Business und Casual, Meeting und Abendessen mit Freunden - beides will SI BEAU vereinen. Die Direct-to-Consumer-Modemarke schafft Kleidung für Business-Frauen, die Wichtigeres im Kopf haben, als sich stundenlang mit ihren Outfits zu befassen, und dennoch en vogue aussehen wollen. Im Podcast erzählt uns Amber Duettmann, wie sie und ihre Mitgründerin Valentina Harrendorf diese Marktlücke identifizierten und damit das Gedankengut der Schriftstellerin und Feministin Simone de Beauvoir weitertragen. Von der Idee über die Gründung bis hin zum fertigen Produkt und dem Onlineshop auf Shopify erfahrt ihr alles in der heutigen Podcast-Folge!
Die komplette Transkription dieser Folge findest du hier.
Show Notes
From desk to dinner: Was Business-Frauen wollen
Amber Duettmann: SI BEAU ist noch ein ziemlich junges Direct-to-Consumer-Mode-Start-up mit der Mission, Frauen in der Business-Welt zu stärken. Wir haben uns Ende 2018 gegründet und sind dann letzten Oktober mit unserem Shopify-Store live gegangen. Seitdem arbeiten wir natürlich hart daran zu wachsen und unsere Mission voran zu treiben.
Manuel Fritsch: Erklär mir noch mal ein bisschen genauer, was eure Marke macht?
Wir wollen ganz nah am Kunden dran sein und uns einfach deren Bedürfnissen anpassen
Amber: Was das SI BEAU-Konzept ausmacht, ist aus unseren eigenen Bedürfnissen entstanden. Ich war mehrere Jahre lang bei einer Unternehmensberatung und da ist mir aufgefallen, dass es eine Riesen-Marktlücke gibt für Modemarken, die sich auf die Bedürfnisse von Frauen im Business-Alltag spezialisieren, obwohl es eine Vielzahl an Herrenausstattern gibt. Ich war nie zufrieden mit dem Angebot, was es auf dem Markt gab. Und so ist mir klar geworden, da ist eine Lücke, da müsste man verbessern. Dann habe ich mich mit Valentina zusammengetan, die ich über meine große Schwester noch von früher kannte. Sie ist Maßschneidemeisterin und Modedesignerin. Sie bringt die ganze Produktexpertise mit. Dazu haben wir uns überlegt, wie können wir diese Lücke am besten füllen? Nämlich nicht mit einem normalen Retail-Ansatz, sondern mit einer Brand, die vom Design über Vertrieb bis hin zum Versand komplett auf den Kunden fokussiert ist. Wir wollen ganz nah am Kunden dran sein und uns einfach deren Bedürfnissen anpassen. Wir wollen keinen trendorientiertes Fashion-Unternehmen sein in dem Sinne, sondern eben wirklich nur Produkte machen, die genau so gebraucht werden. Das war von Anfang an unser Mantra mit SI BEAU, eben weil es auch aus unseren eigenen Bedürfnissen heraus entstanden ist.
Amber Duettmann und Valentina Harrendorf - die Gründerinnen von SI BEAU
Wir haben unsere erste Signature Collection entwickelt und produziert. Das ist im Prinzip eine Business Casual Wardrobe, die genau auf die Bedürfnisse eingeht, wie man als Businessfrau den Alltag bestreiten möchte.
Für uns ist es wichtig, dass dein Business- und dein Freizeit-Look vereint ist.
Die Kollektion soll tragbar von Desk to Dinner sein, also dass man ins Büro gehen aber genauso komfortabel und lässig auch beim Dinner mit Freunden sein kann. Dann müssen unsere ganzen Designs und Stoffe vor allem funktional sein, also dass man sie nicht bügeln muss. Sie knittern nicht, wenn man mit ihnen im Koffer verreist. Sie müssen für 12 Stunden Tragekomfort stretchy sein. Das waren unsere Anforderungen an jedes Design. Alle Teile unserer Signature Collection sind modular kombinierbar und natürlich online erhältlich. Man kann es zu Hause anprobieren und innerhalb Deutschlands kostenlos zurückschicken, sodass ein hoher Grad an Bequemlichkeit entsteht.
Manuel: War dir sofort klar, du willst selber Gründerin werden? Oder wie lange hat dieser Prozess gedauert, dass du den Entschluss gefasst, wir müssen uns wohl selbstständig machen?
