Ein Kommentar von Harley Finkelstein, Unternehmer, Jurist und Präsident von Shopify.
„Junge Leute sind einfach schlauer“, sagte Mark Zuckerberg vor 650 angehenden Entrepreneuren bei einer Veranstaltung der Y Combinator Startup School. Seine Logik war einfach: Junge Menschen führen ein einfacheres Leben und können sich deshalb auf die großen Probleme konzentrieren. Jetzt, wo Zuckerberg in seinen Dreißigern ist, bin ich mir nicht mehr sicher, ob er das noch immer so formulieren würde. Ich denke eher nicht.
Die Idee hinter der Logik findet jedoch weiterhin Anklang. Im Silicon Valley grassiert noch immer ein Jugend-Fetisch, wobei viele Leute den 22-jährigen Zuckerberg als Prototypen des Gründers betrachten. Die Forschung bestätigt, dass viele Menschen junge Entrepreneure als engagierter und fähiger wahrnehmen, schwierige Herausforderungen zu bewältigen.
Es gibt nur ein Problem. Eine beträchtliche und wachsende Menge an akademischen Studien beweist, dass dieses Bild völlig falsch ist. Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigt, dass das Durchschnittsalter von Startup-Gründer:innen bei 42 Jahren liegt. Tatsächlich ist die Quote an neuen Entrepreneuren in den USA bei den 45- bis 54-Jährigen am höchsten und bei den 20- bis 34-Jährigen am niedrigsten.
Die Fehleinschätzungen hören nicht mit dem Alter auf. In den USA ist die Wahrscheinlichkeit, dass Eingewanderte ein Unternehmen gründen, doppelt so hoch wie bei einheimischen Bürgern. Unterdessen erzielen von Frauen geführte Firmen durchweg bessere Renditen. Die Anzahl der von Schwarzen geführten Unternehmen in den USA stieg zwischen 2017 und 2018 um 400 Prozent. Schwarze Frauen sind die am schnellsten wachsende Demografie von Entrepreneuren. Zudem geben mehr als die Hälfte der von uns befragten Mütter an, Interesse an der Gründung eines eigenen Unternehmens zu haben.
In Bezug auf Geschlecht, sozioökonomischer Schicht und ethnischer Zugehörigkeit sehen die meisten Entrepreneure nicht so aus wie das Stereotyp des Kapuzenpulli-und-Sandalen-Trägers, den Zuckerberg verkörpert.
Dies ist nicht nur ein Imageproblem – dieses Klischee hat tiefgreifende und wachsende wirtschaftliche und soziale Folgen. Auch heute noch schreiben ganze Bevölkerungsgruppen das Unternehmertum als einen Karriereweg ab, der nur wenigen Eliten vorbehalten ist. Klischees über den jungen, weißen, männlichen Gründer halten diesen Mythos aufrecht. Es ist an der Zeit, damit aufzuräumen.
Warum unternehmerische Vielfalt wichtig ist
Die Art der Arbeit verändert sich. Der technologische Fortschritt verändert die Funktionsweise der verschiedensten Branchen. Infolgedessen sind langfristige Beschäftigungsverhältnisse innerhalb eines Unternehmens immer schwieriger zu finden. Einige Unternehmen bemühen sich, die Arbeitnehmer:innen bei dieser Anpassung zu unterstützen. Herauszufinden, wie man selbst in diese neue Landschaft passt, liegt jedoch in der Verantwortung der Individuen selbst.
Die Welt hat viele Probleme. Vor diesem Hintergrund brauchen wir mehr denn je Menschen, die Lösungen für diese Probleme entwickeln können.
Keine Frage, die neuen Technologien haben es schwieriger gemacht, einen traditionellen Karriereweg einzuschlagen. Gleichzeitig haben sie aber auch die Eintrittsbarrieren für die Gründung eines Unternehmens gesenkt.
Tools und Plattformen wie Shopify, Kickstarter und PayPal machen es für Menschen mit begrenzten Ressourcen einfacher denn je, Unternehmen ohne großes Startkapitel zu gründen und auszubauen. Das steht in scharfem Kontrast zu der Realität, die mein Vater und meine Großmutter erlebt haben. Sie mussten Hypotheken auf ihre Häuser aufnehmen, um ihre Läden zu finanzieren.
