Cheers & Herzlich Willkommen zurück zu einer neuen Folge unseres Shopify-Podcasts. Die gute Nachricht zuerst: Heute haben wir endlich wieder einen Anlass, um anzustoßen! Denn für diese Ausgabe haben wir uns mit den Gründern und Cousins Waldemar und Andreas von Tastillery verabredet. Die beiden haben es sich mit ihrem Spirituosen-Start-up zur Aufgabe gemacht, Alkohol wieder zu einem Genussmittel zu machen, und vertreiben über ihren Onlineshop hochwertige Spirituosen, Probiersets und cooles Zubehör für den heimischen Genuss.
In unserem Podcast erzählen die beiden, wie sie mit ihrer Idee, Gin-Tasting für zu Hause anzubieten, nach einem Auftritt bei "Die Höhle der Löwen" durchgestartet sind. Außerdem erfahren wir, wie sie es geschafft haben, inzwischen sogar ihren eigenen Popcorn-Rum erfolgreich zu verkaufen und was sie sonst noch so antreibt, wenn sie nicht gerade selbst etwas Leckeres zusammenmixen. Viel Spaß!
Die komplette Transkription dieser Folge findest du hier.
Show Notes
- Store: Tastillery
- Social Media: Facebook, Instagram, YouTube
Der Start einer erfolgreichen Schnapsidee
Andreas: Ich bin Andreas, 30 Jahre alt, und einer der Gründer von Tastillery.
Waldemar: Ich bin Waldemar, der zweite Gründer von Tastillery. Ich bin ein bisschen älter, muss ja nicht genau sagen, wie alt. Aber wir sind beide Cousins und haben Tastillery vor vier Jahren gegründet und sind dann auch direkt online gegangen.
Mit Tastillery wollen wir Menschen dazu inspirieren, besser zu trinken.
Waldemar & Andreas: Cousins und Gründer des Spirituosen-Startups
Manuel: Und ich ärgere mich jetzt gerade ein bisschen, dass wir um elf Uhr morgens aufnehmen. Ich sitze hier nämlich bei einem ganz langweiligen Glas Wasser. Ab wie viel Uhr ist es denn gesellschaftlich akzeptiert, mir einen Gin aufzumachen, eurer Meinung nach?
Waldemar: Es kommt ja darauf an, über welche Gesellschaft wir reden. Aber so wie es immer von außen aussieht, dass wir selbst öfters trinken, so ist es eigentlich nicht. Ich weiß noch, es gab mal einen Artikel im Stern über uns, und die Headline war: "Sie trinken bei der Arbeit."
Andreas: Das war lustig, aber es gibt tatsächlich in der Spirituosen-Industrie keine Uhrzeit. Es ist eher eine vom Anlass abhängige Geschichte. Wenn man auf ein Spirituosen-Tasting geht, dann würde man sogar eher vormittags anfangen zu trinken. Um zehn Uhr morgens ist die ideale Zeit, um eine Spirituose zu verkosten. Da hat der Gaumen sich noch nicht sehr anstrengen müssen mit anderen Sachen, und man hat die maximale Empfindungsstärke, um den Geschmack und die Aromen aus den Spirituosen zu kosten.
Manuel: Ich hätte mir wahrscheinlich erstmal ein Probierset bei euch bestellen müssen, um nebenher hier so durchprobieren. Damit seid ihr ja auch berühmt geworden, richtig?
Waldemar: Genau, die Box war unser allererstes Produkt. Das war halt einfach eine Probierbox mit fünf kleinen Portionen Whisky, Gin oder Rum. Und dafür haben wir auch eine ganze Weile Vorlaufzeit gebraucht, um überhaupt ein paar Hersteller zu akquirieren und die richtige Verpackung zu finden. Die Urspungsidee war eben, dass wir das Gin-Tasting zu den Leuten nach Hause bringen wollten. Mittlerweile gehen die Boxen auch immer noch gut, sind aber viel weiter in den Hintergrund gerückt.
Manuel: Aber bleiben wir doch mal bei dieser Idee: Wie kommt man auf die Idee, Gin-Tasting per Post zu verschicken?
Waldemar: Also für uns war die Idee nicht von Anfang klar. Aber wir sind Cousins und wollen einfach zusammen ein Unternehmen gründen. Ich komme aus der Werbeindustrie, aus der Marketingbranche, und Andreas hat einen BWL-Hintergrund. Dann haben wir uns überlegt, was wir denn machen könnten, und haben uns verschiedenste Businessmodelle angeschaut, die total verrückt waren ...