Lesetipp: Wie du eine einzigartige Über-uns-Seite gestaltest, verraten wir dir in diesem Beitrag.
Amber: Ich war in einem guten, sicheren Job. Von dem Punkt, wo ich ins erste Job-Interview gegangen war, habe ich das Problem bemerkt. In den folgenden Jahren ist das Problem nicht verschwunden. Ich habe es nicht nur an mir gesehen, sondern auch an vielen meiner Kolleginnen, die alle das Gleiche beklagt haben. Dann habe ich bemerkt, dass es in den USA eine Gründerin gibt, die etwas Ähnliches gemacht hat - auch sehr erfolgreich. Ich habe mir die Frage gestellt: Warum gibt es das hier nicht? Das müsste ich jetzt einfach mal machen. Ich glaube, ich habe ein Feuer in mir gespürt, ein ganz, ganz starkes Bauchgefühl, was mich immer wieder zu dieser Idee gebracht hat. Anfangs dachte ich wirklich, dass es super einfach wäre, das nebenbei auszuprobieren, bevor wir unseren sicheren Job kündigen. Ich habe damals als Unternehmensberater alle möglichen Analysen, Marktanalysen, Nachfrage-Analysen und so weiter, gemacht. Je mehr man sich mit dem Thema beschäftigt, mit den Bedürfnissen, mit der Produktentwicklung, wird einem einfach klar, wenn man es macht, dann richtig und dann muss man auch 100 % seiner Zeit da reinstecken.
Lesetipp: Erfahre, wie das Premium Modelabel Delicatelove nach einer Kooperation mit „Germany’s Next Topmodel“ fünfstellige Zugriffszahlen meisterte und was dabei zu beachten ist.
Manuel: Was waren denn die ersten Schritte?
Wir hatten beide komplett unterschiedliche Kompetenzen, unterschiedliche Skill-Sets, die sich perfekt ergänzen, um diese Idee zu verwirklichen.
Amber: Valentina und ich hatten uns in München und in Hamburg immer mal wieder gesehen durch gleiche Bekannte und dann wieder bei einem Fokusgruppen-Event von einer anderen Bekannten. Da haben wir geredet und sie hatte erzählt, dass sie sich selbstständig machen möchte. Da hatte ich schon diese Marktlücke in meinem Kopf und ich hatte einfach so ein Gefühl, dass das ein super Match wäre. Wir hatten beide komplett unterschiedliche Kompetenzen, unterschiedliche Skill-Sets, die sich perfekt ergänzen, um diese Idee zu verwirklichen. Valentina hatte auch schon vorher in dem Bereich gearbeitet und von der anderen Seite, der Supply-Seite gemerkt, da gibt es eine Nachfrage nach diesem Produkt. Dann haben wir darüber kurz gesprochen und so ein, zwei Monate im Hintergrund für uns jeweils weiterverfolgt, und uns irgendwann tief in die Augen geguckt, mit allen Daten und Fakten, die wir gesammelt haben in der Hinterhand und gesagt: „Lass uns das versuchen“.
Manuel: Du hast gesagt, ihr habt es euch leicht vorgestellt. Einfach mal machen. Ist das das, was man braucht, diesen Willen, auch wenn man am Anfang vielleicht ein bisschen leichtgläubig an die Sache herangeht?
Amber: Ja, auf jeden Fall. Wahrscheinlich war es gut, dass man es am Anfang unterschätzt hat. Ich dachte, dass es alles viel schneller geht und dass man die Sachen viel, viel schneller ausprobieren kann, als es letztendlich der Fall war. Ich glaube, man muss eine gewisse Ungeduld mitbringen, mit sich selber und seinen Leistungen und dem, was man erreichen muss, wenn man etwas gründen möchte, um sich immer weiter in die richtige Richtung zu treiben und nicht auf irgendwas auszuruhen. Optimismus ist auch sehr wichtig, der führt dazu, dass man Sachen auch manchmal als leichter einschätzt, als sie vielleicht sind.
Elegant, klassisch, zeitlos: SI BEAU setzt auf Mode, die ihre Trägerinnen lange Zeit begleiten kann
Agieren nach dem Fail-Fast-Prinzip
Manuel: Was waren denn Dinge, bei denen du gedacht hast, dass es viel länger dauern würde?
