Uhren-Dealer, YouTuber, Influencer, Luxusexperte - Marc Gebauer hat mit seinen 32 Jahren schon viele Titel erhalten. Momentan ist Marc in aller Munde und stand bereits mit Klaas Heufer-Umlauf bei Late Night Berlin vor der Kamera. Erst vor kurzem hat er sich selbstständig gemacht und verkauft online Luxusartikel von Rolex, Patek Philippe, Breitling und anderen hochrangigen Marken.
Lesetipp: Wir verraten dir, wie du mit YouTube Geld verdienen kannst.
Im Podcast sprechen wir mit Marc über die Faszination von Luxusuhren, warum er für Unruhe in der eher konservativen Branche sorgt und warum man den Unternehmer privat selbst nie mit Uhr am Handgelenk sehen wird.
Show Notes
- Store: Marc Gebauer
- Social Media: Instagram, YouTube
Uhren als Wertanlage - wie die Faszination begann
Ein starkes Team - Marc mit seiner Ehefrau Victoria Gebauer
Manuel Fritsch: Wie wird man durch den Verkauf von Uhren zu so einem Start-up, zu einer eigenen Marke, zu einem YouTube Star? Wie fing alles an?
Marc Gebauer: Das erste Mal in Kontakt kam ich eigentlich mit Luxusuhren, als ich meinen Schulabschluss und meine Berufsausbildung gemacht habe. Dann hatte ich einen guten Abschluss, das Lebenskapitel abgeschlossen und bis zu dem Zeitpunkt hatte ich gar keinen Fokus darauf. Das war gar nicht interessant. Das war ungefähr 2008. Dann bin ich nach Hause gefahren und habe meinem Vater davon erzählt. Er sagte, „Ich habe auch was für dich“. Dann stand da eine grüne Box. Die habe ich aufgemacht und da war eine Submariner drin. Wir hatten im Vorfeld nie darüber gesprochen, ich habe auch nie den Wunsch geäußert. Das war nie auf meinem Radar, eine Uhr zu bekommen. Zu dem damaligen Zeitpunkt kostete so eine Uhr 3000 oder 2500 Euro. Das war nicht so mit diesem Prestige behaftet, wie es jetzt heute in der Spitze, wir sind ja wirklich fast auf dem Peak, ist.
Das erste Mal kam ich in Kontakt damit und war erstaunt, wie teuer so ein kleines Objekt sein kann.
Von da an hat sich das Ganze weiterentwickelt. Als ich das erste Mal Geld verdient habe, das war beim Herrenausstatter, für den ich mich damals um den Online-Bereich gekümmert habe, bekam ich 10.000 Euro Provision. Diese 10.000 Euro habe ich in eine Jaeger-LeCoultre investiert. Wenn man jetzt konservativ aufgezogen und erzogen wird, dann sollte man von 10.000 Euro vielleicht 5000 Euro sparen. Bei mir läuft’s nicht so, das ist noch nie so gelaufen und heute ist es auch noch so. Das heißt, wenn ich zehn bekomme, dann habe ich zehn in die Uhr gesteckt. Am Ende sollte ich rechtbehalten. Damals hat mein Chef, meine Eltern und alle gesagt, mach es bitte nicht, tue es nicht. Von da an ging eigentlich die Geschichte los, dass ich mein gesamtes Erspartes in meine Uhren gesteckt habe. Die meisten Uhren befinden sich heute noch in meinem Bestand. Ich trage privat keine goldenen Uhren mehr, daher habe ich die dann irgendwann mal verkauft.
Der Wertzuwachs, der damit zusammenhing, ist nach der Zeit schon sehr, sehr spannend.
Zudem hat man halt auch Spaß am Handgelenk. So hat sich das Ganze entwickelt, dass ich, seitdem ich Geld in meinem Berufsleben verdient habe, mich immer mit der Thematik Uhren auseinandergesetzt habe.
Lesetipp: Du möchtest auch endlich in den Wachstumsmarkt E-Commerce einsteigen? Dann haben wir in diesem Beitrag alles für dich zusammengefasst, was du über den Onlinehandel wissen musst.
Manuel: Du hast jetzt nicht gesagt, ich mache das, um eine Geldanlage zu haben, sondern weil es ein schönes Produkt war?