Wir haben einen ganzen Sommer damit verbracht, darüber zu Brainstormen, mit was wir uns Selbstständig machen könnten.
Und tatsächlich saßen wir dann irgendwann mal bei einem kühlen Getränk und haben entschieden, dass wir mal eine Pause benötigen und etwas unternehmen müssen, was ein bisschen so die Creative Juices wieder anwirft. Dann kam uns die Idee an einem Gin-Tasting teilzunehmen. Daraufhin haben wir ein bisschen recherchiert und bei einer Destillerie angerufen hier in Hamburg, und die meinten so, "Die Gin-Tastings? Sorry, die sind fürs ganze Jahr ausgebucht." Dann haben wir weiter geguckt. In jedem zweiten Edeka fand ein Gin-Tasting statt, und wir fanden die Idee der Gin-Tastings ganz cool. Leute konsumieren bewusster, setzen sich mehr mit dem auseinander, was sie trinken oder essen. Und dann haben wir das durchgerechnet, was es uns kosten würde, ein Gin-Tasting zu machen. Dann haben wir gedacht, okay, wir brauchen die Location, wir brauchen die Leute, die Spirituose, unsere Zeit, unterm Strich ist nichts dabei rausgekommen. Und dann wurde uns auch schnell bewusst, dass das keinen Sinn macht.
Was ist aber, wenn wir das Tasting nehmen und das einfach skalieren würden? Was ist, wenn wir einfach eine Tasting-Experience einfach in eine Box packen?
Was ist, wenn wir die Experience in die Welt hinausschicken, irgendwie mit einem tollen Magazin, mit einer guten Beschreibung, mit einem Video noch von uns beiden, wie wir uns da einen guten Gin reinschnellen. Das ist dann die Idee von Tastillery gewesen damals.
Andreas: Nachdem wir dann aber das erste Gin-Tasting gebucht und durchgeführt haben, haben wir auch sofort das zweite und dritte Gin-Tasting mitgemacht, und dachten, eigentlich wäre es doch cooler, das jetzt nicht mit fremden Leuten, sondern auch zu Hause, so in dem eigenen Wohnzimmer oder am eigenen Esstisch mit seinen eigenen Freunden zu machen.
Und unser Gedanke war dann eben, der Experience- und Endkundengedanke. Das Ganze sollte nicht Hersteller-getrieben sein, sondern eher so: "Was wäre eigentlich das coolste Produkt um jemanden, der das Thema Gin, Whisky oder Rum gerade für sich entdeckt hat, ein bisschen an die Hand zu nehmen?" Das ist auch das Credo, das wir mit den Boxen dann haben.
Wir nennen das betreutes Trinken, Leute mit an die Hand zu nehmen, und nicht lehrerhaft zu wirken, sondern wir sitzen am Tisch mit den Leuten und verkosten das Ganze und haben dabei Spaß
Die leckeren Pobiersets mit verschiedenen Spirituosen & Stories
Und wir haben gesagt, wir können das viel besser machen. Wir können das viel cooler inszenieren. Wir geben jeder Box einen coolen Namen.
Das ist eine Experience und auch irgendwie ein bisschen Kopfkino, wie mit unserer Box Namens "Fire Desire". Ein gemütlicher Abend am Kamin, schön mit einer Wolldecke, ein bisschen dunkler Schokolade, einem guten Buch, vielleicht spielt noch Jazzmusik im Hintergrund, und man verkostet einen guten Alkohol. Und das ist so ein bisschen die Welt, die wir halt erschaffen wollten.
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Manuel: Bei der Gründung wart ihr keine Gin-Profis oder Whisky-Spezialisten, wie konntet ihr euch in diesen Themenbereich einarbeiten? Oder war das eher eine Passion von euch vorher?
Andreas: Ich glaube, hier ist auch genau der richtige Knackpunkt, dass wir eigentlich in der Industrie und mit den verschiedenen Herstellungsweisen gar keine Ahnung hatten.
Diese Blauäugigkeit ist nämlich genau das, wie unsere Endkonsumenten auch auf uns zukommen. Das heißt, wir können uns sofort wieder in die Lage versetzen, wie unsere Kunden sich gerade fühlen, was dieses Thema angeht.
