In loser Reihe stellen wir Unternehmer vor, die Verzweiflung gut nachvollziehen können. Jetzt, nachdem die Tiefpunkte überwunden und sie geschäftlich erfolgreich sind, berichten uns diese Personen von ihren größten persönlichen und finanziellen Krisen und was sie auf ihrem Rückweg in die schwarzen Zahlen gelernt haben.
Wenn der Traum vom Leben platzt
Vivek Jains lebte seinen Traum. Er war verheiratet und arbeitete als Wagniskapitalgeber im tropischen Bermuda. Doch als das Ehepaar beschloss, eine Familie zu gründen und es etwas langsamer angehen zu lassen, zogen sie zurück in ihre Heimatstadt mitten in Kanada. In der Prärie fing der Traum langsam an, sich aufzulösen. Vivek stellte seine eigenen Interessen hinten an und nahm sichere Jobs an, um für seine größer werdende Familie zu sorgen. Der Druck wirkte sich auf seine Ehe aus. Mit 34 zog Vivek wieder zu seinen Eltern, um nochmal von vorn anzufangen.
Durch eine riskante Investition lernte er viele Leute kennen, die ihm später beim Aufbau von FANchise halfen, einer fankontrollierten Fußballliga, und LOKO, einer Dating-App, die er zusammen mit dem Comedian Norm MacDonald entwickelte. Die App richtet sich an Menschen wie Vivek selbst: solche, die sich zu einem späteren Zeitpunkt in ihrem Leben erneut auf die Suche nach der großen Liebe begeben wollen. Sechs Jahre und zwei Startups später bringt Vivek beides erfolgreich unter einen Hut: ein erfülltes Leben mit seiner Familie und eine Arbeit, die er liebt. Aber der Weg dorthin war oft sehr steinig.
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Vivek erzählt seine Geschichte:
„Ich arbeitete 90 Stunden die Woche, 52 Wochen im Jahr und war die meiste Zeit unterwegs. Dieser Lebensstil eignete sich ganz und gar nicht für eine Familie. Meine Eltern waren sehr involviert in meine persönliche Erziehung und ich wollte das auch bei meinen eigenen Kindern sein. Also zogen wir zurück nach Regina. Es war schwierig, dort eine Arbeit zu finden, die ich leidenschaftlich gern tat. Ich konnte mit den Jobs, die ich annahm zwar für meine Familie sorgen, andererseits wurden sie schnell zum mühsamen Alltagstrott. Es war echt hart. Das wirkte sich natürlich irgendwann negativ auf unsere Beziehung aus.
Schon früh lernt man, materielle Dinge anzustreben. Geld bedeutet Macht. Allerdings ist das eine völlig falsche Art, Erfolg zu messen. Wir hatten ein Haus mit fünf Schlafzimmern, einem Filmvorführraum und allen erdenklichen Luxus. Und dann kam die Scheidung. Ich war 34, stolzer Wagniskapitalgeber und wohnte plötzlich wieder in meinem alten Kinderzimmer im Haus meiner Eltern – ein ganzes Jahr lang. Ich konnte mir nicht mal eine Miete leisten, geschweige denn für Lebenshaltungskosten aufkommen. Der Großteil meines Kapitals war nicht liquide.
Durch die Scheidung bekam ich die Chance, mich neu zu erfinden.
Wenn man sich scheiden lässt steht das Leben Kopf. Meine Kinder waren damals vier und eins. Ganz klar: Ehrlich gesagt war es die Hölle. Ich habe immer versucht, mich vor meinen Eltern zusammen zu nehmen und die heile Welt vorzutäuschen. Denn sie sollten nicht mitbekommen, wie sehr ich mich abquälte. Aber innerlich war ich eine Katastrophe. Sonntags musste ich immer meine Kinder bei meiner Ex-Frau abgeben und das war am Schlimmsten. Ich wollte weder meine Eltern sehen, noch mich mit Freunden treffen, sondern einfach nur schmollen. Die Scheidung liegt nun sechs Jahre zurück und immer noch graust es mir jedes Mal vor dem Moment, wenn ich die Kinder bei ihrer Mutter zurücklassen muss.
