Was ist für Kleinunternehmer:innen wichtiger: alle Kund:innen zu bedienen, die ein Produkt kaufen möchten? Oder sicherzustellen, dass die Produkte nicht ablaufen oder veraltet sind? Mit der richtigen Bestandsmethode musst du dich nicht entscheiden. Du kannst Mindest- und Höchstbestände für deine Produkte festlegen. So bist du immer bereit für Nachfragespitzen, ohne unnötige Lagergebühren oder Produktalterung zu riskieren.
Eine hervorragende Möglichkeit, dein Lager zu verwalten, ist der Min-Max-Bestand. Finde heraus, wie das Bestandsmanagementsystem funktioniert, welche Vorteile es bietet und wie du es für dein Unternehmen berechnen kannst.
Was ist Min-Max-Bestandsmanagement?
Das Min-Max-Bestandsmanagement, häufig auch Inventarverwaltung genannt, ist eine einfache Methode zur Kontrolle und Verwaltung deines Lagers. Sein Ziel ist es, deinen Produktbestand innerhalb eines vorgegebenen Rahmens zu halten. Auch bekannt als Min-Max-System oder Bestellpunktsystem, legst du mit dieser Methode Mindest- und Höchstbestände für jeden Artikel im Lager fest. Erst, wenn der Bestand auf das festgelegte Minimum fällt, bestellst du Produkte nach.
Variablen des Min-Max-Bestands
Vier Variablen steuern das Min-Max-System:
Mindestbestand
Der Mindestbestand (Min) ist die niedrigste Menge eines Produkts, die du auf Lager hältst, bevor du nachbestellst. Wenn der Lagerbestand auf diesen Mindestwert oder darunter fällt, kann eine Bestandsverwaltungssoftware oder Lieferkettenmanagement-Software automatisch eine Nachbestellung auslösen.
Höchstbestand
Die Höchstbestände (Max) repräsentieren die höchste Menge eines Produkts, die du zu jedem Zeitpunkt lagerst. Deine Bestandsverwaltungssoftware kann sicherstellen, dass der Bestand diese Höchstwerte nicht überschreitet.
Nachbestellpunkt
Der Nachbestellpunkt (englisch: reorder point, ROP) ist der Lagerbestand, bei dem du eine neue Bestellung zur Auffüllung des Bestands aufgibst. Unternehmen setzen den Nachbestellpunkt normalerweise auf oder knapp über dem Mindestbestand, um Lagerengpässe zu vermeiden und den Umsatz aufrechtzuerhalten.
Nachbestellmenge
Dies ist die Menge eines Produkts, die du nachbestellst, wenn der Bestand den Nachbestellpunkt erreicht. Verschiedene Faktoren wie Lieferzeit und Lieferdauer helfen Lieferkettenmanager:innen, zu bestimmen, wie viele Einheiten sie bestellen wollen. In jedem Fall wird die Nachbestellmenge die vorab festgelegten Höchstwerte des Bestandsmanagementteams nicht überschreiten.
Wie du deinen Min-Max-Bestand berechnest
Du berechnest deine Mindest- und Höchstbestände, indem du zuerst deinen Nachbestellpunkt und die Bestellmenge basierend auf Faktoren wie Lieferzeit, Nachfragevariabilität und gewünschtem Servicelevel bestimmst. Du kannst diese Daten in die folgende Formel eingeben, um deinen Mindestbestand zu berechnen:
Nachbestellpunkt (ROP) = Nachfrage während der Lieferzeit × Lieferzeit in Tagen
Dein ROP repräsentiert deinen Mindestbestand. Dann gibst du deinen Mindestbestand in die Formel für den Höchstbestand ein:
Höchstbestand (max) = min + Nachbestellmenge
Angenommen, du verkaufst Tischdecken. Dein:e Lieferant:in benötigt ab deiner Bestellung 10 Tage, um neue Bestände zu liefern. Das bedeutet, dass deine Lieferzeit 10 Tage beträgt.
Du verkaufst durchschnittlich 15 Tischdecken pro Tag. Das entspricht deiner Nachfrage während der Lieferzeit. Die Formel für deinen Nachbestellpunkt lautet in diesem Fall also 10 × 15 = 150. Dieses Ergebnis stellt auch deinen Mindestbestand in der Berechnung des Höchstbestands dar.