Und hier ist total die Übersetzung notwendig und da versuchen wir, einen besseren Einblick zu geben. Da ist so eine Art Mauer um dieses ganze Thema Spirituosen umhergezogen, dass man unbedingt wissen muss, aus welcher Destillerie und aus welchem Land ein Whisky kommt, oder von welcher karibischen Insel ein Rum kommt, um zu verstehen, was man da trinkt. Und wir sagen: Okay, wir sehen das Ganze gar nicht so, denn eigentlich geht es darum, dass du eine Geschichte erzählt bekommst. Spirituosen sind total von Geschichten getrieben. Da sind immer Familien oder Unternehmer oder irgendwelche Teams, die dahinterstecken, und meistens irgendeine Idee hatten, irgendetwas cooles zu machen, und dabei ist dann das Endprodukt die Spirituose.
Aber es hängt immer total viel mit der Story zusammen. Und wenn man diese Story kennt, dann kann man sich sehr einfach in dieses Feeling der Spirituosen, und was sie vermitteln soll, einfühlen.
Waldemar: Und wir haben uns aber auch tatsächlich schlau getrunken. Wir haben uns damals einen Berater aus der deutschen Spirituosenindustrie geholt und saßen dann mit dem zusammen und haben probiert.
Manuel: Das heißt, gehen wir nochmal einen Schritt - ihr hattet dann diese Idee, aber ab welchem Moment habt ihr dann gewusst, okay, das ist jetzt genau das, was wir machen wollen, in diese Richtung bewegen wir uns?
Waldemar: Wir haben dann, nachdem wir unterschiedliche Ideen zusammengetragen haben, diese bewertet und uns dann gefragt, was uns am meisten Spaß machen würde. Wir wussten, dass wir uns mit dem Thema jetzt 15, 20, 30 Jahre beschäftigen, und wir haben dann irgendwie die Entscheidung getroffen, andere Menschen inspirieren zu wollen. Das war dann die Entscheidung, dann ging es ans Eingemachte. Andreas hat sich dann um das Setup der Firma gekümmert und alle rechtlichen Sachen mussten eingeleitet werden, von denen ich keine Ahnung habe. Ich habe mich so ein bisschen um das Produktdesign gekümmert, wie die Verpackung.
Wir haben uns drei, vier Monate im Kreis bewegt, weil wir keinen Namen hatten, bis wir uns aus tausenden Namen dann für Tastillery entschieden haben.
Dann stand irgendwann mal das Produkt. Und dann kam der Punkt, an dem wir uns Fragen mussten, wie verkaufen wir diese Produkte jetzt eigentlich? Okay, wir machen einen Onlineshop und dann ging diese Welt auf von E-Commerce.
Heute glänzt der Tastillery-Shop durch frische Farben und coole Eyecatcher
Waldemar: Keiner von uns beiden hatte irgendwie online Erfahrung - Und dann ging diese ganze Welt auf, es gibt da gefühlt 3.000 unterschiedliche Onlineshop-Systeme, dann haben wir uns mit verschiedenen Agenturen zusammengesetzt, und haben denen gesagt, was für einen Shop wir haben wollen, was die Funktionen sein sollen, was wir denn erwarten und was wir unseren Kunden mit diesem Shop geben wollen. Und dann kamen da solche Angebote, in einem mittleren fünfstelligen, bis zu einem sechsstelligen Bereich für einen Onlineshop. Und wir dachten uns, wir sind hier gerade zu zweit und haben, in Anführungsstrichen, eine Schnapsidee und ihr wollt uns für 100.000 Euro einen Shop verkaufen? Und dann haben wir gesagt, dass wir jetzt erstmal die Handbremse ziehen müssen.
Diese ganze Shopfindungsphase hat mindestens drei, vier Monate gedauert, und in dieser Shopfindungsphase haben wir uns so verloren. Auf einmal war dann unser Produkt fertig, und wir haben immer noch keinen Shop.
Was ist die schnellste Lösung? Und dann, okay, vielleicht nehmen wir doch etwas ganz Simples. Wir nehmen einfach Shopify, und wir haben tatsächlich - innerhalb von zwei Tagen haben wir unseren Shop aufgesetzt.
Andreas: Wir haben echt vier Monate recherchiert und schon einen krassen Deep Dive in das IT-System gemacht, welche Sprache wir eigentlich benutzen wollen, welche Server-Infrastruktur, und so weiter. Das hat uns zu dem Zeitpunkt schon sowas von den Kopf gesprengt, da wir keine IT-ler sind und das was wir machen wollen, ist Menschen zu inspirieren, besser zu trinken.
