Viel mehr als kalter Kaffee: der Hype um guten Kaffee hält seit Jahren an und geht in die nächste Runde: der Filterkaffee, den die meisten mit Tratsch und Klatsch bei Oma verbinden, erlebt sein Revival. Grund dafür sind neue Aufbrühmethoden und ganz spezielle Kaffeesorten, die nur noch wenig mit dem klassisch vakuumverpackten Kaffee gemein haben. Zu diesem Thema sprechen wir im Podcast mit Akpana Amama. Sie leitet den Online-Store handcraft-coffee.com, wo sich alles um guten, handgemachten Kaffee dreht.
Woher der ganze Kaffee-Hype kommt, wie sie selbst zum Kaffee-Business gefunden hat, und wie man den perfekten French-Press-Kaffee macht, verrät sie in dieser Folge des Shopify Podcast!
Die komplette Transkription dieser Folge findest du hier.
Show Notes
- Store: Handcraft Coffee
- Social Media: Facebook, Instagram, Pinterest
Die dritte Kaffeewelle
Akpana Amama: Ich heiße Akpana, ich betreibe seit 2016 den Onlineshop Handcraft Coffee, wo ich Kaffeezubehör für manuelle Kaffeezubereitung und röstfrischen Kaffee verkaufe. Das Besondere ist, ich kooperiere mit kleinen Kaffeeröstereien in Deutschland und wenn ihr den Kaffee über Handcraft Coffee bestellt, dann bekommt ihr röstfrischen Kaffee nachhause zugeschickt direkt von der Kaffeerösterei.
Die Gründerin von Handcraft Coffee: Akpana Amama
Manuel Fritsch: Also handgemachter Kaffee. Das heißt, die Handarbeit steht bei dir wirklich im Vordergrund?
Akpana: Genau. Sowohl bei meinem Zubehör als auch beim Kaffee. Ich lege Wert darauf, dass das Zubehör eine hohe Funktionalität sowie ein schönes Design hat. Viele Produkte stammen aus Manufakturen, in denen zum Beispiel die Tassen oder Kaffeezubereiter in Handarbeit gefertigt werden. Der Kaffee, den ich verkaufe, ist sogenannter Spezialitätenkaffee. Die Kaffeeröstereien kooperieren dabei mit Kaffeebauern vor Ort in den Anbauländern und beziehen den Kaffee direkt von den Kaffeebauern. Das hat auch sozialen Wert, dadurch können die Bauern höhere Preise für ihre Produkte erzielen und die Familie unterstützen und wiederum das Geld in den Kaffeeanbau investieren und so die Qualität der Produkte erhöhen. Es gibt für Kaffee professionelle Cuppings. Spezialitätenkaffee wird erst dann als solcher genannt, wenn er auf einer Skala von eins bis 100 mindestens die Punktzahl 80 erreicht. Das sind weltweit gesehen circa fünf Prozent der gesamten Kaffeeproduktion.
Manuel: Gibt’s da Leute, die das dann bewerten?
Akpana: Genau. Das sind dann professionell ausgebildete Menschen, die die Kaffees testen und ausprobieren.
Manuel: Wie bist du denn auf die Idee gekommen, das online zu machen? Bei Kaffe geht man ja eher zu einer lokalen Rösterei.
Kaffee entwickelt sich so zu einem Produkt wie Wein, Zigarren oder Whisky.