Es kann sein, dass ein paar Orders reinkleckern und das war’s dann. Das war bei uns auf jeden Fall das komplette Gegenteil.
Amber: Also, ich dachte, dass es viel länger braucht einen guten Kundenstamm zu entwickeln und überhaupt größere Umsatzzahlen zu generieren. Das war bei uns auf jeden Fall ein sehr, sehr positives Erlebnis. Uns wurde häufig gesagt, nehmt euch nicht zu viel an dem Tag, an dem ihr launcht, vor. Es kann sein, dass ein paar Orders reinkleckern und das war’s dann. Das war bei uns auf jeden Fall komplettes Gegenteil.
Was aber zum Beispiel viel länger gedauert hat, war die Produktentwicklung. So von der Business-Seite und auch in der Start-up-Welt wird häufig gesagt: „Iteriere schnell, fail fast, dann kannst du es verbessern.“ Gehe mit einer frühen Version raus, auch wenn sie noch nicht perfekt ist. Ich glaube allerdings, bei unserem Konzept war es genau richtig, dass wir das Produkt schon jetzt soweit perfektioniert haben, wie wir es zu dem Zeitpunkt machen konnten. Es ist doch so, wenn die Leute einmal ein Kleidungsstück in der Hand halten, dann muss das genau diesen Ansprüchen, die wir auch haben und propagieren, genügen. Wir empfinden ja jetzt kein Rad komplett neu. Wir nehmen Sachen, die es schon gibt, kombinieren sie besser und schneidern sie genau auf die Bedürfnisse für diese eine Kundengruppe zu. Das musste von Anfang sitzen und da haben wir uns auch extrem viel Zeit und Mühe gegeben, bevor wir rausgegangen sind. Das hat länger gedauert als erwartet, was aber letztendlich auf jeden Fall der richtige Schritt war.
Manuel: Das heißt, ihr hattet auch sofort eine sehr spitze Zielgruppe und euch dadurch eine Nische geschaffen. Eure Produkte sind eher im hochpreisigen Segment. Ihr seid nicht einfach nur teuer, weil ihr eine Luxusmarke seid, sondern ihr seid ein spezielles Produkt für spezielle Bedürfnisse und produziert nachhaltig.
Wir wollten etwas, das diesen gesamten Direct-to-Consumer-Gedanken verkörpert.
Amber: Ganz im Gegenteil zum Thema Luxusmarke, uns war wichtig, was zu kreieren, was wir selber wirklich gerne hätten. Wir haben uns überlegt, wir wollen was auf den Markt bringen, was wir selber gern anziehen und kaufen möchten. Da war es für uns natürlich ein Anspruch, dass man einen fairen Preis zahlt für das, was man bekommt. Das war nicht so, dass es gar keinen coolen Hosenanzug auf dem Markt gab, aber entweder war der dann eher im Fast-Fashion-Bereich, somit nicht nachhaltig produziert, schlechte Qualität, schlechte Stoffauswahl oder eben im super hochpreisigen Segment, wo man sehr viel für die Marke und Prestige zahlt. Wir wollten etwas, das auch diesen gesamten Direct-to-Consumer-Gedanken verkörpert. Dass wir was erschaffen, wo wir alle Sachen direkt beziehen und die Sachen direkt wieder an den Kunden verkaufen, wodurch wir die Marge von den Mittelmännern internalisieren können und die Sachen wirklich zu einem sehr fairen Preis anbieten können, mit einer weitaus geringeren Marge als sonst üblich. Das war uns extrem wichtig, dass man hohe Qualität bekommt und dafür einen fairen Preis zahlt, weil sie nachhaltig und gut hergestellt wurde, aber eben keine exorbitanten Margen für eine bestimmte Luxusmarke zahlt.
Lesetipp: Du willst eine Direct-to-Consumer-Marke aufbauen? Worauf es dabei ankommt, steht hier.
Die Margen von SI BEAU unterscheiden sich deutlich von denen herkömmlicher Modemarken
Manuel: Ihr seid auch kein Modelabel, was jede Saison eine neue Kollektion raushaut, oder?