Und dann sind wir auf Shopify wieder zurückgekehrt, und haben sofort gesehen, krass, hiermit können wir eigentlich alles, jetzt zumindest im ersten Schritt, testen. Was wir uns überhaupt hier ein Jahr lang überlegt haben und ausgedacht haben.
Waldemar: Ich habe mir dann ein paar farbige Pappen gekauft und die bei mir auf dem Sofa ausgestellt, und dann die ersten Produktfotos gemacht. Dann hatten wir Produktfotos, die bei Shopify eingepflegt wurden, und wir haben uns da erstmal natürlich vor dem Shopify-Shop ein Passwort gelegt und haben die URL nur an Freunde weitergeleitet, denn wir dachten natürlich, wenn wir da jetzt sofort publik gehen, dann kommen Tausende von Anfragen und wir haben hier nur 20 Boxen liegen.
Andreas: Es war wirklich so, dieses typische Startup-Ding halt, einfach erstmal alles selbst machen. Und wir dachten echt so: "Oh Gott, wir kriegen da gleich tausende Bestellungen rein." Und dann haben wir diesen Passwortshop halt gehabt, haben unseren ganzen Freunden und Bekannten die Links geschickt, dann kamen so die ersten fünf Bestellungen rein. Dann haben wir das abgewickelt. Dann war aber auch dieses Problem, dass Bestellungen rein kamen und wir uns fragen mussten was wir jetzt eigentlich mit denen machen. Und das verschicken, wie geht das überhaupt?
Wir haben die Bestellungen jetzt hier, und wir verschicken dann wahrscheinlich mit der DHL. Ist ja am geläufigsten. Dann sind wir echt so mit diesen fünf Paketen zur Post gegangen und haben dort quasi per Hand die ganzen Sachen eingetragen und dann abgeschickt. Dann zwei, drei Wochen später haben wir das Passwort vom Shop genommen, dann dachten wir, jetzt kommt hier der mega Aufriss, aber es ist natürlich nichts passiert.
Waldemar: Ich kann mich so an diesen Tag erinnern, dass wir so einen halben Tag auf diesen Screen geguckt haben, und da ist einfach gar nichts passiert
Andreas: Und irgendwann mal, ich weiß noch, kamen dann so die zweite, dritte, fünfte, et cetera Bestellung, und irgendwann mal so Bestellung, weiß ich nicht ...
Waldemar: Elf! Das war die Bestellung von der ersten Person, die wir nicht kannten.
Manuel: Ihr habt auch noch kein großes Marketing gemacht, oder? Ihr habt einfach den Shop online gestellt und gewartet?
Waldemar: Wir haben damals tatsächlich ganz wenig gemacht. Wir haben einen Instagram- und einen Facebook-Channel gehabt, aber nur, weil alle unsere Freunde uns immer wieder gefragt haben:
Jungs, was macht ihr denn da? Was ist denn dieses Tastillery und was wird das?
Und wir so: "Boah, wir sind noch in der Shopfindungsphase, wir müssen aber irgendwie was machen." Wir haben einfach eine Videokamera auf ein Stativ gestellt und haben uns hier in Hamburg an die Alster gesetzt, und haben dann angefangen, in die Kamera zu sprechen. Ohne dass wir ein Produkt haben, haben wir unsere Vision erklärt. Und das war so das erste Piece of Marketing, und dann kam es halt, nach und nach, ganz langsam, irgendwelche Presseberichte.
Manuel: Aber das Grundkonzept - von Anfang an die Vision, eher einen übergreifenden Onlineshop zu haben, der irgendwas mit Genuss zu tun hat - wart ihr zu dem Zeitpunkt noch sehr fixiert auf diese Probierboxen?
Waldemar: Von Anfang an hatten wir schon ein bisschen im Hinterkopf, dass wenn wir die Probierboxen verkaufen, dann können wir auch Spirituosen in großer Flasche anbieten. Das war dann auch der zweite Schritt, und dann kamen erste Produkte rein, die nicht in Boxen waren.
Und irgendwann haben dann irgendwie die anderen Produkte auch überhand genommen, und wir haben viel mehr andere Produkte verkauft, anstatt nur Boxen.
Andreas: Es war dann auch der Werdegang, dass wir bei der ganzen Brandfindungsphase unsere Mission gesetzt haben, dass wir Menschen inspirieren wollen, besser zu trinken. Und zusätzlich hatten wir da aber schon das Credo, dass wir Europas coolster Onlineshop für Finedrinking werden wollen.
Waldemar: Also wir wussten, wo wir hinkommen wollten, aber nicht wie. Und darum haben wir einen Schritt nach dem anderen gemacht.