Akpana: Ich sag mal, früher so in den 60er, 70er Jahren war das so in Deutschland, dass quasi jeder Stadtteil seine eigene Kaffeerösterei hatte. Man hatte immer guten frischgerösteten Kaffee. Dann kam die industrielle Kaffeeröstung und damit auch die großen Hersteller, wodurch nach und nach die Kaffeeröstereien verschwanden. Ende der 90er Jahre kam das zurück und die Kaffeeröstereien haben wieder geöffnet und es wurde wieder Wert auf die handwerkliche Röstung gelegt. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Kaffee entwickelt sich so zu einem Produkt wie Wein, Zigarren oder Whisky. Es gibt verschiedene Qualitäten, verschiedene Geschmäcker, verschiedene Eigenschaften von Produkten und der Kunde ist immer mehr bereit, für gute Qualität auch einen etwas höheren Preis zu bezahlen. Dafür möchte er aber wissen, woher der Kaffee kommt, was ihn so besonders macht und wie er geröstet wurde. Wie das zu einem Onlineshop gekommen ist, das weiß ich eigentlich nicht genau. Ich hatte auch die Idee für eine eigene Kaffeerösterei, hatte auch in einer gearbeitet und versucht, das Rösten zu lernen. Das ist nicht ganz einfach. Das ist wie beim Kuchen backen: man muss sich strikt an ein Rezept und Vorgaben halten, viel ausprobieren und es braucht sehr viel Erfahrung. Deswegen bin ich dann von der Idee, eine Kaffeerösterei zu öffnen, abgewichen. Und dann kam es zu einem Onlineshop.
Manuel: Du bist quasi wie eine Kuratorin, die uns in die Welt des Handcraft Coffees einführt und für uns schon eine Vorauswahl trifft?
Akpana: Ja, das kann man so sagen. Ich habe auf der Webseite gerade neun Kaffeeröstereien und ich suche immer wieder nach Kooperationen.
Manuel: Es ist ein kleiner Hype um den Kaffee entstanden in den letzten Jahren. Wie hast du das so beobachtet, diese Wende hin zurück zu alten Tugenden?
Alles andere als unmodern: der neue Filterkaffee
Akpana: In einem meiner ersten Blogbeiträge für Handcraft Coffee habe ich geschrieben: Revival des Filterkaffees. Das hängt tatsächlich damit zusammen, dass dieses Qualitätsbewusstsein für guten Kaffee wieder da ist. Ich denke, dass die Kunden sich mehr dafür interessieren, sind bereiter mehr mal zu entdecken. Mit so einem kaltaufgebrühten Filterkaffee kann man das Geschmacksspektrum vom Kaffee viel mehr erkunden. Man kann da mehr experimentieren, mit Wassertemperatur, mit Brühzeit, mit Malgrad, und dadurch verändert sich der Kaffee. Das ist ganz spannend bei dem Handfilter.
Manuel: Woher kommt diese Rückbesinnung? Ist das jetzt einfach ein Trend, dass man sagt, Espresso kann ja jeder, ich muss jetzt wieder filtern? Oder sind das wirklich einfach neue Geschmackswelten, die sich da auftun?
Akpana: Das sind tatsächlich, denke ich, neue Geschmackswelten. Es ist nicht so, dass man jetzt keinen Espresso mehr trinkt und nur Filterkaffee. Beim Espresso kann man genauso hervorragende Kaffees testen und verschiedene Geschmacksrichtungen, Aromen und so weiter. Das hat eigentlich auch in USA angefangen. Das heißt die dritte Kaffeewelle. Die erste Kaffeewelle war Anfang des 20. Jahrhunderts, wo der Kaffee sich dann auf der ganzen Welt ausgebreitet hat und populär wurde. Die zweite Kaffeewelle kam mit der Entstehung der Espressomaschine. Die dritte Kaffeewelle kam tatsächlich mit den Spezialitäten, also der Speciality-Coffee-Bewegung, also dass man Wert auf Qualität, auf Ursprung legt.
Handfilter sind zum einen günstig und für alle leicht zugänglich. Eine gute Kaffeemaschine kostet schon 2.000 bis 3.000 Euro.
Es ist leicht umzusetzen, man braucht keine großen Vorkenntnisse und man kann damit tatsächlich sehr guten Kaffee zubereiten.
Qualitätskaffee in aller Munde
Manuel: Liegt das auch daran, dass bei der Röstung mehr experimentiert wurde?
