1764 entwarf der Baumwollweber James Hargreaves eine handbetriebene Mehrspindel-Spinnmaschine, um den Bedarf an Arbeitskräften zu verringern und die Garnproduktion zu erhöhen. Hargreaves' Entwurf der Spinning Jenny revolutionierte die Baumwollindustrie. Sein Erfolg war eine klare Botschaft an Unternehmer:innen: Ein gut durchdachtes Produkt, das ein Problem für eine Zielgruppe löst, kann erfolgreich sein.
Das Produktdesign ist ein wichtiger Bestandteil des Produktentwicklungsprozesses und legt den Grundstein dafür, wie ein Produkt aussehen, sich anfühlen und funktionieren wird. Das Produktdesign ist für digitale Produkte – wie Websites und Apps – genauso wichtig wie für physische Produkte. Nachstehend liest du, was für alle Unternehmer:innen mit einer großen Idee für ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung wichtig ist.
Was ist Produktdesign?
Produktdesign ist der Prozess der Ideenfindung, der Erstellung und der Optimierung eines Designs, um ein Endprodukt zu entwickeln, das einem bestimmten Benutzer- oder Marktbedürfnis entspricht. In dieser Phase des Produktentwicklungsprozesses geht es darum, die Funktionalität und Ästhetik zu prüfen und sicherzustellen, dass das Produkt sowohl den geschäftlichen Zielen als auch den Bedürfnissen der Benutzer:innen entspricht.
Du und dein Designteam starten zunächst damit, die Vision für das Produkt zu definieren. Je nach Produkt und Branche arbeiten an dem Produktdesign in der Regel UX-Designer:innen (User Experience), Grafikdesigner, Marktforschungsanalysten, Techniker und andere Mitarbeiter:innen mit, die im Laufe des iterativen Designprozesses immer wieder Feinabstimmungen und Verbesserungen vornehmen.
Ein strukturierter Produktdesign-Prozess stellt sicher, dass die Kommunikation zwischen den Teammitgliedern effektiv ist. Weiter verbesserst du mit dem Produktdesign die Produktqualität durch Tests und stellst sicher, dass das Produkt planmäßig funktioniert. Weiter kannst du mit dem Produktdesign bei Bedarf auch die Zeit bis zur Markteinführung durch effiziente und automatisierte Arbeitsabläufe verkürzen.
6 Phasen des Produktdesignprozesses
Die Phasen des Produktdesigns können von Branche zu Branche variieren und verlaufen nie linear. Erfahre, wie das Unternehmen Supakit für luxuriöses Haustierzubehör die sechs Schlüsselphasen des Prozesses für das Produktdesign angegangen ist:
1. Vision
Die Vision ist der übergeordnete Grund und die Motivation für die Entwicklung eines Produkts. Sie identifiziert ein Problem, klärt die Ziele und legt erreichbare Erfolgskennzahlen für die Beteiligten wie das Designteam und die Kund:innen fest. Beispiele für Fragen, die in dieser Phase gestellt werden, sind: „Welches Problem löst dieses Produkt für unsere Zielgruppe?“, oder „Wie lange wird es dauern, das Produkt zu entwickeln?“ oder „Wie wird sich das Produkt in drei, fünf oder sieben Jahren entwickeln?“
Ganz gleich, ob es darum geht, in einen neuen Markt zu expandieren oder ein bestehendes Design zu verbessern: Das Endprodukt muss stets klar definiert werden, damit sich das Team über die wichtigsten Kennzahlen einig ist. Key Performance Indicators (KPIs) wie Durchlaufzeit und Ertrag sind messbare Erfolgskriterien in der Fertigung und im Design.
Supakit hatte die Vision, ein komfortables, abnehmbares Katzenhalsband aus natürlichen Materialien zu entwickeln, das die Sicherheit erhöht.
2. Forschung
In der Produktdesign-Phase der Markt- und Nutzerforschung kannst du die Marktfähigkeit des Produkts durch Feldstudien, Online-Umfragen oder Nutzerinterviews untersuchen. Das hilft dir, die Kundenbedürfnisse und Wettbewerber:innen, wie zu ermitteln und die Marktnachfrage zu bewerten.
Auf der Suche nach einem Halsband für ihre eigene Katze entdeckten die Supakit-Gründer:innen eine Marktlücke für hochwertige, gut sitzende Katzenhalsbänder. „Wir haben uns gefragt, wie man seine Katze dazu bringt, das Halsband zu tragen und stellten fest, dass viele Menschen das gleiche Problem hatten und dass Halsbänder schon fast als Wegwerfartikel angesehen wurden“, berichtet Supakit-Mitbegründer Kevin White.
3. Ideenfindung
In der Ideenfindungsphase des Produktdesigns erarbeitest du die wichtigsten Funktionen des Produkts zur Lösung eines Problems, zum Beispiel bei einem Brainstorming. In diesem Schritt kannst du User Personas erstellen, die realistische Darstellungen deiner Zielbenutzer:innen darstellen. Weiter kannst du Benutzergeschichten erstellen, mit denen du beschreibst, wie dein Produkt ein Problem löst.