Manuel: Der Name "Probierbox" beinhaltet im Endeffekt auch schon, dass man das nicht ständig bestellt. Also von daher war das im Prinzip schon so angelegt, dass die Probierbox auch dazu führt, eine längere Kundenbindung dann daraus zu machen?
Waldemar: Genau. Also die Probierbox ist immer noch ein wichtiger Bestandteil. Sie bringt Leute in die Welt von Tastillery hinein.
Wir haben wunderschöne Spirituosen-Adventskalender, wir haben ein Sortiment an großartigen Whisky-Spirituosen aller möglichen Arten, wir haben Filler, wir haben Tonics, wir haben Barzubehör, wir haben alkoholfreie Spirituosen, wir haben gerade jetzt Wein ausgebaut.
Also sozusagen schon alles um das gute Trinken herum, aber wie du recht hast, und das hatten wir nicht auf dem Schirm, es ist ja auch kein Frequenzkauf. Du kaufst nicht einmal im Monat so eine Box.
Von einer Idee zur nächsten
Andreas: Eines morgens kam Waldemar zu mir und meinte so: "Lass uns den größten Whiskyclub Deutschlands bauen", und das hat mich natürlich sofort gecatcht, größter Whiskyclub Deutschlands - All Right! Und was heißt das? Wie wollen wir das Ganze machen?
Waldemar: Größter Whiskyclub Deutschlands, das heißt ja übersetzt, wir bauen gerade ein Abo auf. Aber was heißt das, ein Abo aufzubauen? Müssen wir da irgendwie jetzt einen neuen Shop dafür machen? Und dann konnten wir die einzelnen Challenges, die das Ecosystem vom E-Commerce eigentlich so mit sich trägt, mit der App-Welt von Shopify, die dann der Problemlöser ist, klären und bewältigen.
Manuel: Das heißt, ihr habt sofort da eine Lösung gefunden, wie ihr dann dieses Abo Modell auch abrechnen könnt, ohne jetzt den Shop neu programmieren zu müssen?
Waldemar: Genau. Wir sind so happy, dass wir uns damit nicht befassen müssen, irgendwelche Updates, Upgrades machen zu müssen. Und die Apps sind geil. Manchmal wünschte ich mir schon, dass mehr Funktionen im Base-Shop integriert sein könnten, aber eine Lösung findet man immer und das ist schon ganz geil.
Andreas: Wenn man als Unternehmer einfach nach vorne rennen will, ist es ein großer Vorteil, sich da nicht erstmal eine technische Lösung dafür bauen zu müssen. Und darüber das abzuwickeln ist einfach nur geil, und das Ganze halt direkt cloudbasiert zu haben, keine eigenen Server zu haben, war von Anfang mit so ein Gesetz schon fast.
Der Kampf mit den Löwen
Waldemar: Wir waren dann auch bei bei der Gründershow, "Die Höhle der Löwen", und da haben wir natürlich auch total Angst gehabt, so, dass der Shop einbricht. Aber Shopify hat uns jedes Mal versichert: "Easy, easy, das wird schon." Wir hatten damals dann auch ca. 70.000 Leute simultan auf der Seite und das war ganz schön geil, dass das ganze System mitgemacht hat. Was dann natürlich nicht mitgemacht hat, war unsere Logistikkette hintenrum, deswegen war dann die ganze Verwandtschaft im Lager und hat mit angepackt.
Unvergesslicher Auftritt: Der Pitch der Cousins bei DHDL
Manuel: Ja, da war dann eure Sorge, die ihr am Anfang hattet, Realität. Ich habe gelesen, ihr wart dann innerhalb der ersten 48 Stunden ausverkauft?
Waldemar: Ja, wir mussten schon irgendwie Anfang Dezember das Weihnachtsgeschäft beenden, wir haben mit so einem großen Ansturm nicht gerechnet.
Andreas: Am 29. November war die Ausstrahlung und am 6. Dezember haben wir den Shop mit einem Banner versehen: "Alles, was jetzt bestellt wird, wird erst im nächsten Jahr ankommen." Auf der einen Seite hatten wir krass viel Arbeit in der Produktion, in der Logistik, um das Ganze umzusetzen, mit den Lieferanten alle Waren zu bekommen. Auf der anderen Seite war es dann aber auch so ein Schmerz, einfach zu sagen: "Nein, Stopp, Halt, wir verkaufen jetzt nicht mehr." obwohl wir es hätten tun können.