Somit setzt du 150 als deinen Mindestbestand ein. Anschließend gibst du auch deine Nachbestellmenge ein. Stell dir für dieses Beispiel vor, dass du bei jeder Lieferung 200 Tischdecken bestellst. 150 + 200 = 350. Dementsprechend beträgt dein Höchstbestand 350.
In diesen Branchen ist der Min-Max-Bestand beliebt
Das Min-Max-Bestandsmanagement hilft Unternehmen dabei, immer genügend Ware auf Lager zu haben, um Kundenwünsche zu erfüllen, gleichzeitig aber Lagerkosten durch zu hohe Bestände zu vermeiden. Die folgenden Branchen nutzen den Min-Max-Bestand:
Lebensmittelgeschäfte
Verderbliche Waren wie frisches Obst und Gemüse sowie Milchprodukte nutzen häufig den Min-Max-Bestand, um eine konstante Produktverfügbarkeit zu gewährleisten und gleichzeitig Abfall zu minimieren.
Apotheken
Apotheken verwenden oft das Min-Max-Bestandsmanagement, um optimale Bestände für Medikamente, rezeptfreie Arzneimittel und andere Gesundheitsprodukte mit gleichmäßiger Nachfrage festzulegen.
Fertigung und Produktmontage
Fertigungsunternehmen können Min- und Max-Werte für Komponenten und Rohstoffe festlegen, die in Produktionsprozessen verwendet werden. So gewährleisten sie eine kontinuierliche Versorgung für die Montage.
Elektronikgeschäfte
Elektronikhändler:innen nutzen den Min-Max-Bestand für Produkte mit konstanter Nachfrage wie Kabel und Batterien. Es kann vorkommen, dass sie für weniger nachgefragte Artikel wie etwa Luxus-Heimkinosysteme ein anderes Bestandssystem verwenden.
Lagerhäuser
Lagerhäuser, die als zentrale Punkte für die Lagerung und Verteilung von Waren dienen, nutzen häufig das Min-Max-Bestandsmanagement, um ihren Bestand effizient zu verwalten. Dies kann sich auch auf die Einzelhandelsgeschäfte auswirken, die für ihre eigenen Bestandsbedürfnisse auf Lagerhäuser von Dritten angewiesen sind.
Vorteile des Min-Max-Bestands
- Einfachheit
- Kostenwirksamkeit
- Einfache Nachbestellabläufe
- Verbesserte Nachfrageprognose
- Stetiger Cashflow
- Weniger Überbestände
Die Implementierung einer Min-Max-Bestandsstrategie bietet zahlreiche Vorteile für dein Unternehmen – besonders dann, wenn deine Kundennachfrage konstant und vorhersehbar ist. Hier sind die wichtigsten Vorteile des Min-Max-Bestands:
Einfachheit
Der Min-Max-Bestand ist einfach umzusetzen. Das macht die Methode für kleine Unternehmen oder solche ohne komplexe Bestandsmanagementsysteme besonders zugänglich. Während Bestandsverwaltungssoftware den Prozess durch Automatisierung erleichtern kann, erfordert das Min-Max-System nur einfache Berechnungen.
Kostenwirksamkeit
Durch die Festlegung von Mindest- und Höchstbeständen kannst du die Menge deines Lagerbestands effektiv kontrollieren. Dies hilft, Überbestände und die damit verbundenen Lagerkosten wie Lagerung, Versicherung, Verderb und Überalterung zu reduzieren.
Einfache Nachbestellabläufe
Der festgelegte Nachbestellpunkt (Mindestbestand) löst eine Nachbestellung aus, wenn dein Lagerbestand unter die Mindestmenge fällt. Dies automatisiert den Bestellprozess und stellt sicher, dass du rechtzeitig Produkte nachbestellst. Das verringert dein Risiko von Lagerengpässen.
Verbesserte Nachfrageprognose
Im Laufe der Zeit kannst du mit der Min-Max-Strategie deine Nachbestellmuster analysieren und die Mindest- und Höchstbestände entsprechend anpassen. Dies hilft, die Nachfrageprognose zu verfeinern und dein Bestandsmanagement zu optimieren. Steigt beispielsweise die Zahl deiner Kund:innen, musst du unter Umständen ein neues Gesamtbestandsniveau festlegen, um die gestiegene Nachfrage zu decken.