Innovation entsteht nicht durch homogenes Denken und selten durch Menschen, die aus dem gleichen Holz geschnitzt sind. Das Silicon Valley hat weiterhin mit einem Mangel an Vielfalt zu kämpfen – sowohl in Bezug auf die Belegschaft als auch auf die dort entwickelten Produkte. So ist es auch nicht wirklich verwunderlich, dass es immer wieder Wellen von trittbrettfahrenden Unternehmen gibt. Ob Foto-Sharing- oder Meditations-Apps, diese Produkte zielen auf denselben Markt ab, bieten ähnliche Lösungen und leisten oft keinen Beitrag zur Bewältigung der großen Probleme der Welt.
Diverse Teams schaffen bessere Unternehmen. Das ist nicht nur meine Meinung, sondern eine empirische Tatsache. Und Unternehmer:innen können davon profitieren, Ideen mit Gründer:innen auszutauschen, die nicht so aussehen und denken wie sie. Dadurch werden sie verschiedenen Ideen ausgesetzt, was es ihnen ermöglicht, sich in ein breiteres Spektrum von Kund:innen einzufühlen. Und das schafft einen positiven Kreislauf: Je mehr Empathie du für deine Kundinnen und Kunden hast, desto besser werden auch deine Produkte.
Lesetipp: In diesem Beitrag erzählen wir die Geschichte von 15 Female Founders, die die Geschäftswelt mit Shopify erobert haben.
Unternehmertum: Korrektur eines Imageproblems
Mehr Vielfalt erfordert, dass wir unsere Vorstellungen bezüglich Entrepreneuren und wie sie sein sollten erweitern. Wenn du Möglichkeiten siehst und kreative Wege zum Lösen kreativer Probleme findest, bist du ein Entrepreneur – unabhängig davon, wie alt du bist oder welchen Hintergrund du hast.
So ist es für angehende Unternehmer:innen wichtig, sich aktiv als Entrepreneur zu identifizieren. Der einfache Akt, sich selbst als Unternehmer oder Unternehmerin zu bezeichnen, kann tiefgreifende Auswirkungen haben. Das habe ich selbst hautnah miterlebt.
Meine Frau Lindsay ist eine erfolgreiche Einzelhandelsunternehmerin, die sich aber zuerst als Mutter und erst in zweiter Linie als Geschäftsinhaberin identifiziert hat. Um sie vom Gegenteil zu überzeugen, schlug ich ein Experiment vor. Ich ermutigte sie, alle Bios in den sozialen Medien zu ändern und das Wort „Unternehmerin“ aufzunehmen. Sofort kamen die Leute auf sie zu, um mit ihr zu fachsimpeln. Sobald sie dieses Wort für sich beanspruchte, eröffnete sich eine Welt neuer Verbindungen und Möglichkeiten, die ihr Business auf eine neue Ebene brachten.
Wie unterschiedlich Unternehmer:innen sein können, hörst du in den Gründungsstorys unseres Podcasts!
Was es bedeutet, den eignen Erfolg weiterzugeben
Diejenigen, die bereits als Unternehmer oder Unternehmerin erfolgreich sind, haben eine ebenso wichtige Verpflichtung: Es geht darum, den eigenen Erfolg weiterzugeben und andere zu unterstützen. Unternehmertum ist ein Handwerk – ein einzigartiger Karriereweg, der auf Mentoring und persönlichen Beziehungen aufbaut. Deshalb ist es wichtig, die Unterstützung und das Mentoring auf Menschen mit unterschiedlichen und manchmal vernachlässigten Hintergründen auszuweiten.
Entrepreneure sind die Problemlöser und Problemlöserinnen dieser Welt. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Werkzeuge, Methoden und Ressourcen einsetzen, um ein kritisches Problem in unserer Community zu lösen und die Wahrnehmung des Unternehmertums zu verändern. Frauen, Einwander:innen und Menschen aller Altersgruppen leisten einen überragenden Beitrag als Entrepreneure und revidieren überholte Klischees. Je eher unsere Wahrnehmungen diese Realität einholen, desto besser wird unsere gemeinsame Zukunft sein.
Harley Finkelstein ist Unternehmer, Jurist und Präsident von Shopify. Eine Version dieses Artikels erschien ursprünglich auf Englisch in Fast Company.
Illustration von Islenia Milien
Geposted von Hendrik Breuer: Hendrik ist Redakteur des deutschen Shopify-Blogs. Möchtest du einen Gastbeitrag veröffentlichen? Dann lies bitte zuerst diesen Leitfaden.
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