Das Wichtigste war uns dann aber in dem Moment auch, unser Lieferversprechen einzuhalten, da das per se eigentlich Weihnachtsgeschenke waren, denn dazu ist dieses Tasting-Set auch total mutiert, dass es ein super Geschenkprodukt ist.
Und dann damit aber auch einhergehend, es den Leuten zugänglich zu machen, dass sie bis Weihnachten ihr Paket haben, das war uns das Wichtigste, damit wir halt der Brand nicht langfristig schaden.
Manuel: Diese Erfahrung bei der Höhle der Löwen: Habt ihr gedacht, das ist jetzt der große Durchbruch? Wie seid ihr da rangegangen?
Andreas: Es war auch total die Challenge tatsächlich! Wir haben uns beworben in einem Status, wo wir gerade erstmal 300 Boxen verkauft hatten. Das heißt, effektiv hat das Unternehmen so gut wie keinen Umsatz gemacht, und die Bewerbung war dementsprechend auch schwer aufzusetzen. Dann haben wir uns beworben, das ganze Thema war dann aber auch eher schwierig, weil wir nach wie vor mit hartem Alkohol handeln und uns im Bereich der Spirituosen befinden, was für das öffentliche TV eine eher schwierige Nummer ist.
Welche weiteren Shopify-Händler nach ihrem Auftritt bei DHDL durchgestartet sind, erfährst du hier!
Waldemar: Wir haben sofort auf die erste Bewerbungsmail eine Absage bekommen.
Jungs, cool, richtig lustig, aber nein. Wird nicht. Aber wenn ihr wollt könnt ihr trotzdem zu den Auditions vorbeikommen.
Und dann haben wir uns da halt so ein bisschen durchgehandelt, weil die Mission dass es bei uns nicht ums sich Besaufen geht, sondern eigentlich, was diese Spirituosen zu bieten haben: Diese coolen Stories.
Manuel: Das heißt aber, dann wurdet ihr schlussendlich doch genommen für die Sendung. Gab es da irgendwelche Einschränkungen, was ihr nicht sagen durftet, oder wie wurde das dann geregelt?
Andreas: Genau, man muss seinen Pitch einschicken und darauf haben wir dann aber auch direkt ein großes "Aber" bekommen. Dann war der Pitch halt irgendwie sozusagen freigegeben, und dann mussten wir überlegen, ob wir denn überhaupt jetzt Spirituosen mit reinbringen und das die Löwen auch probieren lassen. Wir haben dann die Spirituosen trotzdem reingebracht, und dann konnten sie daran riechen. Und dann haben sie natürlich nicht nur daran gerochen, sie fanden das dann auch spannend, mal den Whisky oder den Gin zu probieren, und das war schon eine sehr, sehr unterhaltsame Sendung.
Manuel: Ihr habt dann Angebote bekommen. Wie seid ihr denn rangegangen?
Andreas: Der Pitch war nicht wirklich wie so ein krasser Investoren-Pitch, sondern eher, wir erklären den Konsumenten und den potenziellen Investoren, was wir denn dort machen, und wie das Ganze funktioniert, was wir machen.
Waldemar: Genau, wir haben dann auch ein Angebot bekommen, und da wurde auch nicht nachverhandelt tatsächlich, genauso wie wir es dargestellt haben, wurde das Angebot uns so gemacht, das haben wir dann damals auch angenommen. Es hat dann - eben hinten raus doch nicht geklappt, weil wir dann einfach nicht zueinander gekommen sind.
Die Investoren waren wirklich großartig, aber wir haben einfach unterschiedliche Ansichten von der Company gehabt, und die haben uns dann aber trotzdem richtig cool noch unterstützt.
Manuel: Das heißt, ihr habt jetzt auch keine Investoren oder solche Geschichten?
Waldemar: Nein, wir sind immer noch 100% die Eigentümer von Tastillery. Wir haben auch nach der Sendung viele Anfragen bekommen, viel Interesse und mittlerweile kriegen wir noch mehr Interesse. Denn durch diese Corona-Situation ist E-Commerce wieder super spannend geworden. Da ist schon viel da, aber wir finden es halt auch ganz cool, einfach eigenständig zu sein, coole Ideen zu entwickeln, aber ob das immer so bleibt, weiß ich nicht.
Kino für zu Hause
Manuel: Ihr habt vor einiger Zeit auch euren eigenen Rum entwickelt, vielleicht wollt ihr darüber noch ein bisschen etwas erzählen. War das sehr naheliegend, sowas dann zu machen?