Akpana: Kann ich mir vorstellen. Mit dem neuen Bewusstsein für Qualitätskaffee und den neuen Kaffeeröstereien entstand auch der Wunsch nach etwas Neuem, die Aromenvielfalten hervorzubringen. Es entstanden auch neue Röstungsmethoden, Röstungsansätze und verschiedene Röstprofile von sehr hell bis sehr dunkel. Das beeinflusst die Vielfalt des Kaffees. Je nachdem, aus welchem Anbaugebiet der Kaffee stammt, kann man unterschiedliche Aromen im Kaffee schmecken. Zum Beispiel Kaffee aus Südamerika, also Kolumbien oder Brasilien hat diese typischen schokoladigen, nussigen Aromen. Wohingegen Kaffee aus Afrika, also Kenia oder Äthiopien, eher leicht und fruchtig oder sogar nach Zitrusfrüchten schmeckt.
Manuel: Wie entdeckst du denn neue Produkte für deinen Shop?
Akpana: Google, tatsächlich. Ich bin viel online unterwegs, bei Instagram, Social Media, aber hauptsächlich nutze ich Dr. Google, um neue Partner zu finden und dann schreibe ich denen, dass ich einen Onlineshop habe und frage, ob sie Lust haben, zu kooperieren und ihre Produkte bei mir zu platzieren.
Manuel: Wie gehst du da vor?
Akpana: Im Onlineshop habe ich tatsächlich ein breites Spektrum und da habe ich es unter anderem auch nach Geschmacksrichtung sortiert. Das heißt, wenn der Kunde dann online geht, findet er schokoladigen Kaffee unter diesem Menüpunkt und da kann er dann den Shop durchstöbern und einen Kaffee für sich finden. Dann ist da zum Beispiel ein Kaffeeröster-Kontaktierer, damit kann er dann selbst bestimmen, welche Kaffees bei Handcraft Coffee positioniert werden.
Manuel: Reizt es dich dann jetzt weiterzugehen, durch diesen Onlineshop auch zu sagen, vielleicht denke ich doch mal über ein Ladengeschäft nach?
Akpana: Ich habe ein paar Ideen, die dann eher nicht in Richtung Endkunden gehen, sondern eher für B2B-Kunden gedacht sind. Da werde ich mich wahrscheinlich mit meiner eigenen Kaffeemarke positionieren. Aber das ist jetzt noch in der Schaffensphase, da habe ich das Konzept noch nicht ganz zu Ende entwickelt.
Ich würde tatsächlich mit einer Kaffeerösterei kooperieren, die den Kaffee dann für mich röstet. Mir fehlt die Erfahrung, dass ich sagen kann, ich werde jetzt eine Kaffeerösterei aufmachen und der Kaffee wird großartig. Das wäre zu viel. Dem fühle ich mich nicht gewachsen.
Manuel: Du machst diesen Onlineshop seit 2017. Wolltest du das immer schon hauptberuflich machen?
Ich hatte nichts zu tun mit Online-Business, Online-Marketing, Online-Vertrieb - null Erfahrung!
Akpana: Als ich angefangen habe, hatte ich diese große Vision, in einem Jahr passiert das und in zwei Jahren passiert das und in fünf Jahren bin ich Multimillionärin. Nicht so extrem, aber als ich das gestartet habe, war ich unerfahren. Ich hatte nichts zu tun mit Online-Business, Online-Marketing, Online-Vertrieb - null Erfahrung! Wenn man dann so unerfahren startet, weiß man nicht, was auf einen zukommt. Manchmal ist man dann doch überrascht, dass es nicht so einfach ist, ein Online-Business zu starten.
Die größte Hürde: Online-Marketing
Manuel: Was waren denn so Schwierigkeiten, auf die du gestoßen bist? Was würdest du dir wünschen, anders gemacht oder gewusst zu haben?
Akpana: Ich hätte mir davor mehr Wissen angeeignet. Ich habe auch ein paar Kurse gemacht und versucht, mich in die Richtung zu bilden, aber das ist nicht das Gleiche, wenn man selbst alles umsetzen muss. Zum Beispiel Online-Marketing, es gibt keine Grenzen nach oben, was das Finanzielle angeht. Da kann man viel Geld für Werbung ausgeben. Wenn man aber nicht weiß, welche Tasten man drücken soll, dann bringt das auch nichts, dann gibt man hunderte oder tausende Euro aus und Ergebnis ist gleich null. Das verpufft. Das war mein größter Fehler am Anfang, dass ich viel Geld in Online-Marketing investiert habe, ohne mir überhaupt Ziele zu setzen oder zu wissen, was passiert wann. Ich würde nicht sagen, dass ich es bereue, weil dadurch habe ich auch natürlich gelernt, wie es besser ist. Aber hätte ich die Möglichkeit etwas zu verändern, dann wäre es das.
