denen ihr vertraut. Wir arbeiten von Anfang an mit externen Logistik-Partnern zusammen, die sich um Versand und Retouren bei uns kümmern. Das hilft gerade beim Start eines Onlinebusiness sehr!
Seriöse Shopify-Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz findest du in unserer englischen Expertensuche.
Nach eurem Award-Erfolg - was steht als nächstes auf der Lotuscrafts-To-Do-Liste?
Wir verkaufen derzeit erfolgreich im Onlineshop, auf Amazon und bei Avocadostore. Wir möchten unsere Bemühungen demnächst in die Etablierung von Social Media als Verkaufs- und Conversionkanal stecken. Hier müssen wir auch sagen, dass Shopify ein absoluter Gamechanger ist. Shopify-Betreiber müssen sich einfach weniger mit technischen Aspekten befassen und haben dann genau für solche Marketing-Themen Zeit. Gerade auf Facebook und Instagram aber auch bei Pinterest gibt es viel Potenzial für uns und unsere Marke. Das muss in nächster Zeit ausgeschöpft werden.
Shopify ist ein absoluter Gamechanger.
Natürlich wird es auch im gesamten Produktsortiment viel neues geben. Wir möchten dabei sowohl in die Breite als auch in die Tiefe gehen.
Das Thema Nachhaltigkeit war bei uns sowie von Anfang an stark ausgeprägt. Wir verwenden nur Stoffe, die das GOTS-Bio-Baumwoll-Siegel haben. Dadurch wissen wir, dass zum einen das Produkt organisch ist und auch die Arbeits- und Lohnstandards passen. Wir schauen regelmäßig, welche ökologischen Möglichkeiten es am Markt gibt und wo wir uns weiterentwickeln können, um das Thema noch ein Stück voranzutreiben. Verstärkt soll es in nächster Zeit um die Themen Co2- und Plastikreduzierung gehen.
Der letzte wichtige Punkt ist das Thema Brandbuilding. Wir haben zwar bereits eine stabile Marke erschaffen, jedoch wollen wir unsere Markenwelt noch lebendiger gestalten. Wir möchten den Menschen, die auf unseren Shop kommen, einen Mehrwert geben und die Menschen hinter Lotuscrafts vorstellen. Das geht vor allem jetzt mit dem neuen Shopify-Store sehr gut und wird für die nächste Zeit eine unserer größten Bestrebungen sein!
Über die Autorin: Caroline Dohrmann ist Online-Marketing-Managerin und Content-Enthusiastin. Wenn sie nicht gerade Shopify-Händlern und Händlerinnen die besten Geheimtipps in Interviews entlockt, schreibt sie im Blog über die Shopify-Community, Social Media und was das Online-Marketing gerade bewegt.
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