Amber: Ja. Unser Slogan dazu ist so ein bisschen so: We’re not your Summer Romance, we’re your Life Companion. Man kauft sich bei uns nicht ein Top, was man einen Sommer lang anzieht, sondern Kleidungsstücke, die einen ein Leben lang begleiten können. Das spiegelt sich auch im Stil wider. Der ist eher zeitlos und nicht unbedingt an Saisons gebunden und nicht an irgendwelche Trends angelehnt, sondern gut kombinierbar mit vielen Sachen, die man schon im Kleiderschrank hat.
Manuel: Wo produziert ihr und wie läuft das dann bis zum Endkunden oder Endkundin?
Amber: Valentina und ich haben zusammen witzige Roadtrips durch große Teile von Europa gemacht und haben unsere Produktion letztendlich auf verschiedene Länder aufgeteilt, wo wir Produktionen gefunden haben, die auf verschiedene Stile spezialisiert sind. Unsere Blazer und Hosen werden in Polen produziert, das ist quasi unser Hauptproduktionssitz, die Jumpsuits und Kleider in Bulgarien, und Strickwaren in Rumänien. Es läuft so, dass wir inhouse die Produktentwicklung machen, vom Schnittmuster über die Digitalisierung, sowie das gesamte Sourcing. Dann geben wir das an die Produktion weiter, mit der wir super eng zusammenarbeiten. Wir haben die auch bei unserem ersten Batch besucht und die Qualitätskontrolle selbst gemacht. Die Produktion schickt das Ganze schließlich wieder zu uns zurück.
Manuel: Das heißt, die Logistik läuft dann auch über euch?
Amber: Genau. Momentan geht das noch über uns.
Manuel: Euch war aber von Anfang an klar, da ist ein Direct-to-Consumer-Markt, oder habt ihr auch drüber nachgedacht, eure Produkte an Shops weiterzugeben?
Amber: Wir haben drüber nachgedacht, natürlich. Aber ein fundamentaler Bestandteil von SI BEAU ist eben, dass wir ganz nah am Kunden dran sind und das Kundenbedürfnis so direkt wie möglich umsetzen wollen. So haben wir auch die ganze Marke gestartet, mit unserem sogenannten SI BEAU Lab, also dem SI BEAU Laboratory, wo wir die Kollektionen über Surveys und Fragebogen online mit unserer ersten kleinen Community gestaltet haben. So wollen wir auch fortfahren. Es ist total wichtig, dass wir diesen direkten Kundenkontakt haben, damit wir die Kundenbedürfnisse überhaupt spüren können und die ganzen Kundendaten erhalten. Letztendlich können wir daraus eine datengestaltete Produktentwicklung entstehen lassen, wenn wir die Größe erreicht haben und sind durch die Surveys natürlich noch mehr Community-gebunden.
Dieser Co-Creations-Gedanke mit unseren Kundinnen ist bei uns ganz groß.
Manuel: Habt ihr Widerstand aus der Modewelt gespürt? Wie haben die auf euer Start-up reagiert?
Amber: Widerstand nicht. Eigentlich waren alle sehr unterstützend. Man muss natürlich gut verhandeln können und sich viele Benchmarks und Vergleichswerte schaffen, gerade wenn man wie wir vorher keine großen Produktionen geleitet hat. Mit dem Konzept, was wir hatten, zeitlos, nicht saisonal gebunden, direkt an den Kunden gehen, konnten wir schon viele Probleme oder Schwierigkeiten, die sonst häufig im Fashion-Markt auftreten, umgehen. Was zum Beispiel auch immer ein großes Thema im Online-Fashion-Markt ist, ist die hohe Retouren-Rate. Bei uns ist die extrem gering, wenn wir uns mit der Industrie vergleichen. Was dadurch kommt, dass bei uns nicht viele Impulskäufe stattfinden. Die SI BEAU Klamotten sind fast wie ein Gebrauchsgegenstand, der, trotz Schönheitswert, einfach benötigt wird. Man kauft es nicht einfach nur, weil man gerade auf eine App klickt und den Warenkorb füllt und davon aber nichts behält.
Empowerment à la Simone de Beauvoir
Selbstbewusst und stark - genau dieses Gefühl gibt das Label an seine Kundinnen weiter
Manuel: Über euren Namen würde ich gern reden. SI BEAU ist eine schöne Anlehnung an Simone de Beauvoir, richtig?