Marc: Genau. Ich kann mich gar nicht mehr da reinversetzen. Damals wollte oder musste ich einfach diese Uhr haben, da führte kein Weg dran vorbei. Das ist auch für mich immer noch so ein Meilenstein. Ich habe zum Beispiel heute eine ganz, ganz teure und schwierig zu findende Uhr geliefert bekommen. Dass ich mir leisten kann, sowas für das Unternehmen auf Lager zu legen, ist einfach sensationell.
Manuel: Das heißt, dein Vater war so ein bisschen Schuld an diesem Hobby. Davor hattest du gar kein Interesse?
Marc: Nein, davor war das kein Thema. Er wollte mir danach übrigens auch nie wieder eine Uhr geben. Von daher muss ich mir das immer selbst kaufen. Ich weiß noch, ich wollte irgendwann unbedingt so eine GMT Pepsi haben aus den 90er Jahren. Ich habe alles getan, ich habe ihm Geld angeboten und er sagt, „Nein, kauf sie dir selbst“. Das habe ich dann auch gemacht.
Style und das Geld: Von der Leidenschaft zum Business
Rolex, auch bei der jungen Zielgruppe eine der beliebtesten Marken
Manuel: Ein Markenzeichen von dir ist ja auch immer, dass du schicke Anzüge trägst. Style oder dieses Äußerliche war schon immer ein wichtiges Thema?
Marc: Ja, also Qualität. Mein Bestreben in allen Aspekten, war immer, und das treibt mich einfach nach vorn, ich möchte immer das beste Produkt haben.
Egal was, ich möchte immer das Beste haben.
Das heißt, keine Ahnung, mein erster Anzug war von Calvin Klein. Ich dachte, das ist doch Wahnsinn. Und dann entwickelt man sich immer weiter und geht tiefer in die Materie rein. Bei dem Herrenausstatter, bei dem ich gearbeitet habe - die Marken, die er vertreibt, beispielsweise wie Kiton, Cesare Attolini oder Horace, Luciano, das sind sage ich mal Produkte, die im Verhältnis viel, viel teurer sind, da sie komplett von Hand gemacht sind. Da kostet ein Anzug beispielsweise sagen wir mal 4000 bis 5000 Euro. Unvorstellbar, aber es wird alles von Hand. Ein Meisterschneider sitzt bis zu 50 Arbeitsstunden an einem Anzug, und das treibt mich einfach an. Seitdem ich 20 bin oder so trage ich immer einen Anzug. Ich habe auch nichts anderes mehr.
Manuel: Wann kam denn dieser Moment, dass das mehr wurde als nur ein rein privates Vergnügen? Wie ging das dann weiter?
Marc: Dann ging das erstmal, glaube ich, zwei oder drei Jahre so weiter, dass ich immer das ganze Geld, das ich eingenommen habe, da geparkt und da in Uhren reingesteckt habe. Irgendwann ergab sich die Möglichkeit, dass das Uhrengeschäft, wo ich meine Uhren bezogen habe, eine zweite Filiale aufmachen wollte. So kam ich dann mit dem Inhaber ins Gespräch. Da hat er gesagt: „Sollen wir nicht was machen und hast du nicht Lust?“. Das hat einfach mein Interesse geweckt, denn bei dem Onlineshop des Herrenausstatters gab's für mich kein Weiterkommen mehr. Dann habe ich die Chance wahrgenommen und bei dem Uhrengeschäft angefangen. Ich bin dann auch nach Düsseldorf gezogen und habe dann da für den Juwelier gearbeitet.
Manuel: Also wirklich Hobby zum Beruf gemacht, mit dem ganzen Expertenwissen, was du dann schon angesammelt hattest.
Marc: Genau. Aber ich sage dir eine Sache, das ist schon sehr beängstigend. Du musst dir vorstellen, die Summen sind viel, viel höher als in meinem alten Job. Und dann sitzt man da im Geschäft, es kommt jemand rein, sagt, ich möchte die Uhr verkaufen. Versuch mal eine Uhr einzupreisen, die du noch nie gesehen hast. Das war schon damals echt abenteuerlich und hat aber auch eine Menge Spaß gemacht. So arbeitet man sich dann irgendwie rein. Auf einmal sind zwei, drei Jahre vorbei und man hat sich so ein breites Wissen angeeignet.
Lesetipp: Hier erfährst du, wie du in nur 6 Schritten deine eigene Uhren-Marke aufbauen, einen Uhren-Shop erstellen und Uhren online verkaufen kannst.
Frischer Wind in der Luxusuhrenbranche
Manuel: Wo hast du denn gemerkt, ich bin da nicht hundertprozentig richtig in dieser Branche?