Manuel: Das heißt, da gehst du heute geschickter vor, Online-Marketing ist wahrscheinlich wichtig in deinem Business, oder?
Akpana: Ja. Absolut.
Manuel: Welche Kanäle nutzt du da?
Akpana: Instagram, Facebook ganz klassisch, Google AdWords und Pinterest.
Manuel: Targeting wird ja recht einfach sein, einfach Kaffeetrinker und -trinkerinnen in Deutschland oder musst du da spezifischer werden?
Akpana: Ja schon. Kaffeetrinker ist nicht gleich Kaffeetrinker. Jemand, der gerne günstigeren Kaffee kauft und dem es relativ unwichtig ist, woher der Kaffee kommt, egal wie der schmeckt, wird eher weniger daran interessiert sein, bei Handcraft Coffee einzukaufen. Der Kaffee wäre ihm zu teuer. Im Vergleich, ein Supermarkt-Kaffee kostet für 500 Gramm 5 Euro, bei Handcraft Coffee starten erhält man 250 Gramm für acht, neun, zehn, 15 Euro, manchmal 20 Euro. Das sind schon Kunden, die wirklich nach qualitativ hochwertigem Kaffee suchen.
Speciality Coffee ist stark im Kommen.
Manuel: Du suchst dann gezielt nach Leuten, die sich in dem Bereich, in dieser Szene umtreiben?
Akpana: Genau. Da ist Instagram großartig. Speciality Coffee ist stark im Kommen, es ist ein trendiges Produkt, vor allem unter jungen Menschen. Ich sag mal so, Mitte 20 bis Mitte, Ende 30, sehr beliebt dieser Hipster-Kaffee. Man kann das auch auf Instagram wunderschön inszenieren, wie Kaffee aufgebrüht wird und der aufsteigt und dann bilden sich Bläschen oben auf dem Kaffeebild. Da ist Instagram eine sehr gute Plattform, um da die richtigen Kunden zu finden.
Hochwertiger Spezialitätenkaffee im Shopify-Store
Der Onlineshop von Handcraft Coffee - umgesetzt mit Shopify
Manuel: Bist du denn direkt bei Shopify gelandet, als du überlegt hast, einen Onlineshop zu machen?
Akpana: Ja. Da ich ja gar keine Erfahrung hatte im Online-Verkauf, Online-Shopping, habe ich mir eine junge Agentur, ein paar Jungs hier aus Düsseldorf, als Berater an die Seite geholt und die haben mir zu Shopify geraten, weil es einfach in der Bedienung war. Man konnte dann selbst Veränderungen an den Templates vornehmen. So bin ich zu Shopify gelangt und dann auch geblieben und ich bin super zufrieden.
Das ist sehr intuitiv in der Bedienung. Man muss Sachen zwei, drei Mal ausprobieren und dann weiß man, das wird funktionieren.
Manuel: Machst du das inzwischen hauptberuflich oder wie hat sich das seit 2017 entwickelt?
Akpana: Jain. Ich arbeite noch für ein anderes E-Commerce-Unternehmen freiberuflich. Da habe ich ein Co-Working-Space und auch mein Lager. Ich bin jeden Tag im Büro, und habe tatsächlich für dieses Unternehmen auch zwei andere Shops umgesetzt mit Shopify. Dann betreue ich diesen einen Shop, ich habe mein eigenes Produkt und auch Handcraft Coffee, das heißt, hauptberuflich betreibe ich zwei Onlineshops.
Manuel: Aber den Schritt hast du auf jeden Fall geschafft zu sagen, ich mache mich selbstständig mit Shopify?
Akpana: Ja. Das war nicht der Plan, aber es hat sich so ergeben und ich bin zufrieden, muss ich sagen.
