Es gibt viele Gründe, warum Unternehmen auf einen Unternehmenskredit zurückgreifen: Einige wollen wachsen, andere eine Finanzkrise überbrücken. Egal, an welcher Stelle du stehst, ein Firmenkredit kann dir das benötigte Kapital verschaffen und die Voraussetzung für deinen Unternehmenserfolg sein.
In diesem Beitrag zeigen wir dir, welche Voraussetzungen du für die Form der Unternehmensfinanzierung erfüllen solltest und welche Möglichkeiten du hast.
Was ist ein Unternehmenskredit?
Als Unternehmenskredite werden Darlehen bezeichnet, die auf die Anforderungen von Unternehmen zugeschnitten sind. Dabei sind kurzfristige, mittelfristige und langfristige Finanzierungen möglich. Die meisten Kredite sind Ratenkredite mit einer Zweckbindung.
Inhaltsverzeichnis:
- Die Voraussetzungen für einen Unternehmenskredit
- Wofür wird ein Firmenkredit genutzt?
- Möglichkeiten für einen Unternehmenskredit
- Welche Konditionen solltest du für einen Unternehmenskredit berücksichtigen?
Die Voraussetzungen für einen Unternehmenskredit
Wenn du dich dafür entscheidest, einen Kredit für dein Unternehmen aufzunehmen, musst du als Kreditnehmer:in einige Voraussetzungen erfüllen. Bevor du einen Kredit von einer Bank erhältst, wird deine Kreditwürdigkeit bzw. die deines Unternehmens geprüft und deine Bonität beurteilt.
Sicherheiten und Eigenkapital
Der Großteil der Banken fordert für einen Kredit einen bestimmten Anteil an Eigenkapital. Das ist in der Regel jedoch abhängig vom jeweiligen Kreditinstitut und der individuellen Situation. Zusätzlich möchten sich Banken außerdem mit Sicherheiten gegen einen Zahlungsausfall absichern.
Folgende Sicherheiten kannst du für einen Kredit einbringen:
- Grundstücke und Immobilien
- Aktien
- Betriebsmittel wie Maschinen und Fahrzeuge
- Eigentum bzw. Vermögen des Unternehmens
Auch Bürgschaften gelten als Sicherheiten. Eine Bürgschaft kann entweder durch eine andere Bank oder selbstschuldnerisch geleistet werden.
Lesetipp: Du willst dich selbstständig machen ohne Eigenkapital? So gelingt es dir.
Notwendige Unterlagen
In einigen Fällen lassen sich Kreditgeber:innen auch auf Unternehmenskredite ein, wenn du deine wirtschaftlichen Verhältnisse offenlegst. Oftmals ersetzt eine positive Geschäftsaussicht oder ein rentables Geschäftsmodell die oben genannten Sicherheiten. Folgende Unterlagen sind in diesem Fall wichtig:
- Steuerbescheide der letzten zwei Jahre
- Aufstellung der aktuellen Auftragslage
- Verträge und laufende Kredite zur Beurteilung der Eigenkapitalquote
- Bilanzen inklusive Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens der letzten drei bis fünf Jahre
- Informationen aus dem Handelsregister zu Unternehmensform und -zusammensetzung
- Betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) der wichtigsten Unternehmenskennzahlen des laufenden Wirtschaftsjahres (meist inklusive Kontoauszügen)
Du hast zudem die Möglichkeit, als Unternehmensgründer:in die für den Kredit notwendigen Unterlagen durch einen detailgenauen Businessplan zu ersetzen. Es kann in einigen Fällen auch vorkommen, dass Banken zusätzlich zu anderen Unterlagen auch einen Investitionsplan benötigen, der auflistet, wofür du die Finanzierung nutzen möchtest.
Wofür wird ein Firmenkredit genutzt?
Ein Kredit für dein Unternehmen kann den verschiedensten Vorhaben dienen. Unternehmenskredite bilden einen wichtigen Teil der Unternehmensplanung. Sie werden in den meisten Fällen für die Investition in neue Ware, Rohstoffe oder betriebliche Notwendigkeiten (z.B. Maschinen), aber auch zur Finanzierung von Immobilien genutzt. Auch für etablierte Firmen ist Fremdkapital, das die firmeneigenen Finanzen aufstockt, essenziell. Jedoch benötigen vor allem junge und wachsende Unternehmen Unterstützung, um eine Zahlungsfähigkeit zu sichern. Denn nur mit einer ausreichenden Liquidität kann eine Firma erfolgreich wachsen und mit dem Wettbewerb mithalten. Eine Neugründung ohne ausreichendes Eigenkapital ist zwar möglich, aber in vielen Fällen ist erst der finanzielle Schub durch einen Unternehmenskredit entscheidend, um eine Geschäftsidee erfolgreich umzusetzen oder benötigte Gewerbeflächen zu mieten und auszustatten.
Auch während einer Wachstumsphase benötigen Unternehmen häufig einen Kredit, um wichtige Anschaffungen zu tätigen oder Betriebsmittel zu finanzieren. Während einer Krisensituation sichern Kredite für Unternehmen oft sogar den Fortbestand eines Unternehmens.