Marc: Das hat im Wesentlichen damit tun, dass der gesamte Uhrenmarkt, angefangen von den offiziellen Konzessionären, über die Graumarkthändler bis hin zu den Ebay-Kleinanzeigen-Verkäufern sehr verschlossen ist. Alles liegt im Dunkeln und man fühlt sich falsch aufgehoben. Ich habe jetzt gerade so ein Erlebnis in Hamburg, beim größten Konzessionär oder größten Juwelier in Deutschland von den Filialen her, bin ich reingegangen und ich habe mich noch nie so schlechtgefühlt wie dort.
Gerade für junge Leute ist die Hemmschwelle extrem groß.
Auch im Graumarkt ist das so, wenn man Wiederverkäufer hat. Es gibt viele gute Wiederverkäufer, aber es gibt auch viele, wo man sagt, das ist schon sehr dubios und unseriös. Ich hatte damals einfach das Interesse, das Ganze aufzubrechen.
Ich möchte mit jedem transparent sein und ich wollte diese Hürden einfach nehmen.
Ich möchte, dass junge Leute reinkommen, in Kontakt mit der Materie treten. Ich habe ein einschneidendes Erlebnis gehabt. Als es damals mit dem Auto losging, da war ich 17, habe ich all mein erspartes Geld, 7500 Euro, in eine Soundanlage für meinen Opel Corsa gesteckt. Ich hätte mir jetzt rückblickend schon gewünscht, dass mir jemand gesagt hätte, denk mal darüber nach, so eine Uhr wäre vielleicht auch was. Die Anlage war schon zwei Wochen später weg, weil das Auto natürlich aufgebrochen wurde. Hätte ich das Geld damals in eine Uhr gesteckt, wäre es sicher gewesen. Das finde ich einfach spannend, jungen Leuten sowas mitzugehen.
Von allem nur das Beste - Marc Gebauer trägt Luxus auch auf seinem Instagram-Kanal nach außen
Manuel: Die Hemmschwelle, die du ansprichst, die ist ja auch irgendwie ganz seltsam. Diese Luxusprodukte sind in der Jugendszene, bei den Stars zumindest, schon immer ein Thema, geprägt durch Rapper und Hiphop. Und trotzdem, wenn man versucht, in Stuttgart, Berlin, Köln, wo auch immer in Luxusgeschäfte zu gehen, wird man regelrecht eingeschüchtert. Wenn man da nicht mit Anzug reingeht, wird man schon mal schief angeguckt.
Marc: Ja genau. Genauso sieht‘s nämlich aus. Genau da komme ich dann ins Spiel, also egal ob im Jogginganzug - bei mir spielt das keine Rolle. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Vorurteile einfach kompletter Schwachsinn sind.
Manuel: Wie hast du dann versucht, das aufzubrechen? Hast du dann versucht, auch in deiner Position als Angestellter, das schon zu lockern?
Marc: Ja. Man versucht dann einfach erst mal die Informationen nach außen zu tragen. Wie läuft das denn ab? Jemand kommt ins Geschäft, jemand möchte sich eine Uhr angucken. Man zeigt den Leuten im Vorfeld, was sie vor Ort erwartet. Dadurch fühlen sie sich schon mal sicher. Dann bildet man selbst einen Ankerpunkt, in dem Fall bin ich das. Das heißt, wenn die reinkommen, wissen die schon mal, den Marc, den kenne ich. Dann fühlt man sich schon mal sicher. Wenn man das Markenangebot oder das Produktangebot aufschlüsselt, ich mache ein Video „Die Uhren haben wir diese Woche neu“, dann wissen die Leute schon mal im Vorfeld, wenn ich jetzt da reingehe, kann ich danach fragen. Dann sind wir alle ein bisschen entspannter. Ich habe diverse Sachen erlebt. Die interessanteste Story war wirklich, da war ein 18-Jähriger, der kam mit seinem Vater, beide in Jack Wolfskin und mit einem Rucksack. Er hat von seinem gesamten Geld, diesen 18.000 Euro, eine Audemars Piguet gekauft. Man muss über diese optischen Sachen hinwegschauen.
Wie junge Zielgruppen an Luxusuhren geführt werden
Manuel: Du hast grad schon gesagt, die Leute kennen dich jetzt. Aber das war ja nicht immer so, also dass du jetzt eine eigene Marke geworden bist. War dir das klar, dass du als Person in den Mittelpunkt musst, um diese Hemmschwelle zu senken? Oder hat sich das ergeben?