Manuel: Hast du so eine Art Stammkundschaft? Wenn man einmal Fan ist von einem Produkt oder von einer bestimmten Sorte, dann bestellen die Leute das relativ häufig? Oder ist das eher wie guter Wein, dass man sich mal Spezialitätenbohnen bei dir gönnt?
Akpana: Sowohl als auch. Es erreichen mich viele E-Mails, die dann fragen: „Wie bereite ich den Kaffee zu oder könntest du mir etwas empfehlen?“ „Ich steige gerade ein, ich entdecke gerade Filterkaffee für mich, kannst du mir was empfehlen?“ Es gibt solche Kunden, es gibt aber auch Kunden, die dann immer wieder zurückkehren und dann verschiedene Kaffees ausprobieren. Das ist auch der Vorteil von Handcraft Coffee, dass man das Internet nicht nach verschiedenen Kaffeeröstereien durchstöbern muss, bis man den richtigen gefunden hat, sondern man kann immer wieder zurückkommen und neuen Kaffee ausprobieren. Seit kurzem biete ich auch ein Kaffee-Abo an. Der Kunde kann den Kaffee für sich selber aussuchen, den er dann im Abonnement bestellen möchte oder lässt sich von uns überraschen. Dann bekommt er in einem bestimmten, ausgesuchten Intervall immer wieder einen neuen Kaffee zugeschickt. Es gibt sowohl Kunden, die per Zufall vorbeikommen und etwas ausprobieren wollen, es gibt aber auch Kunden, die immer wieder Kaffees bei mir bestellen.
French Press, Chemex, Cold Brew und Co.
Manuel: Wie war das denn jetzt während der Corona-Zeit?
Akpana: Tatsächlich waren April und Mai sehr gute Monate, da konnte man einen Anstieg sehen, dass mehr bestellt wird beim Kaffee. Im August, also in der Ferienzeit, hat man schon wieder einen Abstieg gemerkt. Ich bin gespannt auf die Herbstmonate.
Manuel: Aber bei der Produktion oder bei der Logistik gab's keine Probleme durch die Pandemie?
Da habe ich tatsächlich gemerkt, dass es einen Stillstand gibt.
Akpana: Beim Kaffee weniger. Die Kaffeeröster haben auch nicht berichtet, dass es Schwierigkeiten gibt. Ich hatte jedoch Schwierigkeiten mit dem Zubehör. Vieles kommt aus Japan, Kanada, den USA, und da gab es wirklich ein Problem, dass Ware bestellt wurde und nicht geliefert werden konnte. Die Lieferung hat sich verzögert. Da habe ich tatsächlich gemerkt, dass es einen Stillstand gibt. Aber langsam kommt alles wieder in Fahrt.
Manuel: Was ist denn dein Lieblingskaffee und deine Lieblingszubereitungsart?
Akpana: Tatsächlich habe ich zu Hause eine French Press, die ich gern mag und eine Chemex Karaffe, das ist die, mit diesem Holzhals. Chemex wurde von einem deutschen Ingenieur erfunden, der dann Anfang des 20. Jahrhunderts, 1940 denke ich, in die USA ausgewandert ist und das Produkt dahin gebracht hat. Ursprünglich waren das Kolben für Chemielabore, aber er hat entdeckt, dass sich bei der Kaffeezubereitung der Geschmack und die Aromen besonders gut entfalten und so wurde Chemex zu einer Kaffeekaraffe.
Manuel: Und oben sind normale Filter drin oder sind das auch spezielle?
Akpana: Für Chemex benutzt man spezielle Filter. Das Chemex-Papier ist etwas dicker als traditionelle Melitta-Filter, nicht so porös und nicht so durchlässig. Dadurch ist der Chemex-Kaffee sehr klar im Geschmack und auch intensiver.
Manuel: Und der klassische French Press ist das, was eigentlich jeder schon mal irgendwie zu Hause hatte?
Akpana: Genau, diese Stempelkannen, das ist French Press. Geht am einfachsten, Wasser drauf, kurz warten, und dann stempeln, Kaffee fertig zum Trinken.