Lesetipp: So funktioniert die Buchhaltung für Kleinunternehmer:innen.
Möglichkeiten für einen Unternehmenskredit
Unternehmenskredite werden beispielsweise in Form eines Existenzgründungsdarlehens, welches Selbstständige, Unternehmer:innen oder Freiberufler:innen für die Gründung ihres Unternehmens benötigen. Aber auch zur Umschuldung von bestehenden Krediten sind Firmendarlehen eine Möglichkeit.
Im folgenden Abschnitt stellen wir die verschiedenen Möglichkeiten für Unternehmenskredite noch einmal übersichtlich vor.
#1 Existenzgründungsdarlehen
Mit einem Existenzgründungsdarlehen können junge Unternehmer:innen und Selbstständige ihr Eigenkapital aufstocken. Diese Darlehen werden nicht nur von den klassischen Banken, sondern auch durch die KfW sowie durch einige Bundesländer und Gemeinden vergeben.
Da diese Form des Unternehmenskredits als Darlehen für den Aufbau eines Unternehmens gedacht ist, werden Existenzgründungsdarlehen an Personen vergeben, die sich in der Gründungsphase befinden. In einigen Fällen bezeichnen Banken aber auch die ersten zwei bis drei Jahre der Geschäftstätigkeit als Gründung.
In der Regel handelt es sich hier um langfristige Darlehen, deren Kreditlaufzeit sich zwischen fünf und zehn Jahren bewegen kann. Die Darlehenssumme ist vor allem von Art und Umfang deiner Geschäftstätigkeit abhängig. Der Zinssatz richtet sich in der Regel nach der Bonität des Antragsstellers.
Oft bieten staatliche Förderprogramme oder spezielle Förderdarlehen der KfW-Bank sehr günstige Konditionen, solange du bestimmte Auflagen erfüllst.
Lesetipp: Wir zeigen dir, wie du in neun Schritten dein Unternehmen gründen kannst.
#2 Investitionskredit
Ein Investitionskredit wird zur Finanzierung von Sachanlagen genutzt. Meist geht es dabei um Investitionen in Anlagen, die ein Unternehmen langfristig voranbringt. Häufig wird dieser Kredit auch als Anlagenkredit bezeichnet, da er in der Regel Anlagegüter finanziert – dabei können auch Computersysteme und Büroeinrichtungen eine Anlage sein, die über einen Unternehmenskredit finanziert werden.
Diese Firmenkredite sind häufig mittel- bis langfristige Darlehen. Hierbei ist es üblich, dass Laufzeiten bei größeren Anschaffungen bis zu zehn Jahre betragen können. Der Zinssatz hängt größtenteils von der Größe und regionalen Bedeutung des Unternehmens ab.
Kreditgeber:innen können neben den Banken auch Länder, Gemeinden und Kommunen sein, die häufig auch Förderprogramme anbieten. Allerdings gelten diese meist nur für regional bedeutende Unternehmensinvestitionen.
💡 Hinweis: Für Shopify-Händler:innen in den USA, Kanada oder dem Vereinigten Königreich besteht außerdem die Möglichkeit, einen Unternehmenskredit über Shopify Capital zu erhalten.
#3 Avalkredit
Bei dieser Form des Unternehmenskredits geht es nicht um eine Auszahlung, sondern um eine Bürgschaftsverpflichtung. Deine Bank stellt dir also kein Geld zur Verfügung, sondern bürgt nur mit ihrem Namen. Es entstehen also auch keine Zinsen oder Raten, da keine Kreditsumme ausgezahlt wird. Als Gegenleistung zur Bürgschaft wird eine Provision vereinbart, die sich nach der Laufzeit und dem Risiko des Avalkredits richtet.
In unserem Podcast geben dir unsere erfolgreichen Händler:innen weitere Tipps für die Gründung deines Unternehmens. Anhören lohnt sich!
#4 Warenfinanzierungsdarlehen
Ein Warenfinanzierungsdarlehen wird häufig zum Einkauf von Waren oder Materialien für die Produktion eingesetzt. Meist handelt es sich nicht um einen Ratenkredit, sondern einen sogenannten Rahmenkredit, über den du flexibel verfügen kannst. Mit dem Kreditgeber bzw. der Kreditgeberin wird in der Regel eine bestimmte Mindesttilgung vereinbart.
Lesetipp: Erfahre, welche Möglichkeiten dir bei einem Kredit für Kleinunternehmer:innen zur Verfügung stehen.
#5 Kontokorrentkredit
Falls du mit finanziellen Engpässen zu kämpfen hast, kann ein Kontokorrentkredit diese überbrücken. Ein Kontokorrentkredit kann mit einem Dispositionskredit für Privatkund:innen verglichen werden.
Diese Art des Darlehens für Unternehmen muss bei einer Bank beantragt und vertraglich vereinbart werden. Deine Bank stellt dir nun einen Kreditrahmen zur Verfügung, den du nach Belieben Abrufen kannst. Ähnlich wie bei einem Dispositionskredit, werden die Sollzinsen nur für den Betrag berechnet, den du am Ende tatsächlich in Anspruch nimmst. Somit fallen nur Kosten bei der Überziehung des Geschäftskontos an.