Marc: Nein. Ich habe damals den Job gewechselt und ich hatte das Problem, dass ich selbst nicht alle Funktionen einer Uhr kannte. Wenn jetzt ein Kunde zu mir kommt und sagt, „Herr Gebauer, ich nehme diese GMT Master. Erklären Sie mir mal, wie das mit der zweiten Zeitzone funktioniert“. Dann habe ich mir gesagt, ich erkläre einfach die Funktion einer Uhr vor der Kamera. So ist das eigentlich entstanden. Das heißt, ich wollte mir eigentlich selbst die Funktionen der Uhren beibringen. Ich habe dann geguckt, was ist das Basismodell, was ist das nächsthöhere, und das habe ich einfach dann vor der Kamera erzählt. Mir war das gar nicht so klar, dass die Leute dadurch ins Geschäft kommen und dann deswegen eine Uhr kaufen. Ich wollte einfach nur die Funktion erst mal erklären und dachte, es macht sich einfach gut fürs Geschäft. Irgendwann kam dann der erste durch diese Videos. Das war der Emrah. Der ist heute noch bekannt und hat, ich weiß nicht, 2 oder 3 Millionen Follower auf YouTube. Der hatte einen Vergleich gemacht, 1 Euro Uhr gegen 300.000 Euro Uhr. Das war eigentlich der tatsächliche Startschuss. Als wir das abgedreht hatten, kamen auf einmal Leute ins Geschäft, sagten, „ich habe dich doch gesehen“.
Das war das erste Mal, dass das Massenpublikum auf so einen Nischenbereich aufmerksam geworden ist.
Manuel: Ich kann mir auch gut vorstellen, dass viele Kollegen, Kolleginnen aus deiner Branche da überhaupt gar nicht reagiert hätten auf so eine Anfrage.
Marc: Ach klar, natürlich, jeder. Das ist heute immer noch so. Da kämpfe ich immer noch an vorderster Front, dass man Video-Konzepte etablieren kann. Im Ausland habe ich ein bisschen bessere Chancen, aber hier in Deutschland kann man das wirklich vergessen. Also ich habe mich angetastet mit solchen Marken wie Erwin Sattler, die jetzt selbst alles produzieren in Deutschland. Aber alles, was in der Schweiz liegt, total verschlossen. Ich würde gerne über diverse Marken berichten, einfach nur wegen der Information, aber es ist sehr konservativ. Dann sagen die, mit dem Internet, nicht, dass das dann negativ ist. Aber das wird sich auch verändern, das kann nicht so bleiben, wie es jetzt ist.
Manuel: Du bist das beste Beispiel dafür, dass es eben auch so funktioniert und neue Zielgruppen damit erreicht werden. Hast du nur diese neue Zielgruppe oder hast du auch diese konservativen Menschen?
Marc: Ich wünschte mir, ich hätte nur die Jungen. Jetzt in der Selbstständigkeit ist es zugespitzter auf die jüngere Kundschaft. Diese ältere Generation von Konsumenten ist schon teilweise sehr schwierig. Die sind in der Regel nicht so informiert und beschäftigen sich nicht so mit dem Thema. Daraus entsteht einfach eine hohe Diskrepanz zwischen dem aktuellen Stand, wo wir uns befinden, Thema Verfügbarkeit, Preise und so weiter, und so wie sie das in Erinnerung haben. Ein Beispiel ist: Da kommt jemand vorbei und sagt, „Ich habe in einer Anzeige eine Patek Philippe Nautilus gesehen. Sie haben die im Fenster. Kann ich die mir mal anschauen?“. „Sehr gerne. Nehmen Sie Platz, dann zeige ich Ihnen die Uhr“. „Was kostet denn diese Uhr bei Ihnen?“. Dann sage ich, „Die Uhr kostet aktuell 59.000 Euro“. „Wie bitte? 59.000 Euro. Die kostet doch beim Juwelier nur 29.000 Euro. Erzählen Sie mir nichts“. Und geht raus.
Das würde mir bei jüngeren Kunden nicht passieren. Die wissen, wie das heute abläuft.
Auch diese Nachfragen, das ist bei der älteren Generation generell etwas schwieriger. Ich möchte nicht sagen, dass ich die nicht willkommen heiße und mich mit aller Kompetenz um ihre Anliegen kümmere, aber generell ist es so, die jüngeren Leute sehr auf Zack sind. Wenn ich denen sage, das ist der beste Preis, dann können die das auch direkt nachprüfen. Das hat diese andere Generation nicht.
