Die Bezahlung ist ein entscheidender Teil des Einkaufs, egal wo oder was du verkaufst. Beim Onlineshopping ist sie jedoch besonders wichtig, denn hier haben Vertrauen und Sicherheit oberste Priorität.
Wenn du im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) verkaufst, hast du vermutlich schon mal etwas von der überarbeiteten Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) gehört. Es handelt sich hierbei um eine behördliche Vorschrift, die den Betrugsschutz bei Onlinekäufen erhöhen soll. Die Vorschrift wirkt sich auf Unternehmen im EWR aus.
Wir möchten sicherstellen, dass du diese relativ komplexen behördlichen Vorgaben verstehst und nicht zu viel Zeit in Nachforschungen zu diesem Thema investieren musst. Du solltest dich auf andere Bereiche deines Online-Business konzentrieren können. Deshalb haben wir hier überblickend zusammengefasst, was im Zuge der PSD2 passiert und was das für dich bedeutet.
Was versteht man unter PSD2?
Bei der Payment Services Directive 2 (PSD2) handelt es sich um einen einheitlichen Sicherheitsstandard, der die Anbieter:innen von Zahlungsdiensten dazu verpflichtet, Kundenauthentifizierungsprozesse zu optimieren. Die PSD2 geht mit neuen Vorschriften für die Beteiligung von dritten Zahlungsdienstleister:innen einher.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist die PSD2-Richtlinie?
- Welche Vorteile bringt PSD2?
- Worauf Händler:innen jetzt achten sollten
- Was bedeutet PSD2 für Shopify-Händler:innen?
Was ist die PSD2-Richtlinie?
Die PSD2 ist eine Zahlungsdiensterichtlinie, die im EWR einen einheitlichen Standard für die Sicherheit elektronischer Zahlungen regelt. Die überarbeitete Zahlungsdiensterichtlinie reguliert also die Zahlungsverkehrs-Branche in der Europäischen Union.
Mit der PSD2 wurden die europäischen Zahlungsdienste für Verbraucher:innen und Unternehmen verbessert und zugleich modernisiert. Die PSD2 fördert seither die Entwicklung innovativer Zahlungsmöglichkeiten und sorgt zudem für ein erhöhtes Maß an Sicherheit bei Online- und mobilen Zahlungen. Sie garantiert außerdem einen besseren Verbraucherschutz.
Viele rechtliche Bestandteile der PSD2 traten bereits am 13. Januar 2018 EU-weit in Kraft - zahlreiche weitere Verbesserungen sind seit dem 14. September 2019 rechtskräftig.
Welche Vorteile bringt PSD2?
Die PSD2 bringt einige wesentliche Vorteile mit sich, von denen in allererster Linie Verbraucher:innen profitieren.
Verhinderung von Betrug bei Online-Zahlungen
Die PSD2 bekämpft Betrug bei Online-Zahlungen, indem diese strenge Sicherheitsanforderungen für elektronische Zahlungen auferlegt. So werden die Finanzdaten von Verbraucher:innen besser geschützt und sichergestellt, dass die Privatsphäre von allen Marktteilnehmer:innen geachtet wird. Aber auch Online-Händler:innen profitieren indirekt davon: Wenn sich Verbraucher:innen beim Checkout sicher fühlen, trägt das auch zu einer positiven Kauferfahrung bei.
Lesetipp: Wie du deinen Checkout optimieren kannst, erfährst du in diesem Beitrag.
Offener Wettbewerb im EU-Zahlungsmarkt
Außerdem öffnet die PSD2 den EU-Zahlungsverkehrsmarkt für den Wettbewerb und stellt so zugleich die Weichen für eine innovative Zukunft in Hinblick auf Online-Zahlungsmöglichkeiten, da die neuen Vorschriften der PSD2 gleichermaßen für traditionelle Banken, innovative Zahlungsdienste aber auch neue Anbieter:innen wie beispielsweise FinTechs gültig sind. Diese genannten Akteur:innen, die häufig auch als dritte Zahlungsdienstleister:innen (TTP) bezeichnet werden, fallen nun unter die neuen EU-Vorschriften.
Stärkung der Verbraucherrechte
Die PSD2 stärkt zudem die Verbraucherrechte in vielerlei Hinsicht. Dazu gehören unter anderem eine reduzierte Haftung der Verbraucher:innen bei nicht autorisierten Zahlungen, aber auch die Einführung eines bedingungslosen Erstattungsanspruchs für Lastschriften in Euro.