Beim Brainstorming zu Produktmerkmalen für das Supakit-Halsband entschieden sich die Gründerpersonen dafür, Luxushalsbänder aus hochwertigem Leder anstelle von billigeren Materialien herzustellen. „Als Katzenbesitzer:in und -liebhaber:in haben wir eine Entscheidung getroffen, die wir uns auch für unser eigenes Haustier wünschen würden“, so Mitbegründerin Leili Farzaneh.
4. Prototyp
Ein Prototyp ist eine frühe Version eines Produkts, das sich in der Entwicklung befindet. Die Erstellung von Skizzen und Prototypen ist ein entscheidender Schritt im Produktdesignprozess. Mit einem Produktprototyp kannst du Designfehler aufzeigen und feststellen, ob das Produkt den Bedürfnissen der Benutzer:innen entspricht. Designteams erstellen häufig ein minimal funktionsfähiges Produkt. Das heißt, eine Produktversion mit gerade genug Funktionen, um eine frühe Benutzeranalyse durchzuführen. Mit dem Benutzerfeedback kannst du das Risiko kostspieliger Änderungen zu einem späteren Zeitpunkt im Produktentwicklungsprozess verringern.
Für ein physisches Produkt kannst du zum Beispiel einen Prototyp erstellen lassen. Dazu kannst du erst ein digitales Modell erstellen und anschließend einen DIY-Prototyp deines Produkts anfertigen oder die Erstellung deines Prototyps bei Lieferant:innen oder Hersteller:innen in Auftrag geben. Bei der Softwareentwicklung kannst du beispielsweise Skizzen der wichtigsten Benutzerabläufe von Hand zeichnen und/oder Wireframes erstellen, die als Blaupausen für die Struktur eines Softwareprogramms dienen. Der Prozess des Produktdesigns ist je nach Branche unterschiedlich.
Die Miteigentümerinnen von Supakit fertigten beispielsweise einen Prototyp eines Katzenhalsbands aus einem einfachen Lederband an, um es ihrer Katze Lola anzulegen. „Ich hatte jede Menge Lederreste und andere Materialien herumliegen, also haben wir einfach angefangen zu experimentieren“, erzählt Leili.
5. Testen
Tests sind unerlässlich, um festzustellen, ob das Produkt ordnungsgemäß funktioniert. Durch Usability-Tests können Designer Probleme erkennen und die erforderlichen Anpassungen vornehmen, bevor das Produkt hergestellt und ausgeliefert wird. Bei digitalen Produkten kann dieser Schritt A/B-Tests sowie Sicherheits- und Kompatibilitätstests zwischen verschiedenen Geräten und Plattformen umfassen.
6. Weiterentwicklung
Die Weiterentwicklung des Designs wird fortgesetzt, nachdem ein Produkt auf den Markt gekommen ist. Produktmanagement-Teams überwachen die Leistung eines Produkts, während Produktmarketing-Teams Umfragen zum Net Promoter Score oder A/B-Tests durchführen können, um Verbesserungen, neue Funktionen oder sogar neue Produkte zu planen. Nach der Markteinführung des Katzenhalsbands forderten Supakit-Kund:innen das Unternehmen auf, ein Katzengeschirr herzustellen.
5 Schlüsselfaktoren des Produktdesigns
Es gibt fünf Schlüsselelemente des Produktdesigns, die sicherstellen, dass ein Produkt den Bedürfnissen der Benutzer:innen entspricht und auf dem Markt erfolgreich ist. Dazu gehören:
1. Funktionalität
Die Funktionalität eines Produkts ist für sein Design von zentraler Bedeutung. Ein funktionales Produkt erfüllt die Bedürfnisse der Benutzer:innen und kann das Benutzererlebnis verbessern, Kosten senken und den Produktwert steigern. Eine gut gestaltete Softwareanwendung ist beispielsweise leicht zu navigieren und führt Aufgaben schnell aus.
2. Ästhetik
Visuelle Eindrücke bestimmen, wie Verbraucher:innen Produkte wahrnehmen, und sie spielen eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung, da Verbraucher:innen ihre Urteile innerhalb von Sekunden fällen. Wenn ein Produkt die funktionalen Anforderungen erfüllt, kann das ästhetische Design einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Mit einem optisch ansprechenden Produkt kannst du auch die Markenidentität stärken und die Markenwerte durch die Integration wichtiger Markenelemente wie Farbgebung oder nachhaltige Materialien untermauern.
3. Qualität
Ein Qualitätsprodukt erfüllt die Kundenerwartungen und Branchenstandards. Zu den Faktoren, die zur Bestimmung der Qualität beitragen, gehören Produktleistung, Haltbarkeit und Zuverlässigkeit. Qualitätsprodukte können positive Bewertungen generieren, die Kundenbindung stärken und das Image der Marke stärken.