Manuel: Eckst du denn mit deiner Art in der Branche an? Also gibt’s jetzt Hersteller, die sagen, "Mit Ihnen möchten wir nicht zusammenarbeiten"?
Marc: Klar, natürlich. Also am Ende, bin ich jemand, der sich am Marktpreis orientiert. Der Marktpreis ist der Preis für ein Produkt, der erzielt werden kann. Das kann positiv sein, kann aber auch unter der unverbindlichen Preisempfehlung liegen. Dadurch sorge ich generell für Unruhe. Zudem ist es auch so, dass bei mir eigentlich jedes gefragte Modell immer verfügbar ist.
Ich bin nicht kontrollierbar. Momentan ist es so, ich bin nicht so gern gesehen. Aber wer weiß, vielleicht ändert sich das auch mal.
Manuel: Aber dafür hast du natürlich auch deutlich mehr Freiheiten, ist ja klar, in der Gestaltung.
Marc: Vollkommen richtig. Ich darf machen, was ich möchte. Ich darf auch mal in einem Video sagen, dass ich die neuen Oyster Perpetual 41er Modelle mit den farbigen Blättern vom Preis her zu teuer finde. Genau, das darf ich.
Manuel: Wenn die Leute zu dir in den Laden kommen, wissen sie, dass du ihnen sowas auch sagst oder deine Meinung nicht zurückhältst.
Marc: Richtig.
Wie der Onlinehandel mit Luxusuhren und Parfum funktioniert
Manuel: Das Ladengeschäft hast du jetzt ja schon ein paar Mal erwähnt. Onlineshop ist wahrscheinlich für dich auch extrem wichtig, oder?
Parfum unbekannter Marken online verkaufen - Marc Gebauer macht's vor
Marc: Wir haben nur online. Wir haben kein Ladenlokal, das ist auch nicht in der Planung. Wir haben ein Franchise-Konzept. Ich hatte im Februar, als ich den Businessplan fertig hatte, immer den Traum, ein Geschäft aufzumachen, aber aus meiner jetzigen Situation macht es keinen Sinn. Zum einen ist der Andrang zu hoch, die Leute möchten, wenn ich das Geschäft aufmache, sich natürlich hinsetzen, mit einem reden. Aber das ist für mich nicht realisierbar. Das war schon bei meinem alten Arbeitgeber so, dass ich die Hälfte des Tages nur im Kundengespräch war und am Ende haben die Leute nichts gekauft. Was auch nicht sein muss, ich verstehe, dass die Leute sich informieren möchten, aber wir haben einfach nicht die Möglichkeit. Ich muss Videos drehen, ich muss live sein auf Twitch, ich muss Instagram Storys machen, ich muss Ware einkaufen. Wir machen ausschließlich online, was im Übrigen auch besser finde - auch für den Konsumenten, weil er sich in Ruhe informieren kann.
Online is the only way to go.
Manuel: Wie bist du denn dann zu Shopify gekommen? War das von Anfang an klar, hast du verschiedene Dinge ausprobiert?
Der Onlineshop von Marc Gebauer - natürlich umgesetzt mit Shopify
Marc: Ich hatte hauptsächlich mit Magento gearbeitet, auch bei einem Herrenausstatter. Magento, tolles Shopsystem, wunderbar, aber schwierig. Ich glaube, gerade mit der Sache der Kompatibilität mit anderen Tablets und Mobile ist einfach Shopify für mich die einzige logische Lösung gewesen. Natürlich, mit Magento kann man viel machen, es kostet aber eine Menge Geld. Shopify ist ein standardisiertes Shopsystem, was man verändern kann. Aber für mich war es immer zum einen die Payment Security. Bei mir sind die Summe etwas höher und ich muss Sorge tragen, dass das alles nochmal durch einen Check läuft. Da gibt’s bei Shopify viele Optionen und zudem gibt es für das Tracking nichts Besseres. Für mich käme keine Alternative in Frage.
Manuel: Hattest du Sorgen, dass gerade bei solchen Produkten die Leute nicht online kaufen?
Marc: Es gibt immer solche und solche. Also natürlich gibt es Uhren, die muss man persönlich verkaufen oder die muss man persönlich an den Mann bringen, das stimmt schon, aber am Ende, so wie wir uns jetzt aufgestellt haben, war mir schon klar, dass wir da online laufen.
Manuel: Weil die Leute einfach auch wissen, was sie da wollen und genau suchen und selbstständig sind.