Manuel: Da gibt’s ja immer Diskussionen bei French Press, dass die Leute sagen, du musst den Kaffee erst ziehen lassen und andere sagen, ein Kaffee zieht nicht, du kannst das direkt runterdrücken. Was ist denn jetzt richtig?
Akpana: Tatsächlich braucht man für eine French-Press-Zubereitung vier Minuten. Das heißt Kaffee mittelgrob bis grob malen, dann mit heißem Wasser aufgießen, nicht mit kochendem Wasser. Die Spezialisten sagen, zwischen 92 und 96 Grad Celsius sollte das Wasser haben, aufgießen, dann vier Minuten warten, dann dieses Kaffeebett ein bisschen brechen, also kurz umrühren, damit CO2 entweichen kann, und erst dann runterstempeln.
Wenn man Kaffee aufbrüht, bilden sich immer oben so leichte Bläschen. Das ist CO2, was aus den Kaffeebohnen entweichen soll. CO2 entsteht im Röstungsprozess.
Trends und Zukunftsvisionen in der Kaffeebranche
Manuel: Wo möchtest du denn noch hin? Du hast ja schon gesagt, du hattest große Visionen, wie ist dein aktueller Stand, was ist dein Ziel für Handcraft Coffee?
Akpana: Ich werde das Sortiment auf jeden Fall noch erweitern, denn es kommen immer mehr neue Produkte dazu, auch praktische, die die Kaffeezubereitung noch einfacher machen. Ich möchte auch das Kaffeeröster-Angebot an frischen Kaffees erweitern. Und wie gesagt, ich möchte auch den B2B-Bereich für mich erschließen. Nicht nur Kaffee fürs Büro, sondern auch in anderen Branchen.
Manuel: Was ist denn so ein aktueller Trend? Also gibt’s da was, wo man sagt, das ist jetzt gerade das Aktuellste aus der Kaffeeszene?
Akpana: Cold Brew ist auf jeden Fall ein großer Trend. Und das ist hier vielleicht in Deutschland noch nicht ganz angekommen, also Nitro Kaffee. Leider wird es hier relativ selten angeboten. Wenn man zum Beispiel nach Holland geht oder Dänemark, da ist das irgendwie mehr verbreitet als hier bei uns. Wie genau das hergestellt wird, weiß ich nicht. Ich weiß, der Kaffee wird irgendwie mit irgendwelchem Gas versetzt und dann wird das im Unterdruck gezogen und aus diesen Hähnen gezapft.
Manuel: Das hat auch so eine ähnliche Crema wie so ein Guinness obendrauf hat.
Akpana: So einen Schaum. Genau. Es wird auch in Fässern gelagert, genau wie Bier.
Manuel: Dann hoffe ich auf diesen Trend. Aber das wird wahrscheinlich schwierig sein, das bei dir im Shop zu bestellen - so eine Zapfanlage mit Kaffeefass.
Akpana: In den USA gibt’s das schon in Dosen, man kann dort so wie Bierdosen Nitro Kaffee kaufen. Aber bis das hier nach Europa schwappt, das dauert wahrscheinlich.
Manuel: Wie bist du persönlich zum Kaffee gekommen?
Akpana: Ich habe schon immer gerne Kaffee getrunken und ich glaube, als die ersten Kaffee-Shops aufgemacht haben, wurde ich dann darauf aufmerksam. Man hat angefangen Espresso zu trinken oder leckeren Cappuccino, und dann habe ich mich immer wieder in die Materie vertieft. Irgendwann habe ich angefangen in einer Kaffeerösterei zu arbeiten, da ein Praktikum zu machen, so kam ich dann zum Kaffee. Das hat vielleicht vor etwas mehr als 10 Jahren angefangen und ist dann mit der Zeit gewachsen. Also ich habe mit Anfang 20 angefangen Kaffee zu trinken, vorher war das nicht lecker. Oder man hat halt so löslichen Kaffee getrunken, was eigentlich mit Kaffee wenig gemeinsam hat.
Manuel: Das ist auch faszinierend, dass Deutschland immer schon eine relativ große Kaffeekultur hatte, und amerikanische Unternehmen es dann schaffen, so eine Kaffeekultur hier anders darzubieten.