Waldemar: Das war naheliegend! Uns haben dann auch Leute aus dem näheren Umkreis auch immer dahin gedrängt, die meinten so, "Jungs, macht doch jetzt euren eigenen Gin! Ihr verkauft doch schon so guten!" Aber wir waren da ein bisschen zögerlich. Das hat ein bisschen gedauert, weil wir wussten, dass wir nicht irgendwas, sondern was geiles machen wollten.
Andreas: Es muss innovativ sein, es muss total Spaß machen, es muss consumerfreundlich sein, und es muss was Neues sein. Also echt so eine Innovation - eine Produktinnovation in der Nische zu bauen. Und dann kamen wir halt irgendwann mal auf diese Idee, jetzt einen Rum zu machen, der mit Popcorn destilliert wird.
Waldemar: Von zehn Destillateuren haben neun gesagt, "Nein, das Popcorn ist so ein Aroma, das ist so vergänglich, das kriegt ihr nicht gut destilliert." Bis wir dann jemanden gefunden haben, der genauso verrückt ist wie wir. Dann hatten wir irgendwann mal die Flüssigkeit, aber wieder das gleiche Problem: Wir haben keinen Namen dafür, wir haben kein Design dafür ...
Waldemar: Es war auch echt eine schöne Journey, diesen Popcorn Rum zu entwickeln. Dann irgendwann hatten wir den Namen, Cinecane heißt er. Cine wie Cinema und Cane wie Sugarcane, weil das Coole daran ist natürlich, dieser Popcorn Rum schmeckt einfach wie Kino. Und das war dann der emotionale Pitch.
Ausgefallen & lecker, der Popcorn Rum Tastillery
Also tatsächlich, wir machen jetzt sehr viel Online-Marketing, haben einen guten YouTube-Kanal und dort machen wir dann Videos zum Popcorn Rum und alle sind dann so zurückhaltend und sagen: "Oh, schmeckt das wirklich?", "Kann ich mir nicht vorstellen", und dann stellt man sich auf der Messe hin und die Leute probieren das, und die Gesichter leuchten auf. So, alle kriegen so ein komisches Lächeln im Gesicht und denken so: "Warum macht das denn jetzt vollkommen Sinn und schmeckt richtig gut?" Das ist halt geil mit Cinecane.
Kann Blauäugigkeit ein Credo sein?
Waldemar: Am Mittwoch wurden wir damit ausgezeichnet zur Spirituoseninnovation des Jahres 2020 bei einem internationalen Spirituosenwettbewerb, und das ist für uns die beste Credibility, dass wir da aus 700 Produkten ausgewählt wurden, um so eine Innovation darzustellen.
Manuel: Wow, Glückwunsch! Aber das ist auch wieder so - da greife ich das wieder auf, was ich am Anfang gesagt habe, diese Blockade, "Ich kann doch keinen Rum aus Popcorn machen. Das ist doch absurd." Ja, und ihr habt es halt einfach probiert und gemacht, und dann gemerkt, dass es dann halt doch auch was Tolles sein kann, was Neues sein kann.
Waldemar: Ja. Also bisher war es tatsächlich unser Nichtwissen unser Asset. Natürlich hoffen wir, dass wir das nach vorne hinaus genauso beibehalten, so ein bisschen diese Naivität, dieses Regeln brechen.
Manuel: Was waren denn so Rückschläge, was hat euch denn so gebeutelt mitgenommen?
Andreas: Also das ist on-going, das Warenthema natürlich. Wenn irgendwas ausverkauft ist, das hatten wir jetzt mit Cinecane auch, mega coole Sachen sind da passiert, aber genauso kompliziert ist das Produkt auch. Also ich sage mal, eine normale Spirituose herzustellen und die abzufüllen ist ein Thema. Wir machen es uns aber immer kompliziert. Wir haben eine Flasche und einen Verschluss. Aber, als Beispiel, das Siegel davon, das aufzubringen, sodass man das quasi das erste Mal öffnet und dann jeder weiß, dass die Flasche offen war, ist total der Pain. Das heißt, es gibt eigentlich keine Lösung auf dem Markt, wie das Ganze geht. Das heißt, wir müssen uns an einer Lösung bedienen, die semi-cool ist.
Das heißt, jedes Mal, wenn wir eine Flasche die bis dato geöffnet haben, war das Total der Pain, diese Flasche aufzumachen, weil es einfach kein Siegel auf dem Markt gibt.