Marc: Richtig. Wenn man eine Rolex kaufen will, also die Erwartungshaltung wird jetzt nicht enttäuscht, die Uhr wird schon super aussehen.
Ich biete ja noch Parfum, eine weitere Leidenschaft von mir, an. Bei Parfum ist es noch mal extremer, denn die Düfte kennt kein Mensch. Die Düfte sind wirklich Nische. Ich weiß nicht, warum die Leute das online bestellen. Man muss sich mal vorstellen, ich kriege einen neuen Duft, mache eine Instagram Story und sage, der riecht nach Geranium-Blätter und ein bisschen Zitrus. Wenn ihr Interesse habt, swipt nach oben. Und die Leute kaufen den. Ich meine, woher wollen die wissen, ob der gut ist? Ich kann dir die Frage nicht beantworten. Es ist wahrscheinlich, weil man selbst sein Siegel dafür gibt, kaufen die das deswegen.
Eine Sache ist klar, ich verkaufe keinen Schrott, darum können die Leute bei mir immer sicher sein.
Manuel: Wie kamst du denn auf Parfums?
Marc: Hätte ich nichts mit Uhren gemacht, wäre ich mit Sicherheit auch in die Parfumbranche gegangen. Also das hat mich seit jeher begleitet. Der Vertreter der Marken, die wir heute führen, ist auch heute noch mein Lieferant. Damit geht die Verbindung schon zehn Jahre zurück. Und die Düfte, die wir haben, gerade XerJoff oder Tiziana Terenzi, das sind die besten Parfumhäuser der Welt. Ich hatte mich seit jeher damit auseinandergesetzt und finde das Thema einfach hochspannend und das ist einfach eine Leidenschaft von mir.
Manuel: Diese ganze Thematik Luxus, woher kommt denn jetzt bei dieser jüngeren Generation dieser Wunsch danach?
Marc: Ganz einfach. Niemand wusste, dass es jetzt so verlaufen wird, wie es jetzt verläuft. Als die Apple Watch rausgekommen ist, hatte die traditionelle Uhrenindustrie ein bisschen Bedenken. Am Ende hat sie natürlich große Erfolge gefeiert, aber sie hat in keinster Weise traditionelle Handwerkskunst oder traditionelle Zeitmesser abgelöst. Die junge Generation wird von morgens bis abends beeinflusst durch Musik, Influencer, erfolgreiche Personen aus der ganzen Welt. All diese Leute haben eine Sache gemeinsam, die meisten erfolgreichen Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, haben eine Luxusuhr am Handgelenk. Das heißt, im Musikbereich ist es noch viel extremer, da kommen die Marken in Songs vor. Das heißt, bei diesen jüngeren Leuten wird fest programmiert, Luxusuhr gleich Meilenstein des Erfolgs. Dadurch ist einfach auch die Nachfolge gesichert. Diesen Down-Fall, den wir im Automobilsektor mit den Oldtimern haben, wird es hier einfach nicht geben.
Die Entwicklung der Luxusuhrenbranche
Manuel: Was sind denn Entwicklungen in dieser Szene? Gibt’s auch neue Marken, die auf den Plan treten?
Marc: Es hat sich schon sehr viel verändert. Viele Leute werden jetzt sagen, Luxusuhren sind jetzt populär geworden. Das ist falsch, Luxusuhren waren vor zehn Jahren schon populär und interessant als Anlageprodukt. Aber es teilt sich, wie in der Gesellschaft auch, weiterhin auf. Das heißt, wir haben einmal Verlierer und Gewinner. Marken wie Panerai, IWC, Hublot haben es schwer. Diese Marken sind schwierig im Wiederverkauf. Gerade bei mir, der sich an dem Marktpreis orientiert, kann diese Produkte nur verkaufen, wenn sie mit einem hohen Rabatt angeboten werden. Die Leute wollen alle dasselbe haben. Jeder trägt eine Rolex, jeder möchte eine Rolex, eine Nautilus, eine Audemars Piguet. Diese Marken sind super am Performen, entwickeln sich nach oben, haben die solide Rendite, aber andere Marken verlieren ganz klar. Das ist der aktuelle Trend.
Ich möchte ganz klar international weiterentwickeln und es schaffen, das Ganze auf verschiedenen Kontinenten zu etablieren.
Manuel: Jetzt bist du gut aufgestellt mit den Uhren. Bleibt das jetzt dein Berufsfeld? Willst du noch weiter diversifizieren?