Für diese Flexibilität wird ein vergleichsweise hoher Zinssatz fällig, wobei die Banken oft mehr Verhandlungsbereitschaft in Bezug auf die genauen Konditionen zeigen als bei Privatkund:innen. Ein Kontokorrentkredit eignet sich hauptsächlich zur kurzfristigen Überbrückung von Liquiditätsengpässen. Für andere Situationen solltest du eine der oben genannten Alternativen wählen, um von deutlich günstigeren Konditionen zu profitieren.
Lesetipp: In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie dich Equity Crowdfunding bei der Gründung deines Unternehmens unterstützen kann.
#6 Umschuldung
Wenn bestehende Unternehmenskredite schlechtere Konditionen als aktuell übliche Kreditangebote bieten, kann sich eine Umschuldung lohnen. Vor allem Unternehmen, die in einer Niedrigzinsphase umschulden, können langfristig vom Zinstief profitieren. Denn die Einsparungen durch den günstigeren Zinssatz können dann für die Entlastung der Unternehmenskasse oder die Rückzahlung genutzt werden.
Außerdem kann bei der Abgabe eines neuen Kreditantrags mit günstigeren Zinsen auch eine neue, längere Laufzeit vereinbart werden. So kannst du die monatlichen Belastungen senken. Ob eine Umschuldung sinnvoll ist, kann nicht pauschal beantwortet werden. Prüfe also vorher immer deine genaue Situation.
Welche Konditionen solltest du für einen Unternehmenskredit berücksichtigen?
Ehe du dich für einen Unternehmenskredit entscheidest, solltest du verschiedene Faktoren abwägen. Dazu zählen unter anderem:
- Kredithöhe: Abhängig von deinem Finanzierungsbedarf solltest du dir über die Finanzierungssummer bewusst sein. Dies ist auch oft von der Bank und Kreditart abhängig, die du beachten solltest.
- Effektiver Jahreszins: Ein ebenfalls wichtiger Punkt, den du unbedingt beachten solltest, bevor du einen Unternehmenskredit abschließt, ist der effektive Jahreszins.
- Gebühren: Durch einen Entscheid vom Bundesgerichtshof dürfen Banken für die Bearbeitung von Privatdarlehen und Unternehmenskrediten keine Gebühren verlangen. Achte also darauf, dass du keine Gebühren für deinen Kredit zahlst.
- Laufzeit: Neben der Kredithöhe und der Zinsbindung ist auch die Laufzeit entscheidend über die Höhe der monatlichen Raten. Plane deine Finanzierung gut durch, um Kredit so schnell wie möglich abzubezahlen und dabei in keine finanziellen Herausforderungen zu geraten.
- Zinsbindung: Vor allem in Hinsicht auf die Zinsentwicklung ist die Länge der Zinsbindung wichtig.
- Sondertilgungen: Falls du dich mit deiner Bank auf Sondertilgungen einigst, kannst du deinen Kredit Rahmen im Rahmen dieser Vereinbarungen vorzeitig abbezahlen. Wenn du einen Umsatzüberschuss generieren solltest, kannst du ihn zum Beispiel dafür nutzen.
- Sicherheiten: Wie bereits erwähnt, werden Banken Sicherheiten einfordern, um sich gegen Zahlungsausfälle abzusichern. Diese werden jedoch von Bank zu Bank unterschiedlich sein. Auch hier lohnt sich für dich ein Vergleich.
- Vorfälligkeitsentschädigung: Eine außerplanmäßige bzw. vorzeitige Tilgung bedeutet für deine Bank einen Verlust. Daher verlangen Kreditgeber:innen eine Vorfälligkeitsentschädigung - solltest du Sondertilgungen ohne entsprechende Vereinbarung vornehmen. Beachte allerdings, dass eine Vorfälligkeitsentschädigung für Kredite im Vorfeld festgelegt werden muss.
Lesetipp: Das solltest du beachten, wenn du ein Einzelunternehmen gründen willst.
Fazit
Ein Unternehmenskredit kann dir dabei helfen, Finanzengpässe zu überbrücken oder dich beim Wachstum deines Unternehmens unterstützen. Du solltest jedoch zuallererst deine Möglichkeiten ausloten und verschiedene Geschäftskredite vergleichen. So erhältst du einen Überblick und kannst die passendste Finanzierungsmöglichkeit für dich finden.
Wenn du einen Unternehmenskredit beantragen willst, solltest du auf die Vollständigkeit deiner Unterlagen achten – denn jede Nachfrage seitens deines Kreditgebers bzw. deiner Kreditgeberin kostet dich zusätzlich Zeit, was den Vergabeprozess nur unnötig verlängert.
Vor allem, wenn du gerade dein Unternehmen gründest, ist ein detaillierter Businessplan wichtig. In diesem kannst du aufzeigen, wofür du deinen Firmenkredit nutzen willst und was du von der finanziellen Investition erwartest.