Die durchschnittliche Conversion Rate im E-Commerce liegt bei gerade einmal 1 %. Das zeigte eine Statista-Umfrage unter Onlinehändlern. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass 99 von 100 Besuchern den Shop wieder verlassen, ohne einzukaufen. Traffic allein ist deshalb kein eindeutiger Erfolgsindikator.
Wer es geschafft hat, stetigen Traffic auf seinem Shop zu verzeichnen, braucht auch die richtigen Werkzeuge und Marketing-Maßnahmen, um Interessenten schließlich in Käufer zu verwandeln. Onsite-Marketing beschäftigt sich genau mit dieser Herausforderung. Was das ist und wie du Onsite-Marketing für deinen Shop nutzen kannst, erklären wir in diesem Beitrag.
Was ist Onsite-Marketing?
Onsite-Marketing bezeichnet eine Form des Online-Marketings, die sich mit der Optimierung der Storefront einer E-Commerce-Seite beschäftigt. Ziel ist es, durch eine intelligente Nutzerführung im Onlineshop mehr Besucher in Kunden umzuwandeln und somit die Verkaufszahlen zu maximieren.
Onsite-Marketing wird oftmals dann eingesetzt, wenn durch erfolgreiche Werbekampagnen bereits stetiger Traffic auf der Website herrscht, das Potenzial relativer Käufe allerdings noch nicht ausgeschöpft ist. Ein Beispiel für Onsite-Marketing-Tools sind intelligente Such- und Navigationslösungen.
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Intelligente Such- und Navigationslösungen als Onsite-Marketing-Tool
Onlineshopper wissen oftmals bereits, wonach sie suchen und haben wenig Lust, stundenlang Produktseiten zu durchforsten. Mithilfe künstlicher Intelligenz kann das Suchverhalten der Webshop-Besucher antizipiert werden, sodass diese schnellstmöglich die gewünschten Artikel finden. Das Ganze funktioniert mithilfe eines Algorithmus, ähnlich wie bei Google.
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Wenn Shopbesucher nach bestimmten Produkten wie Sandalen oder Rollkragenpullovern in einem Fashion-Shop suchen, ist es deshalb wichtig, dass relevante Suchergebnisse als erstes angezeigt werden und mit entsprechenden dynamischen Filtern eingegrenzt werden können.
Findologic spezialisiert sich seit 2008 auf diese Art der Such- und Navigationsoptimierung und zählt zu den weltweit führenden Anbietern von Onsite-Marketing-Tools. Mit ihrer Lösung unterstützen sie mehr als 1000 Kunden in über 20 Ländern.
COO Simon Reichel arbeitet mit Multichannel-Händlern wie Edeka, Expert, Mister-Lady, Lucky Bike und Adlermode, aber auch mit Online-Marktplätzen und Mono-Brand Onlineshops und Shopify-Nutzern wie Mavi Jeans. Im Interview erklärt er, welche Vorteile eine automatische Suchoptimierung bringt und für wen diese Art des Onsite-Marketings interessant ist.
Außerdem haben wir mit Simon darüber gesprochen, wie sich sein Unternehmen durch die Krise geschlagen hat und welche Chancen er aktuell für den Onlinehandel sieht.
Simon Reichel, COO bei Findologic
Für welche Onlinehändler ist eine Optimierung der Onsite-Suche relevant?
Simon: Wer aus der Start-up-Phase herausgewachsen ist, hat oftmals einen stetigen Traffic. Ab diesem Moment gilt es, jeden User in einen Käufer umzuwandeln. So kommen Tools für die Onsite-Optimierung ins Spiel. Wir empfehlen, ab 50.000 Unique Visitors pro Monat in Onsite-Marketing zu investieren.
Gleichermaßen sollte der Produktkatalog eine gewisse Größe haben. Ab einem Sortiment von 1.000 Produkten bietet sich beispielsweise eine Suchanfragenoptimierung an. Bei weniger Produkten können Website-Besucher über überschaubare Kategorieseiten schnell die gewünschten Artikel finden.