Marc: Ich habe eine tolle Auswahl, wir haben, aktuell 180 Uhren online, das ist toll, es ist wirklich ein toller Erfolg. Aber da ist schon noch mehr drin. Meine Affinität hinsichtlich Amerika war immer schon da. Diese Kontakte jetzt gerade zu Producer Michael, der auch im YouTube-Bereich schon ein Name ist, versuche ich zu intensivieren. Ich freue mich, wenn ich endlich vor Ort in LA sein kann und er mich ein bisschen rumführt. Ich möchte ganz klar international weiterentwickeln und es schaffen, das Ganze auf verschiedenen Kontinenten zu etablieren.
Manuel: Die Videos, Kooperationen und dein Onlineshop sind wahrscheinlich weniger betroffen, aber hast du es an deinem Geschäft gemerkt, dass die Pandemie ausgebrochen ist?
Marc: Ja klar. Es gab immer Leute aus dem Ausland, die dann hergekommen sind und ihre Uhr hier verkauft haben. Das ist halt jetzt komplett weg. Man ist nicht mehr so flexibel, die Warenverfügbarkeit ist eingeschränkt. Wenn ich jetzt nach Amerika will, ist es halt nicht realisierbar. Da hat sich schon einiges verändert für den Ablauf und den Alltag im Handel, aber die Preise sind nicht nach unten gegangen - eher nach oben.
Luxus und Charity - ein Widerspruch?
Manuel: Du warst trotzdem grad unterwegs, magst du noch was zu dieser Charity-Aktion sagen?
Marc: Ja. Wir hatten letztes Jahr im Oktober dieses Charity-Event, wo wir mit allen YouTubern Geld gesammelt haben. Ich habe der Gemeinschaft, denen wir das Geld gegeben haben, gesagt, ich muss es prüfen. Wenn ich das Geld gebe, dann muss ich gucken, was damit passiert ist. Und das haben wir dann umgesetzt. Eigentlich wollten wir schon im Februar und dann war gerade dieser Reisestopp. Das Ganze haben wir jetzt in Angriff genommen und die Brunnen eingeweiht. Wir wollten jetzt am 29. November auch das nächste Event angehen und nochmal Geld sammeln für ein Waisenhaus und Brunnen im Senegal.
Das ist ein tolles Projekt, wenn man da vor Ort ist und sieht, wie das alles ankommt und was man alles bewirken kann.
Manuel: Gerade, wenn du jetzt im Senegal warst, wenn du an deine Uhr denkst oder an deine Wertanlagen zuhause und die Armut vor Ort siehst, ist das nicht hart?
Marc: Ich nehme von da mehr mit. Du bist da vor Ort als Europäer. Jetzt fahren wir da aus Dakar bis zu dem Hauptstützpunkt, von wo auch alles verteilt wird. Das dauert anderthalb Stunden. Irgendwann kommen wir dann zu diesem Dorf. Was sieht man da? Nur fröhliche Gesichter. Da gibt es keinen Neid. Der menschliche Geist hat so einen Aufbau, dass man sich schnell an Dinge gewöhnt. Wir als Europäer denken, dass wir mit unserem Lebensstil eine Form von Glück erreichen. Wenn ich aber da unten bin und schaue mir die Gemeinschaft im Dorf an, das ist einfach anders. Ich bin mir sicher, dass die Leute vor Ort ein sehr, sehr schwieriges und hartes Leben haben, aber das Level an Glück, das die im Alltag erreichen, mag höher sein als meins oder deins. Von daher müssen wir solche Länder unterstützen. Der erste Gedanke vor Ort ist, die wohnen anderthalb Stunden draußen, hier ist nichts. Warum ziehen die denn nicht näher, wo es Wasser gibt? Wer bin ich denn, denen zu sagen, was sie machen sollen? Wenn sie sich da wohler fühlen, dann werden sie da leben. Das, was wir solchen Dörfern mit einer Wasserstelle zur Verfügung stellen, sodass sie nicht mehr tagtäglich hin und her laufen müssen, ist sensationell. Alles andere liegt im Auge des Betrachters.
Manuel: Sehr schön. Ich glaube, die Frage erübrigt sich, aber gibt es Tage, an denen du ohne Uhr aus dem Haus gehst?
Ich ziehe nie eine Uhr an.