Amber: Mit SI BEAU verfolgen wir jetzt nicht nur, diese eine Marktlücke zu schließen, sondern wir verkörpern einen Gestaltungswillen damit. Wir wollen das Gedankengut von Simone de Beauvoir profilieren und weitertragen. Simone de Beauvoir ist eine der Ikonen des modernen Feminismus. Wir möchten ihr Gedankengut, was aussagt, dass Frauen keine passiven Objekte in der Business-Welt und in der Society sind, sondern aktive Subjekte, durch unsere Mode rüberbringen. Wir haben uns da auch ein kleines Gimmick ausgedacht in all unseren Kleidungsstücken. Zum Beispiel ist ein kleines Zitat und eine Illustration von ihr eingenäht, sinngemäß: „Empowered from the Inside.“ Was einen im Alltag daran erinnern kann, an seine eigene Stärke und sein Selbstbewusstsein zu glauben.
Was zum Beispiel sehr witzig ist, Simone de Beauvoir hat einen Artikel veröffentlicht, wo sie beschreibt, dass sie sich eigentlich überhaupt nicht für Mode interessiert und immer in ihrem Morgenmantel den ganzen Tag an ihren Schriftstücken schreibt. Das ist, auch wenn wir eine Modemarke sind, im Prinzip, was wir rüberbringen wollen mit unserem Slogan „Focus on your Life instead of what you wear“. Wir wollen die Arbeit abnehmen, dein perfektes Outfit zu finden, was auch noch den ganzen Tag komfortabel und elegant ist.
Du kannst dich auf das, was dir im Leben wirklich wichtig ist, konzentrieren, aber trotzdem so aussehen, wie du gerne aussehen möchtest.
Manuel: Jetzt habt ihr ja noch eine recht junge Firma. Was sind eure Visionen und Ziele, wo geht die Reise denn hin?
Amber: Unsere Ziele sind natürlich, dass wir unsere Produktpalette noch erweitern, dass wir unsere jetzigen Produkte weiter optimieren und anhand der Kundenfeedbacks immer weiter verbessern und weiter wachsen, unsere Reichweite steigern. Gerade sind wir natürlich stark in Deutschland, Österreich und in der Schweiz vertreten. Ich glaube aber auch, dass England noch ein großer Markt ist, sowie ganz Europa und die USA. Da sind keine Grenzen gesetzt. Also auf jeden Fall Wachstum und Optimierung unserer Produktpalette und unseres Designprozesses, dass wir es immer mehr schaffen, unsere Produkte datengetrieben zu verbessern oder datengetrieben neue Produkte auf den Markt zu bringen.
Wo wir hinwollen, ist zu so einem Power-Casual-Stil, dass wir mit unserer Kollektion richtig in die Casualisierung reingehen und den Business- und Freizeit-Look komplett vereinen. Wir wollen einen Kleiderschrank aus zwei verschiedenen Kleiderschränken machen.
Manuel: Hattet ihr durch Corona eigentlich Einbußen oder hat es keinen großen Unterschied gemacht?
Amber: Ich glaube, das war der April, wo wir starken Umsatzrückgang gemerkt haben. Was wir ganz gut gemacht haben, wir waren sehr früh damit, einer Face-Mask-Kollektion zu entwickeln, die immer weitergewachsen ist, weil die uns wirklich aus den Händen gerissen wurden. Wir haben jetzt eine Art kleine neue Produktkategorie, Face Masks und Schals aufgemacht, wodurch wir April und Mai sehr gut überbrücken konnten umsatztechnisch, weil der Umsatz für die normale Kollektion zurückgegangen ist. Jetzt allerdings seit Juni, Juli hat sich das wieder erholt bei uns.
Stylische Ergänzung: Maske und Schal ergänzen den sicheren Business-Look
Online-Marketing und Webshop für eine genau definierte Zielgruppe
Manuel: Apropos E-Commerce, wie seid ihr denn bei Shopify gelandet? War das direkt eure erste Wahl?