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Wie integriert man ein Onsite-Marketing-Tool?
Simon: Entsprechende Tools können oftmals mithilfe eines Plugins installiert werden. E-Commerce Plattformen wie Shopify bieten sich dafür an, da viele Tools ausschließlich mit SaaS-Lösungen funktionieren.
Die Suchfunktion des Onlineshops wird dann oft durch das Plugin um das Suchoptimierungstool erweitert und die Produkt-Listings mit den entsprechenden Informationen überschrieben.
Nach der Installation hat man die Möglichkeit, sich im Backend einzuloggen, um individuelle Optimierungen vorzunehmen.
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Wie funktioniert automatisierte Suchoptimierung?
Simon: Im sogenannten Fine-Tuning findet eine Analyse der Shop-Suche statt. Dabei werden die wichtigsten Suchbegriffe bestimmt und um eine Begriff-Datenbank der jeweiligen Branche erweitert. Für einen Fashionshop wie Mavi sind beispielsweise generische Anfragen und Keywords um den zentralen Begriff Jeans relevant.
Analyse von Marktdaten
Eine weitere Funktion ist die Optimierung aufgrund von Marktdaten. Wir geben Handlungsempfehlungen, je nach Art des Onlineshops. Im Fall Mavi ist der Shop auf die eigene Marke spezialisiert, weshalb die meisten Suchanfragen generische Begriffe wie Jeans, Shirt oder Sommerkleid sind. In hochpreisigen Multi-Brand-Stores wie Breuninger oder Mytheresa sind 90 Prozent aller Suchanfragen hingegen Markennamen.
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Intelligente Suchvorschläge
Intelligente Suchvorschläge für das Keyword "Mom" im Mavi-Shop
Der Anspruch an einen Onlineshop im Jahr 2020 ist, dass man nicht mehr alles selbst eintippen muss. Mithilfe künstlicher Intelligenz werden Suchvorschläge angezeigt, die in 80 Prozent der Fälle zutreffend sind. Der Besucher klickt beispielsweise in das Suchfeld und es werden die häufigsten Suchbegriffe und beliebtesten Produkte angezeigt, die er dann nur noch anklicken muss. Dies ist vor allem auf mobilen Endgeräten mit einem kleinen Bildschirm sinnvoll.
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Chatbots
Chatbots funktionieren auf eine ähnliche Weise wie intelligente Suchvorschläge und verstehen die Suchintention eines Onlineshop-Besuchers. Wird beispielsweise nach dem Begriff iPhone gesucht, so wird der Besucher sich höchstwahrscheinlich nicht die Zeit nehmen, alle 3.000 Suchergebnisse zu durchforsten.
Deshalb werden Cluster von Anfragen zu verschiedenen Suchabsichten erstellt, zum Beispiel ein Cluster mit den neuesten iPhone-Modellen. Der Chatbot gibt anschließend, wie ein Verkaufsberater im stationären Handel, Empfehlungen für besonders beliebte oder neue Modelle.
Bei der automatischen Suchoptimierung geht es also darum, vom Suchverhalten der Nutzer zu lernen und durch künstliche Intelligenz Suchbegriffe und Ergebnisse hervorzuheben, die für den Besucher relevant erscheinen.
Konsumenten verbringen somit weniger Zeit mit der Suche nach Produkten und werden schneller zu einem Kaufabschluss geführt.
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Wo lässt sich Onsite-Marketing noch betreiben?
Simon: Tools wie unsere sind auf die Suchfunktion zugeschnitten. Für eine umfassende Onsite-Optimierung sollten sich Händler ebenfalls mit folgenden Marketing-Maßnahmen auseinandersetzen:
Warenkorb maximieren durch Recommendation Engines und Upselling
Um die Warenkorbgröße zu maximieren und einen Besucher zum Kauf anzuregen, können Tools eingesetzt werden, die individuell zugeschnittene Produktempfehlungen geben. Hierzu gehören Website-Elemente wie „andere Kunden kauften auch” oder „passend hierzu”, die auf der Produktseite oder im Checkout angezeigt werden.