Marc: Ich ziehe nie eine Uhr an, nie. Also es gibt ein sehr, sehr schwieriges Thema, das Thema der Sicherheit. Wenn ich Uhren am Handgelenk habe, dann bin ich nur mit Security unterwegs. Ich bin niemals allein, wenn ich Ware dabeihabe. Das ist halt eine Prämisse. Am Ende ist ja auch eins klar, dass die Werte, mit denen ich handele, um ein Vielfaches höher sind und dessen bin ich mir zu jeder Zeit bewusst. Wir haben auch in unseren Büroräumen keine Ware. Seitdem ich mich im Februar selbstständig gemacht habe, ziehe ich keine Uhr draußen an.
Manuel: Findest du das schade oder gehört das dazu?
Marc: Ja klar. Das ist so schade, wirklich. Also heute wurde diese eine Uhr angeliefert, eine rote Richard Mille, ich hätte die so gerne angehabt.
Manuel: Aber deinen Kunden geht es dann? Die tragen die Uhren dann schon auch selber, oder?
Marc: Klar, ich sag mal, wir haben ein klassisches Portfoliomanagement. Das heißt, man kommt zu mir und sagt, ich möchte Geld investieren. Dann werden das meistens Uhren sein, die man nicht tragen kann. Aber ein normaler Kunde, der bei mir eine Uhr kauft, der wird die auch anziehen.
Wie der Schritt in die Selbstständigkeit gelang
Manuel: Du bist ja ganz jung erst selbstständig. Manchmal dauert das viel länger. Überrascht dich diese Geschwindigkeit?
Marc: Ja, unvorstellbar. Also hätte mir das jemand im Dezember gesagt, dass ich mich jetzt an diesem Punkt befinde, hätte ich gesagt, das ist unmöglich. Das ist aber auch nur den Partnern zu verdanken, die mich unterstützen, die an mich glauben.
Allein kann man sowas nicht schaffen.
Auch jetzt das Team, bestehend aus meiner Frau und meiner Schwester, wir arbeiten tagtäglich von morgens bis abends. Jeder, der uns schon mal E-Mails geschrieben hat, sieht, dass wir die tendenziell um zwei Uhr nachts abschicken, weil ich einfach dann erst die E-Mails beantworten kann. Aber es ist eine ganz tolle Entwicklung. Wir haben momentan auch viele Investoren, die versuchen, sich daran zu beteiligen. Momentan wüsste ich nicht, was ich mit dem Geld machen soll. Die Summen, die mir teilweise geboten wurden, sind Wahnsinn.
Manuel: Diesen Schritt in die Selbstständigkeit, wie hast du das gemacht? Der Shop muss ja irgendwie schon bestückt sein. Hast du irgendwie Investment gesucht, mit dem du konvertieren kannst?
Marc: Aus dem Bereich der Wirtschaftsförderung gibt es tolle Kredite mit der KfW oder der Bürgschaftsbank. Da gibt’s gute Möglichkeiten, an Kapital zu kommen. Als Basis gilt immer ein Businessplan und darauf aufbauend habe ich einen Kredit bekommen in einer ersten Finanzierungswelle. So hat das Ganze dann seinen Lauf genommen. In der Anfangsphase war gerade das Kommissionsgeschäft auch für mich sehr wichtig. Dadurch hatte man teure Uhren, konnte man teure Uhren präsentieren, ohne dass man das Kapital gebunden hat.
Manuel: Und das Fördergeld wurde direkt in Uhren investiert?
Marc: Ja, das ist ja das Tolle. In der ersten Businessplan-Variante waren 200.000 Euro vorgesehen für einen Ladenlokalausbau. Und das Ganze ist natürlich weggefallen, denn online ist online.
Manuel: Was ist denn dein Tipp, wo man sich als Neuling umschauen sollte? Natürlich jetzt mal bei dem YouTube-Kanal, was ist denn so ein Einsteigermodell?
Marc: Die Uhr, die man wählt, muss einem natürlich optisch gefallen. Das Modell, was ich am Ehesten empfehle, wäre entweder eine Rolex Datejust 1601. Das ist eine Vintage-Variante in 36 Millimeter. Oder wenn man etwas größer gebaut ist, würde ich auf eine Omega Speedmaster zurückgreifen, die eine tolle Tradition hat. Die war auf dem Mond! Das wären die beiden Modelle, die ich empfehle.
Manuel Fritsch ist der Moderator des Shopify Podcasts. 2000 gründete Manu sein erstes Unternehmen und arbeitete 15 Jahre in der Agenturwelt. Seit 2015 ist er als freiberuflicher Spielejournalist für Fachmagazine, Zeitungen und seinen eigenen Podcast mit inzwischen über 2.500 Folgen tätig.Weiterlesen
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