Stetiger Cashflow
Wenn du Mindest- und Höchstwerte für deinen Lagerbestand festlegst, kannst du verhindern, dass du zu wenig Ware hast und Verkäufe verlierst. Gleichzeitig vermeidest du, zu viel Ware zu lagern, die du später mit Verlust verkaufen müsstest. Ein Min-Max-Bestand hilft dir, die richtige Balance zu finden und deinen Cashflow stabil zu halten.
Weniger Überbestände
Ungenutzter Lagerbestand kann veralten oder ablaufen. Indem du deinen Höchstbestand basierend auf Nachfrageprognosen festlegst, verringerst du das Risiko von toten Beständen (Lagerbestand, der nicht verkauft wird) und den damit verbundenen Verlusten.
Min-Max-Bestand vs. fester Lagerbestand
Min-Max und feste Lagermengen sind zwei unterschiedliche Ansätze, um dein Bestandsniveau zu verwalten und zu kontrollieren. Im Vergleich:
Ähnlichkeiten
- Ziel: Beide Methoden zielen darauf ab, angemessene Bestandsniveaus aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass du mit deinen Produkten die Kundennachfrage decken kannst.
- Nachbestellprotokoll: Beide Methoden legen Ziele für die Nachbestellmenge fest, um den aktuellen Gesamtbestand deines Unternehmens zu erhöhen.
- Limitierungen: Keine der Methoden ist so ausgeklügelt wie die wirtschaftliche Bestellmenge (englisch: economic order quantity, EOQ) und Just-in-Time (JIT). Diese Methoden eignen sich möglicherweise besser für Unternehmen mit komplexen Bestandsbedürfnissen, wie z. B. der Zusammenarbeit mit mehreren Lieferant:innen mit unterschiedlichen Lieferzeiten.
Unterschiede
- Ziel: Min-Max erhöht oder reduziert die Bestandsniveaus basierend auf Nachfragemustern und Geschäftsbedürfnissen. Der feste Lagerbestand setzt dagegen auf Vorhersehbarkeit, da du jedes Mal die gleichen Mengen bestellst.
- Nachbestellprotokoll: Der Min-Max-Ansatz löst eine Nachbestellung aus, wenn der Lagerbestand unter den Nachbestellpunkt fällt. Die Bestellmenge stellt den Bestand auf das Höchstniveau wieder her. Beim festen Lagerbestand legst du dagegen eine konstante Bestellmenge fest, unabhängig vom aktuellen Bestand.
- Limitierungen: Es kann schwierig sein, den festen Lagerbestand bei steigender Nachfrage anzupassen. Der Min-Max-Bestand passt sich dagegen automatisch an schwankende Nachfrage an. Das kann dazu führen, dass du häufiger Bestellungen aufgibst, wenn die Nachbestellmenge klein ist. Dies kann weniger kosteneffektiv sein, als wenn du bei jeder Bestellung große Mengen orderst.
Häufig gestellte Fragen zum Min-Max-Bestand
Was sind die Vor- und Nachteile des Min-Max-Bestands?
Der Min-Max-Bestand ist einfach, kostenwirksam und automatisiert Prozesse, um dein Bestandsniveau zu kontrollieren und deinen Bestand innerhalb eines bestimmten Rahmens aufrechtzuerhalten. Ein Nachteil kann sein, dass er dein Bestandsmanagement zu sehr vereinfacht. Zum Beispiel berücksichtigt Min-Max nicht den Bedarf an Sicherheitsbeständen, die einige Unternehmen zur Bewältigung extremer Nachfragespitzen halten.
Ist der Min-Max-Bestand die beste Methode, um das Bestandsniveau zu kontrollieren?
Für kleine Unternehmen mit einfachen Abläufen ist der Min-Max-Bestand möglicherweise die beste und kosteneffektivste Methode, um Bestände zu verwalten und die gesamte Kundennachfrage zu decken. Unternehmen mit komplexeren Lieferketten sollten unter Umständen eine ausgeklügeltere Methode des Bestandsmanagements wie die wirtschaftliche Bestellmenge (EOQ) oder Just-in-Time (JIT) in Betracht ziehen.
Wie optimierst du Nachbestellpunkte mit Min-Max-Bestandsmanagement?
Du optimierst deine Nachbestellpunkte (ROP), indem du die Nachfrage deines Unternehmens während der Lieferzeit deiner Lieferant:innen (in Tagen) genau berechnest. Wenn es Unterschiede in den Lieferzeiten zwischen verschiedenen Lieferant:innen gibt, erstelle individuelle ROP-Berechnungen für jede:n davon.