Das heißt, hier müssen wir wieder eine Individuallösung anfertigen, die voll teuer ist aber hoffentlich das Problem löst. Genauso dann die Warenverfügbarkeit, denn so einen Popcorn Rum mal eben so zu produzieren ist nicht einfach, da sind einfach super viele Produktionsschritte notwendig.
Waldemar: Wir haben so viele Challenges, und die Probleme kommen aus den unterschiedlichsten Sachen. Das sind halt immer solche komischen Probleme, die dann irgendwie so aus dem Nichts kommen. Und dann ist es ja auch also tatsächlich Daily Business. Jetzt ein Beispiel - unser Whiskyclub. Denn es ist auch so, wir haben den Whisky ausgewählt, die Abfüllung steht, und dann hat sich keiner irgendwie darum gekümmert, dass wir die Etiketten noch brauchen, um diese Flasche aufzubringen. Also ab zur Druckerei, in Express, viel zu viel Geld für die Etiketten bezahlt, schnell aufgebracht, zwei Tage zu spät zum Kunden geliefert, das hätte man vermeiden können.
Waldemar: Ja, also super viel. Aber wir versuchen diese Fehlerkultur auch zu leben.
Wir haben mittlerweile ein Team von fast zehn Leuten, und wir haben dann in unserem Monday-Meeting auch eine Slide, "Biggest fuckup of the week.
Da teilt jeder Mitarbeiter sozusagen seinen größten Fehler, den er gemacht hat, weil wir sagen: "Ja, das ist cool.", und damit gehen wir halt auch offen um, denn Rückschläge stehen an der Tagesordnung.
Manuel: Und wenn ihr nochmal zurückdenkt an die Situation, wo ihr da die Pause gemacht habt und quasi an der Gründungsschwelle standet: Was würdet ihr euch selbst jetzt mit dem Wissen, was ihr jetzt habt, empfehlen, raten, sagen?
Andreas: Mit noch einfacheren Mitteln online zu gehen und zu testen ob das Ganze funktioniert. Also ich glaube, wir hätten easy vier, fünf Monate früher online sein können. Ich glaube, hier ist die Schwierigkeit, mit der Imperfektion zu leben. Also es ist auch klar, so ein typisches Startup-Storyding, man startet früh und ist sich dann unsicher. Aber im Endeffekt haben wir in zwei Tagen dann quasi einen Shop aufgesetzt und den getestet, nachdem wir uns viel zu viele Gedanken gemacht haben. Also erstmal einfach machen, umsetzen, das Ding online bringen, testen, validieren, wenn es nicht läuft, Haken dran und weiter, oder dann weiter daran arbeiten und das cooler machen.
Waldemar: Ja, und auch tatsächlich die wirtschaftlichen Zahlen besser im Auge zu behalten am Anfang. Das haben wir halt nicht immer gemacht, und das war auch so ein - tatsächlich ein großer Fehler, den wir gemacht haben.
Denn wir haben zum Beispiel nicht wirklich darüber nachgedacht, was für eine Marge wir brauchen.
Und wenn man diese Basics nicht wirklich von Anfang an im Auge behält, und diese Key Performance Indikators dann auch trackt, dann kommt man echt in Schwierigkeiten. Also, einfacher ranzugehen, schneller ranzugehen, aber auch immer wirtschaftlich zu denken.
Manuel: Dann danke ich euch für euren Besuch, es hat sehr viel Spaß gemacht, mit euch über eure Story, über eure Gründung zu sprechen, und ich wünsche euch weiterhin sehr, sehr viel Erfolg mit Tastillery.
Waldemar: Vielen, vielen lieben Dank. Das war für uns auch ein sehr unterhaltsamer - eine sehr unterhaltsame Aufnahme. Leider nur mit Wasser dieses Mal, das nächste Mal, wenn wir die zweite Nachfassung machen, dann auf jeden Fall später am Tag, dann wird es auch lustig. Wir können ja bestimmt noch einen kleinen Gutscheincode für die Zuhörer raushauen, oder? "SHOPIFYPODCAST" ist der Gutscheincode, mit dem ihr einen 5€-Gutschein bei uns im Shop bekommt.
Manuel Fritsch ist der Moderator des Shopify Podcasts. 2000 gründete Manu sein erstes Unternehmen und arbeitete 15 Jahre in der Agenturwelt. Seit 2015 ist er als freiberuflicher Spielejournalist für Fachmagazine, Zeitungen und seinen eigenen Podcast mit inzwischen über 2.500 Folgen tätig.
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