Amber: Das wurde uns von allen Seiten extrem empfohlen. Eigentlich mit jedem, mit dem wir gesprochen haben, fiel beim Thema Webshop immer sofort Shopify. Wir sind nach wie vor auch extrem zufrieden damit. Ich bin ein aktiver Promoter von Shopify. Das ist echt super. Wir haben beide keinen Developer-Background, auch wenn ich jetzt vielleicht so ein bisschen HTML Frontend kann. Aber wenn wir jetzt zum Beispiel sagen, wir wollen eine Gift-Card für den Dezember launchen, gibt’s sofort eine App bei Shopify dafür. Oder wir wollen Upselling machen: Wenn man zwei Produkte zusammenkauft, gibt es sofort eine App dafür. Es gibt bei Shopify extrem schnelle Umsetzungsmöglichkeiten, die zu Umsatzmöglichkeiten führen, was einfach die Arbeit sehr erleichtert.
Manuel: Und ihr konntet das Tool auch schon als Landingpage vor eurem eigentlichen Launch einrichten?
Amber: Ja. Wir haben dadurch E-Mail-Adressen von Interessenten eingesammelt und Shopify wie unsere Landingpage benutzt. Ich finde es extrem gut zum Mitwachsen und es ist ein sehr flexibles Tool. Ohne viel Upfront Investment kann man direkt was Kleines ausprobieren, auch wenn man dafür dann monatlich für bestimmte Apps eine Subscription Fee zahlt. Wenn man merkt, dass es gut angenommen wird, könnte man es theoretisch immer noch coden oder coden lassen. Aber eben, um es anzutesten, ist es megastark.
Manuel: Ihr habt eine sehr spitze Zielgruppe. Wie funktioniert Marketing und Werbung bei euch? Habt ihr da gezielte Tools, die ihr nutzt?
Amber: Wir haben zum Beispiel ein Referral-Programm, also ein Weiterempfehlungsprogramm, und das funktioniert extrem gut. Das ist wie Mund-zu-Mund-Propaganda, nur noch incentiviert. Wir machen auch ganz normal Facebook und Instagram Ads, die sehr gut laufen. Aber was bei uns cool ist, wir können unsere Zielgruppe sehr genau targeten, zum Beispiel auch über LinkedIn Ads, was sich natürlich bei unserer Zielgruppe gut anbietet.
Darüber hinaus haben wir viele Corporate-Benefits-Kooperationen mit großen Unternehmen, wo eben potenzielle Kundinnen von uns arbeiten und wo wir in alle Frauenverteiler unsere Corporate-Benefits-Angebote einmal durchgejagt haben oder durchjagen lassen haben. Das war ein Riesenwachstumsschub für uns.
Und PR ist auch super. Wir haben ja den Preis von der Bundesregierung, den Kultur- und Kreativpilotenpreis, und dadurch haben wir sehr viele Presseanfragen bekommen, was ein großer Booster war.
Lesetipp: Mehr über die Auszeichnung der Bundesregierung erzählen die Gründerinnen in diesem Interview.
Manuel: Jetzt habt ihr noch eine recht junge Gründerinnen-Geschichte. Gab es denn trotzdem Momente, wo du denkst, hätte ich das früher gewusst, hätte ich das anders gemacht?
Amber: Wir haben einmal 500 Meter falschen Stoff bestellt, einfach weil wir schneller sein wollten. Da hätten wir einfach vorher besser testen können.
Es hätte auch gutgehen können. Ist es aber nicht.
Ich glaube, grundsätzlich einfach offen und flexibel zu sein und schnell Ideen auszuprobieren, das ist superwichtig. Was einem auch schon viele Fehler leichter verzeiht, die man macht, sodass die gar nicht erst so groß werden können. Es gibt jetzt eigentlich keinen großen sonstigen einschneidenden Fehler. Natürlich sehr, sehr viele kleine, die man along the way macht.
Was mir auf jeden Fall aufgefallen ist: Es lohnt sich wirklich in gute Designleistungen zu investieren. Ich fand es sehr schwierig, wirklich gute Designer zu finden. Wenn man welche hat, dann lohnt es sich auf jeden Fall in die zu investieren. Das war ein großes Learning.
Kapital und Expertise durch Business Angels
Manuel: Wie habt ihr das denn mit der Finanzierung gemacht? Gerade, wenn man Mode macht, muss man wahrscheinlich auch ziemlich in Vorleistung gehen.
Amber: Wir haben am Anfang eine Business-Angel-Runde geraist.
Manuel: Also seid ihr direkt mit der Idee zu potenziellen Investoren hingegangen?
Amber: Genau. Wir haben die Idee schon etwas weiterentwickelt und dann einen ganz klassischen Pitch Deck erstellt und ein paar Investoren gepitcht.