4. Nachhaltigkeit
Nachhaltige Designprinzipien bestimmen zunehmend den Prozess der Produktentwicklung. Wenn du Produkte entwickeln möchtest, die sich positiv auf die Umwelt auswirken, dann integriere nachhaltige Materialien und Energieeffizienz in den Herstellungsprozess deiner Produktdesigns.
5. User Experience
Die User Experience (UX) ist die Gesamterfahrung, die Benutzer:innen bei der Interaktion mit deinem Produkt machen. Ein benutzerfreundliches Produkt, das ein Problem löst, kann zu Kundenzufriedenheit führen und damit die Kundenzahl und den Umsatz steigern. Im Designprozess solltest du dich auf die Benutzerfreundlichkeit konzentrieren und versuchen, eine emotionale Bindung herzustellen, um die User Experience zu verbessern.
Produktdesign-Tools und -Techniken
Für das Produktdesign kannst du eine Vielzahl von Tools und Techniken verwenden.
Beliebte Produktdesign-Tools
- 3D-Druck. Der Einsatz von 3D-Druck kann Designer:innen bei der Konzeptualisierung und Prototypenentwicklung im Produktdesignprozess helfen.
Erstelle deine eigenen Prototypen mit Hilfe unserer Apps.
- Computer-Aided Design (CAD). Bei der Prototypenerstellung können Designer:innen mit Computersoftware 3D-Modelle erstellen. Solche Prototyping-Tools sparen Zeit und helfen Designer:innen, Möglichkeiten zur Produktverbesserung zu erkennen.
- Kollaborative Web-Apps. Webanwendungen wie Figma oder InVision können Designer:innen bei der Zusammenarbeit an Prozessen zur Gestaltung von Benutzeroberflächen unterstützen. Produktmanager:innen, Designer:innen und Ingenieur:innen können alle Projektkomponenten in der App organisieren, wodurch ihr Arbeitsablauf effizienter wird und die Kommunikation verbessert wird.
Beliebte Designtechniken
- Design Sprints. Produktteams nutzen die fünfstufige Design Sprint-Technik zur Problemlösung. Die fünf Schritte sind: Einfühlen, Definieren, Ideenfindung, Prototyp und Testen.
- Usability-Tests. Mit Usability-Tests kannst du notwendige Änderungen ermitteln, um die User Experience während des gesamten Designprozesses zu verbessern. Die Einbeziehung echter Benutzer:innen in den Testprozess kann Designer:innen Einblicke in die Art und Weise geben, wie Benutzer:innen mit dem Produkt interagieren, und so die Lernfähigkeit und Effizienz der Nutzung bestimmen.
- User Journey Mapping. In der Ideenphase nutzen Produktdesign-Teams häufig Erkenntnisse aus der Forschung, um User Journey Maps, auch Customer Journey Maps genannt, zu erstellen. Diese Visualisierungen zeigen, wie wichtige Benutzergruppen mit dem Produkt interagieren werden.
- Wireframing. Ein Wireframe oder eine Skizze ist eine visuelle Darstellung der Struktur und Funktionalität eines Produkts. Diese Designtechnik kann die wichtigsten Elemente einer Webseite enthalten oder einen Entwurf für Inhalte liefern. Designer:innen verwenden Wireframes als kostengünstige Prototypen, um Ideen für digitale Produkte zu testen.
Produktdesign-Prozess – FAQ
Was sind einige häufige Fehler im Produktdesign-Prozess?
- Unzureichende Recherche. Ohne eine umfassende Markt- und Nutzerforschung, die die Bedürfnisse potenzieller Käufer:innen vollständig erfasst, kann es schwierig sein, ein Produkt zu entwerfen, das auf dem Markt erfolgreich ist.
- Zu viel Fokus auf Ästhetik. Ein häufiger Fehler ist es, sich beim Designprozess zu sehr auf die Ästhetik zu konzentrieren, was zu Lasten der Funktionalität gehen kann, wenn der Benutzerfreundlichkeit und der Produktleistung nicht die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt wird.
- Keine Berücksichtigung des Herstellungsprozesses. Recherchiere den Herstellungsprozess frühzeitig im Produktdesign-Prozess, um deine Produktionspläne und -kosten besser zu gestalten.
Warum ist die User Experience im Produktdesign-Prozess wichtig?
Die User Experience (UX) beschreibt, wie Benutzer:innen mit einem Produkt interagieren. Bei einem erfolgreichen Produktdesign-Prozess stehen die Endbenutzer:innen während der gesamten Forschungs-, Prototyping- und Testphase im Mittelpunkt, um die Benutzerfreundlichkeit zu verbessern und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.
Wie kann ein Produktdesign-Prozess E-Commerce-Unternehmer:innen helfen?
Für E-Commerce-Händler:innen ist ein umfassender Prozess für das Produktdesign die Grundlage für den Produkt-Entwicklungsprozess und kann den Umsatz steigern. Online-Verbraucher:innen können Produkte nicht anfassen oder ausprobieren, daher müssen Produktdesigner:innen die visuelle Darstellung des Produkts für die Website optimieren, um Besucher:innen in zahlende Kund:innen zu verwandeln.