Ein weiteres Upselling-Tool sind sogenannte Bundle-Angebote wie „Shop the Look” in Fashion-Shops, die dem Kunden Produkte empfehlen, welche als Set ein komplettes Outfit ergeben.
Onsite-Retargeting, um abspringende Besucher zu retten
Unter Onsite-Retargeting versteht man Maßnahmen, die Besucher vom Verlassen des Onlineshops abhalten sollen. Darunter fällt das sogenannte Exit-Intent-Popup, welches Besuchern ein Popup anzeigt, sobald ihr Verhalten andeutet, dass sie die Seite schließen wollen. Als Anreiz einen Kauf zu tätigen, werden Rabatte oder Sonderangebote präsentiert, die den Besucher womöglich umstimmen.
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Ein Onlineshop ist heutzutage wie ein Puzzle aus verschiedenen Tools zusammengestellt, die bestenfalls nahtlos ineinander übergreifen. Wie messe ich den Erfolg der eingesetzten Tools?
Simon: Zum einen ist es sinnvoll, jeweils nur ein neues Tool einzusetzen und zunächst keine weiteren Optimierungen vorzunehmen. Nur dann kann eine eindeutige Aussage darüber getroffen werden, welchen Effekt das Tool wirklich hat.
AB-Testing ist ein beliebtes Mittel, um das Nutzerverhalten mit und ohne Einsatz des Tools miteinander zu vergleichen. Die Einrichtung eines solchen Tests ist jedoch mit einem gewissen Aufwand verbunden. Deswegen ist bei der Nutzung von Tools vor allem die Conversion Rate die wichtigste Kennzahl, um den Erfolg zu messen.
Oftmals besteht bereits eine Standard-Lösung wie die Standard-Suchtechnologie von Shopify. Diese wird durch ein Tool für die Suchoptimierung abgelöst. Um eine fundierte Aussage über die Wirkung des eingesetzten Tools treffen zu können, empfehlen wir deshalb eine Beobachtungsphase von drei Monaten nach Installation.
Gerade in der aktuellen Situation unter Corona wächst der Traffic für viele Onlineshops. Immer mehr Konsumenten kaufen aufgrund der Ladenschließungen oder Abstandregeln online ein.
Es ist die perfekte Zeit, diese Art von Tools zu nutzen.
Wie seid ihr mit der aktuellen Krise umgegangen?
Simon: Tatsächlich haben wir genauso weiter gearbeitet wie zuvor und uns von der Lage nicht beunruhigen lassen. Unser Team ist in unterschiedlichen Ländern auf drei Städte verteilt: London, München und Salzburg. Seit der Gründung sind wir größtenteils remote aufgestellt, nur zu Kernzeiten finden sich unsere Mitarbeiter im jeweiligen Office ein. Der Sprung zu 100 % Homeoffice war daher kein besonders großer. Corona bestätigte uns, dass wir als Unternehmen digital gut organisiert sind.
Die Corona-Krise war keine Bedrohung, sondern vielmehr eine Chance für das Wachstum der digitalen Branche.
Der E-Commerce hat durch die Krise stärker an Bedeutung gewonnen; immer mehr Händler werden ihre Kunden in Zukunft online bedienen. Plötzlich haben sich Unternehmen intensiver und schneller mit dem Thema Digitalisierung auseinandergesetzt, was eigentlich längst überfällig war.
Daher haben wir uns direkt zu Beginn der Krise vorbereitet und vorausschauend neue Mitarbeiter eingestellt. Wir wussten, dass uns ein deutlicher Wachstumsschub im Onlinegeschäft erwartet, sobald sich die Lage wieder etwas beruhigt.
Coverbild von Hal Gatewood, weitere Bilder von Findologic
Über die Autorin: Inara Muradowa ist SEO & Content Beraterin. Ihr Schwerpunkt ist der Bereich E-Commerce. Im Shopify-Blog porträtiert sie am liebsten erfolgreiche Gründer*innen und gibt Insider-Tipps zu aktuellen Trends.
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