Manuel: Es ist anders wahrscheinlich sehr schwierig, ohne Fremdkapital in so einen Modebereich einzusteigen, wo man dann erstmal Stoffe kaufen muss, Fabriken bezahlen muss und so weiter, oder?
Amber: Ja. Es gibt mittlerweile aber auch so viele coole Möglichkeiten wie Kickstarter zum Beispiel, wo andere Start-ups und Gründerinnen, die ich kenne, ihr Business extrem erfolgreich gelauncht haben, ohne vorheriges Investment. Was jetzt zum Beispiel für unsere Größe superspannend ist, sind Produktionsfinanzierungen. Es gibt jetzt Start-ups, über die man die Produktionskosten vorfinanzieren lassen kann, einfach, um den Cashflow besser zu managen.
Manuel: Andererseits profitiert man aber natürlich mit Business Angels auch von Wissen. Also das fand ich zum Beispiel auch immer interessant, dass man auf Erfahrungswerte zurückgreifen kann, sich ein Netzwerk aufbaut und Kontaktmöglichkeiten hat.
Amber: Auf jeden Fall. Also das waren jetzt nicht nur finanzielle Hilfen, sondern auch wirklich superstrategische Ratgeber, die wir auf keinen Fall hätten missen wollen.
Manuel: Netzwerken ist bei euch wahrscheinlich auch doppelt wichtig? Da gibt es große Netzwerke, wo sich Frauen untereinander austauschen in diesen Berufen. Das ist für euch quasi doppelt hilfreich, solche Netzwerke zu hegen und zu pflegen.
Amber: Ja, auf jeden Fall. Vor allem auch in Kooperation mit denen treten. Das hat sich ein bisschen angefühlt wie ein Lauffeuer. Kurz nach unserem Launch hatten wir so einen Popup-Stand beim Female Future Force Day, und das war ein super Kickstart, um zu sehen, wie die Kunden auf die Produkte reagieren und mit jeder Person, die vorbeigeht, über unsere Produkte zu reden. Edition F haben jetzt auch ein richtig cooles Programm gelauncht, was einem beim Gründen helfen kann. Da gibt’s sehr viele Möglichkeiten sich gut zu vernetzen, was ich auch jedem empfehlen würde.
Manuel: Apropos, was würdest du Gründerinnen, die jetzt zuhören, aus deiner Erfahrung heraus empfehlen ? Was ist das Wichtigste?
Ohne Risiko kein großer Return.
Amber: Ich würde zuallererst empfehlen, dass man so das Ausprobieren und Machen in den Vordergrund stellen sollte und den Weg wie so eine Aneinanderreihung von Experimenten wahrnehmen sollte. Man sollte sich nicht an seinem Scheitern aufhalten und nicht denken, es muss vorher komplett perfekt sein, bevor ich es probiere und anfange, weil dann kommt man nicht weit. Sich wirklich bewusstwerden, ohne Risiko kein großer Return. Dann sollte man seine eigenen Normen setzen, also eine innerliche Einstellung entwickeln, dass man seinen eigenen Gesetzen folgt und sich nicht so viel von den Meinungen anderer leiten lässt. Wobei ich auch sehr empfehle, sich Mentoren zu suchen und sich mit Experten in den Gebieten zu vernetzen und von deren Erfahrungen lernen. Dieses sich auf seine eigenen Normen beziehen, würde ich jetzt so erklären: am Anfang von einer Idee ist es oft so, dass man belächelt wird oder dass man vieles hört, „das ist sehr schwierig oder das hätte doch das große Unternehmen sonst schon gemacht, wenn das wirklich ein Problem auf der Welt wäre“. Aber dass man sich da ein bisschen Scheuklappen aneignet und daran glaubt, um es zu versuchen, ist wichtig. Wenn man dann dazu noch von Mentoren und Experten-Erfahrungen einsammelt, auf deren Expertise hört, dann, hat man eine ganz gute Lenkrichtung.
Manuel Fritsch ist der Moderator des Shopify Podcasts. 2000 gründete Manu sein erstes Unternehmen und arbeitete 15 Jahre in der Agenturwelt. Seit 2015 ist er als freiberuflicher Spielejournalist für Fachmagazine, Zeitungen und seinen eigenen Podcast mit inzwischen über 2.500 Folgen tätig.
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