Keine Gebühren bei Kredit- oder Debitkartenzahlung
Dank der PSD2 fallen seit Januar 2018 außerdem keine Aufschläge für Zahlungen mit Kredit- oder Debitkarten an. Somit gehören zusätzliche Kosten für diese Zahlungsmittel der Vergangenheit an.
Lesetipp: Du willst mehr zum Thema Unternehmensfinanzierung wissen? In unserem Artikel erfährst du alles, was du wissen möchtest.
Optimiertes Beschwerdeverfahren
Die neue Zahlungsdiensterichtlinie verpflichtet Mitgliedstaaten dazu, zuständige Behörden für Beschwerden von Zahlungsdienstnutzenden und anderen Akteur:innen zu benennen, falls sie ihre in der PSD2 verankerten Rechte verletzt sehen. Zahlungsdienstleister:innen sollten daher unbedingt ein Beschwerdeverfahren für Verbraucher:innen einrichten. Dieses kann dann im Falle einer Beschwerde vor der Einlegung von außergerichtlichen Rechtsbehelfen oder vor Gerichtsverfahren zum Einsatz kommen. Zahlungsdienstleister:innen sind seit 2018 im Rahmen der PSD2 dazu verpflichtet, jede Beschwerde innerhalb von 15 Geschäftstagen schriftlich zu bearbeiten und zu beantworten.
Schnellere und übersichtliche Zahlungsvorgänge
Eine weitere entscheidende Neuerung ist, dass User dank der Anbindung von Drittanbieter:innen an Banken schneller und unkomplizierter online Geschäfte machen können. Somit fallen zusätzliche Schritte wie ein separates Einloggen auf einer Bankwebsite für Kund:innen weg – was Kaufprozesse deutlich beschleunigt. So profitieren auch Händler:innen im E-Commerce von schneller abgewickelten Verkaufsprozessen. Außerdem können sich Verbraucher:innen mithilfe eines Kontoinformationsdienstes sämtliche Kontoinformationen von allen Zahlungskonten verschiedener Institute in übersichtlicher Form anzeigen lassen.
Lesetipp: Strategien für den Verkauf im Ausland haben wir unserem Beitrag zum Thema Cross-Border E-Commerce für dich zusammengefasst.
Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA)
Die PSD2 geht mit einer Zwei-Faktor-Authentifizierung einher, die jede Online-Zahlung noch sicherer macht. So können Daten und Zahlungskarten vor missbräuchlicher Nutzung geschützt sowie Betrugsfälle aufgelöst werden. Neben sichereren Einkaufbedingungen für Kund:innen konnten zahlreiche Online-Händler:innen dank der starken Kundenauthentifizierung (SCA) bereits Verbesserungen des Kaufverhaltens feststellen.
Worauf Händler:innen jetzt achten sollten
Da mit der PSD2 einige fundamentale Änderungen einhergehen, solltest du dich gut mit den verankerten Bestimmungen auskennen und vor allem auch Kund:innen darüber informieren.
Vorbereitung: Kenne den Rechtsrahmen
Für Online-Händler:innen sind im Rahmen der PSD2 vor allem die Zwei-Faktor-Authentifizierung und die damit einhergehenden Bestimmungen relevant. Falls an dieser Stelle schon dein Kopf wegen einer potenziellen Umsetzung raucht, haben wir zwei gute Nachrichten für dich: Zum einen gibt es keine rechtlichen Verpflichtungen für Onlineshopbetreiber:innen wie dich, die SCA umzusetzen. Darum kümmern sich Zahlungsdienstanbieter:innen. Zum anderen muss dein E-Commerce-Checkout zwar technisch auf die Änderungen vorbereitet sein, aber keine Sorge: Alle dafür nötigen Schnittstellen und Plug-ins für deinen Shop werden von Shopify für dich umgesetzt. Weitere konkrete Details zur Umsetzung der PSD2 in deinem Onlineshop erfährst du im Verlauf dieses Artikels.
Nichtsdestotrotz empfehlen wir dir dennoch, dich mit der PSD2 und allen darin verankerten Bestimmungen einmal gründlich auseinanderzusetzen, um die damit einhergehenden Änderungen in deinem Onlineshop auch zu verstehen und den Überblick zu behalten.