Das war für mich ein Moment der Erleuchtung.
So schlimm sie einem in der ersten Zeit auch vorkommt, eine Scheidung bietet die Chance, sich neu zu erfinden und all die Dinge, die man im Leben gelernt hat, in die Tat umzusetzen. Im Jahr 2014 begegnete ich in Toronto einem Obdachlosen, der mich um Geld bat. Ich konnte es mir damals eigentlich nicht leisten, Geld für mildtätige Zwecke auszugeben. Trotzdem gab ich dem Mann $20 und er strahlte über das ganze Gesicht. Seit 18 Monaten verspürte ich endlich mal wieder dieses wohlig warme Gefühl in mir. Das war für mich ein Moment der Erleuchtung: Genau so wollte ich mich fühlen. Ich beschloss, nur noch Dinge zu tun, für die ich eine Leidenschaft habe, und jede Gelegenheit, die sich mir bot, beim Schopf zu ergreifen. Den Ausdruck im Gesicht des Obdachlosen habe ich bis heute nicht vergessen.
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Ich lernte die verschiedensten Menschen kennen und irgendwann bot sich mir die Gelegenheit, ein Football-Team in Las Vegas zu kaufen. Zu dem Zeitpunkt war die Scheidung abgeschlossen und ich hatte wieder ein Vermögen aufbauen können. Allerdings hätte ich dafür einen großen Teil davon investieren müssen. Um ganz ehrlich zu sein, die Zahlen stimmten einfach nicht. Wir schafften es nicht bis zur ersten Saison und mein Geld wurde vor meinen Augen immer weniger. Es waren die teuersten Dauerkarten überhaupt.
Ich hatte mich jedoch noch nie so lebendig gefühlt. Gut, ich hatte zwar gerade einen Haufen Geld verloren, aber dieses magische Gefühl, das ich verspürte, als ich auf den Eigentümerplätzen in dieser brechend vollen Arena Platz nahm, kann mir niemand je wieder nehmen. Zudem knüpfte ich zahlreiche neue Geschäftsbeziehungen – ich lernte Menschen kennen, die ich sonst nie kennengelernt hätte. Das führte schließlich dazu, dass ich zusammen mit fünf Geschäftspartnern FANchise gründete.
Mittlerweile beruhen all meine Entscheidungen auf einer Frage: Verbessert sich dadurch irgendwie das Leben meiner Kinder?
Es gab eine Phase, in der ich jede Nacht höchstens drei oder vier Stunden schlief. Ich hatte einen Vollzeitjob, meine Kinder und zusätzlich noch FANchise. Am Anfang hatte ich einfach nur total Angst, meine Kinder nicht mehr versorgen zu können und zu wenig für sie da zu sein. Mittlerweile beruhen all meine Entscheidungen auf einer Frage: Verbessert sich dadurch irgendwie das Leben meiner Kinder?
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Natürlich könnte ich mehr Geld verdienen, wenn ich wieder in meinem alten Job arbeiten würde, der mir Sicherheit und ein festes Einkommen bot. Eine ganze Weile dachte ich: Wie viel Geld habe ich noch übrig bis ich bankrott bin und wieder bei meinen Eltern wohnen muss? Heute versuche ich, all die Dinge zu tun, die ich leidenschaftlich gern mache und hoffe, dass es letzten Endes gelingt. Ich glaube, es gibt kein besseres Erfolgsrezept.“
Hast du eine Geschichte, die du über den finanziellen Kampf erzählen möchtest? Berichte uns mehr!
Bild: Germán González
Geposted von Hendrik Breuer: Hendrik ist Redakteur des deutschen Shopify-Blogs. Möchtest du einen Gastbeitrag veröffentlichen? Dann lies bitte zuerst diesen Leitfaden.
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Englisch auf dem Blog von shopify.com und wurde übersetzt.
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