Kaffee wurde zu einem Lifestyle.
Akpana: Aber ich denke, das hängt damit zusammen, dass die großen Kaffeehersteller, Tchibo, Jacobs, Dallmayr, Melitta sich in Deutschland immer auf diesen Filterkaffee konzentriert haben. Irgendwann war das nicht mehr angesagt, altmodisch, altbacken, der Kaffee war auch irgendwie nicht mehr lecker, und dann kamen die großen Kaffeeketten aus den USA und haben komplett was Neues angeboten. Auf einmal war Kaffeetrinken hip, angesagt, beliebter Zeitvertreib, es wurde eine Gelegenheit, wo man sich mit Freunden trifft und quatscht und Kaffee wurde so zu einem Lifestyle.
Manuel: Und es waren die ersten Orte in Deutschland, wo es freies WLAN gab.
Akpana: Ja, tatsächlich.
Manuel: Aber ich finde es trotzdem erschreckend, dass eine neue Welle Spezialitätenkaffee und Filterkaffee wieder in diese Kaffeekultur zurückbringen muss, die wir eigentlich schon hatten.
Ohne die großen Kaffeeketten hätten wir diese Bewegung nicht.
Akpana: Aber ich glaube, ohne die großen Kaffeeketten hätten wir diese Bewegung nicht. Ohne die Ketten wäre dieses Bewusstsein für das Produkt Kaffee glaube ich nicht erweckt wurden, für Qualität. Ich glaube, das ist das Gute daran. Dadurch haben wir etwas Neues entdeckt und sind jetzt bereit, weitere Schritte zu gehen. Wir haben erkannt, dass Kaffee ein Prozess ist, das ist ein Naturprodukt. Genauso wie Wein oder wie alles andere, was angebaut wird. Wenn wir ein gutes Produkt haben wollen, müssen wir in nachhaltige Produktion investieren, dann müssen wir dafür sorgen, dass die Bauernfamilien auch von dem Kaffeeanbau leben können. Oft leben diese an der Armutsgrenze. Ich glaube, da wird noch einiges passieren, das Bewusstsein dafür wächst gerade in der Gesellschaft.
Auf den Geschmack gekommen: Akpana hat große Ziele für die Kaffeeszene
Manuel: Stellst du das auch im Businessbereich fest, oder ist es dort schwieriger? Gerade in der Gastro ist es doch schwierig, den Kunden zu verkaufen, dass eine Tasse Espresso nicht für zwei Euro verkaufbar ist.
Das ist die Lösung, die Kommunikation mit dem Kunden.
Akpana: Ich würde sagen, dass es problematisch ist. Man muss wissen, wie man den Kunden erreicht und wie man das Produkt verkauft, wie bei allem anderen auch. Wir haben am Beispiel Nespresso gesehen, dass die Kunden bereit sind, sehr viel Geld für kleine Mengen auszugeben. Wenn man so einen Nespresso-Kaffee hochrechnet, dann kommt man auf einen Kilopreis von 120 Euro.
Wenn man das Produkt perfekt darstellt, die richtigen Kunden erreicht und eine Geschichte zu dem Produkt erzählt, fühlen die Kunden sich abgeholt. Das ist die Lösung, die Kommunikation mit dem Kunden und wie ich über dieses Produkt kommuniziere. Man muss den Kunden erzählen, was ist eigentlich Kaffee, warum ist Kaffee nicht gleich Kaffee, warum hat ein in Vakuum verpackter Kaffee mit einem Spezialitätenkaffee eigentlich wenig gemeinsam und was macht den Unterschied? Warum ist Spezialitätenkaffee besser und was gewinnt er dadurch, abgesehen vom richtigen Kaffeegenuss.
Manuel Fritsch ist der Moderator des Shopify Podcasts. 2000 gründete Manu sein erstes Unternehmen und arbeitete 15 Jahre in der Agenturwelt. Seit 2015 ist er als freiberuflicher Spielejournalist für Fachmagazine, Zeitungen und seinen eigenen Podcast mit inzwischen über 2.500 Folgen tätig.
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