Lesetipp: Was ist eigentlich die DSGVO und welche Umsetzungen müssen Online-Händler:innen dabei beachten? Wir erklären es dir!
Informiere deine Kundschaft
Um Unsicherheiten, Verwirrung oder sogar Kaufabbrüche vonseiten deiner Kundschaft zu verhindern, solltest du dir die Zeit nehmen, Änderungen der PSD2, die deine Kund:innen betreffen, für diese verständlich zu erläutern. Das kannst du beispielsweise mithilfe eines Newsletters umsetzen oder aber auch in deinem Onlineshop an separater Stelle aufzeigen, was es mit der PSD2 und der SCA auf sich hat.
So schaffst du Vertrauen bzw. ein Gefühl von Sicherheit und musst keine Bedenken vor potenziellen Verlusten in den Conversions haben.
Was bedeutet PSD2 für Shopify-Händler:innen?
Für Stripe-Nutzer:innen
Wenn du in Österreich, Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Portugal, Spanien, Schweden oder im Vereinigten Königreich Stripe benutzt, ist dein Unternehmen auch vollständig auf die PSD2 angepasst und du kannst SCA ohne Änderungen anbieten (bei Stripe ist diese Information nur auf Englisch verfügbar).
Für Nutzer:innen von Checkouts von Drittanbieter:innen
Nutzt du allerdings die Gateways von Drittanbieter:innen, sind diese nicht automatisch PSD2-konform. Wir empfehlen dir hierbei, ein von Shopify zugelassenes SCA-Gateway zu verwenden und eine Verbindung mit Cardinal Commerce herzustellen. Du wirst in deinem Shopify-Admin unter Einstellungen > Zahlungen darauf hingewiesen, dass Cardinal Commerce verfügbar ist. Dort kannst du alle nötigen Änderungen vornehmen.
Lesetipp: Du stehst gerade erst in den Startlöchern, um deinen eigenen Online-Shop zu gründen? Wir zeigen dir in einem umfangreichen Guide, was du dabei alles beachten solltest.
Für Nutzer:innen von lokalen Zahlungsmethoden und Mobile Payments
Klarna oder aber auch Payment Services wie Google Pay, Apple Pay und PayPal Express sind bereits mit der Verordnung konform. Bei diesen Zahlungsdiensten musst du also keine weiteren Maßnahmen umsetzen.
Für Shopify-Payments-Nutzer:innen
Wenn du Shopify Payments in Deutschland, Irland, den Niederlanden, Spanien oder im Vereinigten Königreich benutzt, brauchst du nichts zu tun. Dein Shop ist rechtzeitig zum Stichtag am 14. September 2019 automatisch rechtskonform.
Was ist Shopify Payments?
Shopify Payments ist die einfachste Methode, Zahlungen online zu akzeptieren.
Rechnung mit Klarna, Sofortüberweisung sowie alle gängigen Kreditkarten sind automatisch integriert, ohne dass Händler:innen etwas einstellen müssten. Shopify Payments beseitigt somit den nervigen extra Schritt, Kontos bei Drittanbieter:innen anzulegen. Shopify Payments ist automatisch integriert für alle neuen Shopify-Händler:innen in Deutschland. Bereits aktive Händler:innen können ganz einfach in ihrer Shopify-Admin zu Shopify Payments wechseln.
Mehr erfahren über Shopify Payments
Fazit
Die Zahlungsdiesterichtlinie PSD2 geht mit zahlreichen Vorteilen einher. Dank der PSD2 profitieren Online-Käufer:innen unter anderem von einem erhöhten Maß an Sicherheit vor betrügerischen Angriffen, unkomplizierteren Transaktionen oder aber auch von gebührenfreien Zahlungen bei Kredit- oder Debitkarten. Händler:innen im E-Commerce hingegen profitieren von einem offenen Wettbewerb im EU-Zahlungsmarkt oder aber auch schneller abgewickelten Transaktionen. Auch wenn die mit der PSD2 und Zwei-Faktor-Authentifizierung verbundenen Änderungen auch für Online-Händler:innen mit einem gewissen Maß an Aufwand verknüpft sind, ebnen sie dennoch den Weg zu sicheren, unkomplizierten und schnellen Online-Transaktionen.
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